Schulen leiden unter Sanierungsstau Altlasten werden beseitigt

Kleve · Kleve investiert in seine Schulen. Vor Jahren wurden Mittel zur Sanierung des Freiherr-vom-Stein-Gymnasiums bewilligt. In den Sommerferien beginnen die Arbeiten am Altbau. Oberstufe muss monatelang an andere Standorte ausweichen.

 Schulleiter Timo Bleisteiner öffnet ein Fenster im Altbau. Die Einfachverglasung sitzt in sich auflösenden Fensterrahmen.

Schulleiter Timo Bleisteiner öffnet ein Fenster im Altbau. Die Einfachverglasung sitzt in sich auflösenden Fensterrahmen.

Foto: Markus van Offern

Es ist nicht die einzige Schule in Kleve, die unter einem Sanierungsstau leidet. Mit dem Begriff werden Bauten beschrieben, in denen seit Jahren notwendige bauliche Maßnahmen regelmäßig verschoben werden. Zu einem der Schadensfälle im Stadtgebiet zählt der Altbau des Freiherr-vom-Stein-Gymnasiums.

Ein prachtvolles Gebäude, das Eindruck macht. Erst beim Blick hinter die Fassade wird deutlich, dass der historische Teil sich seinen Namen redlich verdient. Doch verbessert sich die Situation hier. In diesem Jahr starten Sanierungsarbeiten.

 Blick auf die nackten Ziegel im Dachstuhl, in dem der Boden gedämmt wird. Der Vorschlag, hier Klassenräume einzurichten, wurde stets als zu teuer verworfen.

Blick auf die nackten Ziegel im Dachstuhl, in dem der Boden gedämmt wird. Der Vorschlag, hier Klassenräume einzurichten, wurde stets als zu teuer verworfen.

Foto: Markus van Offern

Es war 2008, als erstmals über das Projekt gesprochen wurde. Claus Hösen, der damalige Direktor, hatte auf die Schadensfälle hingewiesen. "Dass sich hier Teile in einem desolaten Zustand befinden, wurde mir bestätigt. Allein der Zeitpunkt für die Arbeiten wurde mir nicht genannt", sagt Hösen rückblickend. Auch Ex-Bürgermeister Theo Brauer hatte vor zehn Jahren den Bedarf erkannt, allein die Umsetzung zog sich in die Länge.

Die Mittel für die Instandsetzung des "Steins" sind schon lange bewilligt, in drei Monaten wird damit begonnen, sie auszugeben. Zunächst werden, so die Stadt, in den Sommerferien vorbereitende Arbeiten durchgeführt. Für das Jahresende ist die Auftragsvergabe geplant. Es wird damit gerechnet, dass die Sanierung im ersten Quartal 2019 beginnt.

Die Kosten für die Arbeiten sind mit 2,8 Millionen Euro kalkuliert. Was für diese Summe alles repariert, ausgebessert und erneuert werden soll, ist eine anspruchsvolle Aufgabe. So sind mehrere Maßnahmen an den drei Flügeln des Altbaus (Römerstraße, Ringstraße, Mittelbau) vorgesehen, die den Schulhof umfassen.

Zu den größeren Projekten gehört die Erneuerung der Fenster an den Außenseiten der Gebäudeteile. Während es sanierungsbedürftige Stellen gibt, die erst bei genauem Hinsehen erkannt werden, sind die Fenster ganz offensichtlich ein Fall für den Container.

Doch hat die in ebenso bröckelnden Holzrahmen sitzende Einfachverglasung gute Dienste erwiesen. Sie ist die erste, die nach dem Zweiten Weltkrieg eingesetzt wurde. Die Rahmen wurden nahezu nie gepflegt und sind dabei, sich aufzulösen.

Renovierungsbedürftig ist auch das Dach. Neue Ziegel werden hier gelegt, der Boden gedämmt und das Außenmauerwerk instand gesetzt. Im ersten Bauabschnitt sind die Dacharbeiten am Flügel zur Ringstraße vorgesehen. In einer zweiten und dritten Maßnahme dann der Mittelbau und anschließend der Flügel an der Römerstraße. Im Inneren des Schulgebäudes werden Elektrik sowie die Installationen der Trinkwasserleitungen erneuert.

Direktor Timo Bleisteiner (40) freut sich, dass jetzt in die Schule investiert und die Substanz des Altbaus verbessert wird. Noch nicht klar ist, wann die Arbeiten abgeschlossen sein werden. Bleisteiner rechnet mit dem Zeitraum von einem Schuljahr. Fest steht hingegen, dass Oberstufenschüler mehrere Monate an andere Standorte ausquartiert werden müssen. Im Gespräch ist ein Umzug zur Gesamtschule an der Hoffmannallee oder zur Lutherschule an der Hagsche Poort.

Ob die Raumkapazitäten am Freiherr-vom-Stein-Gymnasium für die nächsten Jahre ausreichen, wird derzeit untersucht. "Die Stadt erstellt dazu eine Bedarfsanalyse. Erst wenn die Ergebnisse vorliegen, kann über notwendige Maßnahmen diskutiert werden", sagt Bleisteiner.

Die Elternschaft bemängelte nicht erst einmal die Raumsituation am "Stein". Die Sachlage wird sich in absehbarer Zeit auch nicht verbessern. Im Gegenteil. Die Rückkehr zu G 9 trägt ebenso dazu bei, wie steigende Schülerzahlen in Kleve. Der Tiefpunkt ist hier aktuell erreicht. Im kommenden Schuljahr werden in Kleve 90 Kinder mehr auf die weiterführenden Schulen wechseln. Immer wieder wurde über den Ausbau des Dachstuhls im Altbau diskutiert. Genauso regelmäßig wurde die Idee wieder verworfen. Das Projekt sei zu kostspielig.

Jahrelang, so berichten Fachleute, sei in Kleve nach dem Motto "Hält noch" verfahren worden. Auch deshalb müssen jetzt gleichzeitig mehrere Schulen saniert und neu gebaut werden. Ergebnisse der Einsparungen sind eben unter anderem auch auseinanderbrechende Fenster. Das Nötigste wurde geflickt. Die Quittung dafür wird derzeit erstellt.

(jan)
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