Kirmes Seelsorge auf der Autoscooter-Platte

Schon lange ist es Tradition auf der Klever Kirmes: Pfarrer Sascha Ellinghaus hielt vor gut 70 Gästen einen Gottesdienst am Vormittag ab. Auch Bürgermeisterin Sonja Northing war gekommen.

Kirmesmesse in Kleve: Pfarrer Sascha Ellinghaus (links) vor gut 70 Gästen am Autoscooter.

Kirmesmesse in Kleve: Pfarrer Sascha Ellinghaus (links) vor gut 70 Gästen am Autoscooter.

Foto: Evers, Gottfried (eve)

Wenn auf dem Autoscooter der Familie Breuer auf der Klever Kirmes um 10 Uhr Bierzeltgarnituren und ein Altar mit Kerzen und Kelch aufgebaut werden, dann wissen nicht nur Insider, dass die Schausteller während des neuntägigen Rummelplatzes einmal für eine Stunde abschalten können. Es ist wie schon seit Jahrzehnten katholischer Gottesdienst auf dem Festplatz, diesmal mit gut 70 Gläubigen. Und der Pfarrer sorgt  für ein Alleinstellungsmerkmal: Sascha Ellinghaus ist Deutschlands einziger Nationalseelsorger. Der 47-Jährige, in Braunschweig geboren, als Kind aber hauptsächlich in NRW aufgewachsen, ist zwischen Kiel und München Leiter der Circus- und Schaustellerseelsorge.

Dass er mal in der Circus-Manege oder bei den Schaustellern Gottesdienste, Taufen, Firmungen oder Hochzeiten abhalten würde, damit hätte er  nie gerechnet. „Ich bin zwar schon als Kind gerne  in den Circus gegangen, aber das Ganze war  eher ein Zufall“, sagt Ellinghaus. Mit 25 Jahren wurde er 1998 im Erzbistum Paderborn zum Priester geweiht. Als Kaplan im Dekanat Werl überlegte er sich mit dem Arbeitskreis Jugendpastoral, wie man sich bei über 400 Ministranten und Sternsingern bedanken kann. „Und dann kamen wir auf den Gelsenkirchener Weihnachtscircus, wo ich Kontakt mit der Circusfamilie Probst aufgenommen habe. Heute sind wir gut befreundet“, sagt der Seelsorger. Als regionale Mitarbeiter gesucht wurden, um sich ehrenamtlich für Menschen im Circus oder bei der Kirmes zu engagieren, wurde man auf  Ellinghaus aufmerksam . „Von 2002 an habe ich das ehrenamtlich gemacht und ab 2011 im Nebenamt“, sagt er. Pfarreien waren  Werl, Medebach, Lünen und Dortmund. Seit 2014 ist der Priester hauptamtlich bundesweit im Einsatz. Wie sieht beispielsweise diese Woche aus? „Am Sonntag bin ich nach drei Tagen vom Circus Probst aus Meißen zurückgekommen, Montag war ich zu Besuch auf der Düsseldorfer Rheinkirmes beim Kindergarten mit 38 Schausteller-Kindern, Dienstag in Kleve, Mittwoch in Münster am Schlossplatz,  Donnerstag beim Circus Fischer Starlight im Odenwald, wo sechs Kinder im Circuszelt getauft werden, Freitag in Arnsberg zur Firmung eines Mädchens und am Samstag nochmal in Düsseldorf.“ Im Jahr fährt er mit einem Ford Transit gut 60.000 Kilometer durch  Deutschland, um Circusunternehmen, Schausteller und Markthändler zu besuchen. Das  Altar-Equipment wie Messgewänder, Kelch, Kerzen oder Hostien hat er  dabei. Und ein „Orgamat“, eine selbsttätige  Orgel. „Da suchen die Gottesdienstbesucher immer den Organisten“, schmunzelt  er. Dass Bürgermeisterin Sonja Northing mitfeiert, freut den Pfarrer: „Das ist eine Anerkennung, dass die Stadt  die Schausteller wertschätzt.“ Die Verwaltungschefin kommt zu diesem Termin immer gerne: „Das sind nette Menschen. Hier fühle ich mich wohl.“ Und Dirk Janßen, Vorsitzender vom Schaustellerverband Kleve-Geldern, betont: „Die Messe auf der Kirmes ist eine schöne Tradition. Da kann man mal runterkommen.“

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