Kreis Kleve Aktion pro Humanität - OP-Trakt in Buschklinik

Kreis Kleve · Bisher standen der Kampf gegen Aids und die Versorgung von Waisen im Zentrum der Arbeit der Aktion pro Humanität. Jetzt startet ein neues Projekt. WDR-Moderatorin Steffi Neu wirbt um Spenden.

Es gibt kompliziertere medizinische Themen als gebrochene Beine, einen entzündeten Blinddarm oder einen Kaiserschnitt. Aber wo die chirurgische Ausstattung fehlt, sind Operationen, die in Europa Routine sind, kaum möglich. Mit diesem Problem wurde bei einem Besuch in Benin Xantens Chefarzt Dr. Johannes Kohler konfrontiert. Die Kreis Klever Hilfsorganisation Aktion pro Humanität (APH) um Dr. Elke Kleuren-Schryvers hat die Installation einer Chirurgie im Centre Medical Gohomey zu ihrer nächsten Aufgabe erklärt. Im Pressegespräch stellten die Beteiligten gestern ihre Ideen vor. Mit dabei: WDR-2-Moderatorin Steffi Neu aus Uedem, die Botschafterin des Projekts wird.

HIV-Infektionsrate sinkt

Elke Kleuren-Schryvers berichtet: "Seit fast zwei Jahrzehnten fordern die Dorfältesten der ländlichen Region, in der die Aktion pro Humanität seit 1994 medizinische und soziale Aufgaben erfüllt, für die Menschen dort eine Chirurgie und eine Röntgen-Möglichkeit. Doch in den ersten Jahren unserer Arbeit in Benin mussten wir zunächst Strukturen schaffen und die Finanzierung regeln. Dann kam Aids mit all seinen medizinischen, technischen und sozialen Erfordernissen auf uns zu. Wir lagen mit unserem kleinen Buschkrankenhaus mitten in der Hochrisikozone des gesamten Landes." Zwar habe die Region noch immer die höchste HIV-Infiziertenrate in ganz Benin, aber sie sei von über zwölf auf etwas über vier Prozent zurückgegangen.

Nun, nachdem die Regierung Benins einer verstärkten Zusammenarbeit mit der APH zugestimmt habe, könne das nächste Projekt angegangen werden: der Aufbau einer Chirurgie in Gohomey. Dr. Johannes Kohler, Chefarzt am Xantener Krankenhaus, war 2012 schon einmal in Benin. Er hat hautnah miterlebt, wie sehr es den Menschen an medizinischer Versorgung fehlt. Er sagt: "Die große Armut der Menschen hat mich sehr bewegt. Beeindruckt hat mich unter anderem ein Orthopädiemechaniker, Emile, der insbesondere die Kinder sehr fachkundig und engagiert mit Schienen oder auch Prothesen versorgt."

Steffi Neu will helfen

Bevor festgelegt wird, was in dem Container, den die Helfer schicken, sein soll, müssen logistische Dinge geklärt werden — Stromversorgung, Sterilität, Röntgenmöglichkeit. "Wir werden zu Beginn sicher erst einmal eine Basis-Versorgung anbieten. Das Programm muss sich schrittweise entwickeln", sagt Kohler. Operieren werde zunächst ein Team vom St.-Josef-Hospital aus Xanten. Kohler: "Wir werden sehen, ob wir ein paar Mal im Jahr dort sein können. Unser Ziel ist es, nachhaltig zu arbeiten. Wir können uns vorstellen, einen beninischen Kollegen hier auszubilden, damit er später langfristig arbeiten kann."

Wann es soweit sein könnte? Das hänge davon ab, ob und wie schnell das OP-Container-Projekt finanziert und umgesetzt werden könne. Der Arzt hofft, dass es in ein bis zwei Jahren so weit sein könnte. Unter anderem will dabei Steffi Neu helfen, die auch an einen Besuch in Benin denkt. Die WDR-2-Moderatorin sei ja als Uedemerin mit APH aufgewachsen, sagt sie. "Seit Jahren verfolge ich mit Bewunderung, mit welchem Engagement und wie unermüdlich sich Elke Kleuren-Schryvers für die Aktion einsetzt."

Nun möchte Steffi Neu selbst etwas für die gute Sache tun, vor allem Zuhause am Niederrhein. Und selbst wenn sie im Zuge ihrer Botschafter-Tätigkeit nach Benin reisen sollte: "Ich werde mich nicht mit afrikanischen Babys auf dem Arm fotografieren lassen und auch nicht im olivfarbenen Afrikadress posieren." Nur kennenlernen möchte sie die Situation — möglichst aus eigener Anschauung.

OP-Container kostet rund 100.000 Euro

Steffi Neu findet unter anderem die Vorstellung unerträglich, dass Mütter und Kinder sterben, weil bisher Kaiserschnitte nicht möglich sind. "Dabei kostet ein Kaiserschnitt umgerechnet 150 Euro", sagt Neu. Der OP-Container kostet in der Anschaffung rund 100.000 Euro. Als pragmatische Niederrheinerin sagt die Moderatorin dazu: Diese 100.000 Euro seien natürlich viel Geld, aber da sie beruflich viel im Land unterwegs sei, Gala-Abende, Jubiläumsveranstaltungen und Firmen-Events moderiere, komme sie auch mit vielen potenziellen Geldgebern zusammen. "Ich würde mir Künstler wünschen, die für diese Sache auftreten, Sponsoren, die die Technikmiete übernehmen, einen netten Festhallenbesitzer, der uns kostenlos aufnimmt." Steffi Neu baut also auf viele Unterstützer im Jahr 2014.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort