Kranenburg Ärger auf offener Straße

Kranenburg · Seit mehr als 30 Jahren gibt's in Kranenburg den Qualitätskreis: Ein Zusammenschluss von Gewerbetreibenden. Die Runde steht vor der Auflösung. Eine Rolle spielt dabei die Unzufriedenheit über die Situation auf der Großen Straße.

Roy Langenberg hat ein kleines, gemütliches Geschäft im Herzen der Gemeinde Kranenburg. Auf der Großen Straße bietet er in seinem Laden mit dem einprägsamen Namen "Kunst & Kitsch" seit 2001 Mode-Accessoires an. Er war bislang immer zufrieden. Doch diese Zeit ist vorbei, seitdem in Kranenburg die Große Straße umgebaut wurde. Nach der Neugestaltung kennt sein Geschäftsergebnis nur eine Richtung: abwärts. "Ich stehe jetzt manchmal einen Tag im Geschäft und kann zwei Kunden begrüßen. Ich weiß nicht, wie lange ich das noch durchstehen kann", sagt der 50-Jährige, der klarstellt: "Mit der Wirtschaftskrise hat das nichts zu tun. Den Einbruch hatte ich schon vorher."

Miserable Situation

Nicht nur Langenberg macht die Situation auf der Großen Straße in Verbindung mit dem nahe gelegenen neuen Kranenburger Einkaufszentrum für die miserable Situation verantwortlich. Wenn die Entwicklung so anhält, wird auch sein Geschäft in naher Zukunft den Weg alles Irdischen gehen und den Betrieb einstellen.

Die Geschäftsleute in der Kranenburger City haben immer wieder auf die verschlechterten Bedingungen hingewiesen. Christoph Breuckmann (39), der dort in zweiter Generation ein Optiker-Geschäft führt, macht wie Langenberg auch die fatale Parkplatzsituation mit dafür verantwortlich: "Von 43 Parkplätzen sind nur noch 19 geblieben. Das kostet Kunden und ist geschäftsschädigend. Heute ist die Situation eben so, dass jeder direkt vor dem Geschäft parken möchte." Das Begehren nach mehr Stellflächen blieb bei der Gemeinde ebenso ungehört, wie der Wunsch von Schülern nach mehr Feiertagen. Auch habe die Qualität abgenommen, auf der Straße spazieren zu gehen, so Langenberg: "Man muss ständig aufpassen, nicht überfahren zu werden. Kunden sagen mir, es sei nicht mehr so gemütlich."

Mittlerweile schreckt die Situation auf der Großen Straße schon potenzielle Investoren für Neueröffnungen ab. So wollte die Kette "family" eine neue Filiale eröffnen und war sich mit dem Vermieter bereits einig. Eine Woche wollte man noch die Situation vor Ort untersuchen. Dann trat man dankend von der Eröffnung zurück: Nichts los. Wenn eine Eröffnung, dann im neuen Kranenburger Einkaufszentrum. Und genau dem stehen die Geschäftsleute der Großen Straße mit gesunder Skepsis gegenüber. Was noch wohlwollend umschrieben ist. "Seit zwei Jahren wird uns versprochen, dass es eine Anbindung gibt vom neuen Einkaufszentrum an die Große Straße", sagt Breuckmann. Nichts sei passiert, so der Optiker. Für Breuckmann und Langenberg ist das Einkaufszentrum mittlerweile ein Magnet, der auch die Kunden von der Großen Straße wegzieht. "Und ich habe derzeit nicht den Eindruck, dass sich dies noch mal ändern wird", sagt Langenberg.

(RP)
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