Streit um Turnhallenbau in Kleve Klimaschutz und Klagen

Kleve · Neben dem Gustav-Hoffmann-Stadion soll eine Zweifachturnhalle gebaut werden. Dafür hat sich der Klever Rat entschieden. Gegen das Vorhaben will die Gocher WohnBau eG juristisch vorgehen.

 Blick auf die Umkleidekabine des 1. FC Kleve an der Stadionstraße.

Blick auf die Umkleidekabine des 1. FC Kleve an der Stadionstraße.

Foto: Markus van Offern (mvo)

Wenn die Zeitspanne von einem Bauvorhaben bis zur Umsetzung ein Kriterium für seine Qualität ist, dürfte die Sporthalle am Gustav-Hoffmann-Stadion ein Meilenstein in der Geschichte des Turnhallenbaus werden. Seit knapp zehn Jahren wird darüber gesprochen, dass der VfL Merkur Kleve seine Anlage an der Flutstraße verlassen soll. Vorgesehen ist, dass der Verein mit dem 1. FC Kleve ein Sportzentrum in der Oberstadt bildet. Das im Sportentwicklungsplan vorgesehene Ziel, die Vereine zu konzentrieren, ist ein gutes. An etlichen Stellen ist es bei konzeptionellen Arbeiten geblieben.

Auf der jüngsten Sitzung hat der Klever Rat sich in geheimer Abstimmung dafür entschieden, mit den konkreten Planungen für den Bau der neuen Merkur-Turnhalle zu beginnen. Standort soll der Platz neben dem Stadion sein. An der Stelle stehen jetzt historische Umkleidekabinen. Wartete der VfL Merkur jahrelang auf den Umzug, so kann es der CDU jetzt nicht schnell genug gehen. Ob die Entscheidung für den Ort und dafür, das Projekt mit Tempo voranzutreiben, darf bezweifelt werden. Denn mindestens eine Klage gegen den Standort ist wohl sicher. Manfred Tielkes, Geschäftsführer der Gocher WohnBau eG, will juristisch gegen die Umsetzung vorgehen. Das Unternehmen hat auf der gegenüberliegenden Straßenseite etliche Wohnungen gebaut und vermietet. Das Gebiet gilt als ein Vorzeigeprojekt und heißt Klimaschutzsiedlung. 94 Wohneinheiten sind errichtet worden. „Es wäre eine Katastrophe. Die Halle mit den Ausmaßen passt in keiner Weise zu dem Charakter der Siedlung“, sagt Tielkes. Ein Fachanwalt ist ausgesucht, der Geschäftsführer will seine Mieter vor der Sporthalle und einer damit verbundenen Einbuße an Lebensqualität schützen. Über den Status einer freundlichen Empfehlung an die Stadt Kleve ist Tielkes hinaus. Da könne man auch dann gleich eine Fabrikhalle hinsetzen, so der WohnBau-Chef. Das Klever Unternehmen Reppco war hier als Bauträger aktiv. Deren Geschäftsführerin Christiane Behrens ist es ebenfalls nicht egal, was entsteht. „Eine Zweifachturnhalle an der Stelle sprengt alle Ideen dieser Siedlung“, sagt sie. Die Wohnungen seien sehr gut angenommen worden. Auch wegen der Ruhe.

Tielkes ärgert sich darüber, dass entgegen ursprünglicher Angaben jetzt eine Zweifachhalle entstehen soll. „Da war nie die Rede von. Es ging immer nur um eine Einfachturnhalle.“ In der Kurve von der Stadionstraße Richtung Merowingerstraße, wo ein Stück Rasenfläche liegt, sollen jetzt Parkplätze entstehen. Für die Fläche sei ebenfalls etwas völlig anderes kommuniziert worden, so der Geschäftsführer. Wohnbebauung war hier vorgesehen.

Eine Nachfrage beim VfL Merkur hätte gereicht, um die Planungen zum Thema Stellfläche besser bewerten zu können. So kommen etwa bei einem Meisterschaftsspiel der VfL-Footballer 60 Spieler der eigenen Mannschaft, plus die 60 des Gegners. Alles fährt über die Stadionstraße zur Halle, um sich dort umzuziehen. Merkur-Vorsitzender Helmut Tripp: „Unsere Gegner brauchen drei Umkleidekabinen. Die kommen mit drei Spielern in einem Auto, plus unsere Mannschaft und die Schiedsrichter. Jetzt parken wir auf dem Edeka-Parkplatz bei Brüggemeier. Ich bin gespannt, wie das an der Stadionstraße gelöst werden soll.“ Spiele sind samstags, zeitgleich mit den Jugendfußballpartien des 1. FC Kleve.

Als ein alternativer Standort wurde stets der Parkplatz an der Bresserbergstraße diskutiert. Hinter der Tribüne des Stadions sehen die Vereine 1. FC Kleve und VfL Merkur Kleve den besseren Standort für die Halle. FC-Vorsitzender Christoph Thyssen favorisiert den Ort auch deshalb, um dem Tribünen-Rohbau eine sinnvolle Nutzung zu geben. So böte sich die Möglichkeit, die Umkleidekabinen in die Tribünen-Räume zu integrieren. Das spart Kosten. Platz für einen Versammlungsraum, den beide Vereine dann nutzen wollen, wäre ebenfalls. Gemeinsam kommen VfL Merkur und 1. FC Kleve auf knapp 2000 Mitglieder. Thyssen versteht nicht, warum sich die CDU nicht mehr an die mit der Politik und Verwaltung abgestimmte Vorgehensweise zur Entwicklung eines Gesamtkonzepts hält. Tripp betont: „Wir haben vor der Ratssitzung mit Verwaltung und Politik zusammengesessen und nahezu alles geklärt. Plötzlich sind andere Entscheidungen getroffen worden. Der 1. FC und wir wollen dasselbe.“ Die Christdemokraten sahen beim Turnhallenbau akuten Handlungsbedarf. „Wir sollen eine Aufstellung darüber machen, wann Hallenzeiten benötigt werden. Die anderen sollen an die Schulen vergeben werden.“ CDU-Fraktionschef Wolfgang Gebing betonte nämlich, mit Blick auf die Schulen solle jetzt eine Festlegung erfolgen. Geklärt werden muss allein, welche Schulen gemeint sind. Das Freiherr-vom-Stein-Gymnasium nicht. Direktor Timo Bleisteiner erklärt, die Dreifachhalle an der Flandrischen Straße würde ausreichen. Als zweite weiterführende Schule käme noch die Joseph-Beuys-Gesamtschule in Frage. Das Schulkonzept sieht jedoch keine Doppelstunden von 90 Minuten vor, sondern Blöcke von 68 Minuten. Ursula Fischer, stellvertretende Schulleiterin, hätte lieber eine zweite Halle am Standort. Denn es braucht Zeit, bis Schüler von der Hoffmannallee aus umgezogen in der Halle stehen.

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