Kleve Als Beuys seinen Rasierspiegel verlor
Kleve · Zur Abschiedsausstellung des ehemaligen Klever Museumsdirektor Drs. Guido de Werd stellt die RP zehn Meisterwerke aus der Sammlung des Museums Kurhaus Kleve vor. Heute das erst jüngst erworbene große "Mein Kölner Dom" von Joseph Beuys.
Es ist das Kunstwerk, das der großen Ausstellung im Klever Museum Kurhaus seinen Titel gibt: "Mein Rasierspiegel". Denn auch wenn die vier großen Bilder von den Domtüren "Mein Kölner Dom" untertitelt sind (offiziell firmieren sie unter "Ohne Titel, 1980") springt der in brauner Farbe aufgebrachte Eintrag "Mein Rasierspiegel fehlt!" aus den auf Leinwand vergrößerten Fotos der vier Kölner Kirchentüren heraus.
"In dieser Arbeit begegnen sich der Revolutionär der Kunst des 20. Jahrhunderts, Joseph Beuys, und sein Lehrer Ewald Mataré, dessen Nachlass das Klever Museum hütet", sagt Dr. Roland Mönig vom Klever Museum. Nicht zuletzt auch deshalb, weil ein Guss des Bronzereliefs "Das brennende Köln" von Mataré ebenfalls zu den Meisterwerken des Klever Museums zählt.
Als Mataré-Schüler hat der Klever Beuys an der Ausarbeitung der Türen mitgearbeitet, erinnerte sich später, wie sich der Akademie-Professor freute, als der Gips für den Guss, in den das Relief geschnitten wurde, endlich tatsächlich "brannte". Beuys hatte aus einem zerstörten Schwimmbad in Meerbusch die erforderlichen Mosaiksteine besorgt und sie auch in die Türen eingesetzt, sagt Mönig. In die Bischofstür — jene mit der braunfarbigen Aufschrift — baute er noch seinen Rasierspiegel ein. Es sollte etwas Blitzendes, Lichtes in die Tür, etwas das das Licht erwidert: "Ich hatte auf einmal das Bedürfnis, da müsste etwas rein, was Licht wirft", sagte Beuys im Interview 1980 zur Ausstellung über den Kölner Dom, zu der er die vierteilige Arbeit geschaffen hatte. Doch der Spiegel war da schon weg. Vermutlich schlicht heraus gefallen. Beuys hatte eine Erklärung: Man hatte nur den Mörtel für die Mosaike, der sich zwar mit den glänzenden Scherben prima verband, aber eben nicht dem Metall des Spiegels.
"Angeordnet sind die Leinwände in einer bestimmten Reihenfolge: Die erste mit der "Schöpfungstür" ließ Beuys unbearbeitet; die zweite mit der "Bischofstür" ergänzte er mit einem Pfeil auf dem Kreuz des Bischofswappens und dem Text in Braunkreuzfarbe: "mein Rasierspiegel fehlt!"; die dritte mit der "Papsttür" versah er mit einem halbierten Filzkreuz; und auf die vierte mit der "Pfingsttüre" mit dem brennenden Köln zeichnete er ein Braunkreuz", erklärt Mönig die einzelnen Bilder der Reihe im Klever Museum Kurhaus. Hier hängen die Türen des hochgotischen Doms gegenüber den Figuren des Mittelalters im Katharina-von-Kleve-Saal. Die Bilder sind 2,6 Meter hoch und fast fünf Meter lang, wenn sie nebeneinander gehängt sind.