Kleve Abriss des Rathauses hat begonnen

Kleve · Ab heute ist die Bau-Firma Tönnissen für zwei Jahre der Besitzer des Rathauses in Kleve. Die Entkernungsarbeiten haben begonnen, Ende des Monats folgt der komplette Abriss. Bis Oktober soll das Gebäude verschwunden sein.

 Bürgermeister Theo Brauer sitzt Probe im Bagger: Am Montag begannen offiziell die Abrissarbeiten des Klever Rathauses.

Bürgermeister Theo Brauer sitzt Probe im Bagger: Am Montag begannen offiziell die Abrissarbeiten des Klever Rathauses.

Foto: Gottfried Evers

Die kahlen Fenster geben Einblick in leer geräumte Büros, an der Tür hängt noch ein Hinweis für Besucher der "Abrissparty". Verwaltungsmitarbeiter haben ihre jahrzehntelange Bleibe zum Abschied noch einmal gebührend hochleben lassen. Jetzt aber ist die letzte Feier gefeiert, die letzte Schlacht im Ratssaal geschlagen. Das Rathaus, das seit der Nachkriegszeit Anlaufstelle für viele Klever Bürger war, steht leer. Der 29. Juli 2013 wird als der Tag in die Geschichtsbücher eingehen, an dem der Abriss des Klever Verwaltungssitzes begonnen hat.

Das Gelände wurde am Montag großflächig eingezäunt, Baucontainer aufgestellt. Handwerker machen das Rathaus zur Großbaustelle. "Montag haben die Stadtwerke Gas und Wasser gekappt, Dienstag wird der Strom abgestellt", sagt Thomas Mutz vom Gebäude-Management der Stadt Kleve. Teilgenommen an dem historischen Termin hat auch Bürgermeister Theo Brauer. "Über 30 Jahre lang war dieses Gebäude Teil meines politischen Lebens", blickt Brauer zurück — und sogar noch mehr. "Hier wurde ich sogar schon operiert, als hier noch das Krankenhaus untergebracht war", sagt der Bürgermeister. Viele Erinnerungen verbinden ihn und seine Verwaltungsmitarbeiter mit dem Haus, auf manche hätten sie verzichten können. Wie etwa, als im Winter vergangenen Jahres die Heizung ausfiel und die Temperatur in den Büros auf fünf Grad sank. "Das wird im neuen Rathaus nicht mehr passieren", sagt Brauer.

"Jetzt beginnt der Abriss von innen nach außen", erklärt Thomas Mutz. Drei bis vier Wochen dauere die Entkernung. In der letzten August-Woche sollen dann die großen Abriss-Bagger anrollen, die das Gebäude dem Erdboden gleichmachen. Allerdings nicht alles davon: ein kleiner Teil, dessen Bausubstanz bis in die Mitte des 18. Jahrhunderts zurückreicht und unter Denkmalschutz steht, bleibt erhalten und wird technisch saniert. Gerettet wird auch das Relief der Justitia von Friedrich Kostodis neben dem Haupteingang. Ursprünglich noch für das alte Rathaus gebaut, zieht es jetzt schon in den dritten Verwaltungssitz. "Wo genau das Wappen, das sich an der Außenwand des Ratssaals befindet, und die Justitia hinkommen, wissen wir noch nicht. Es wird aber wieder eine prominente Stelle", sagt Mutz.

Auch wenn nicht alles abgerissen wird: "Vier Fünftel des Rathauses bauen wir neu", sagt Manfred Raith vom Gebäude-Management. Der Besitzer ist derweil nicht mehr der Stadt, sondern der Bau-Unternehmer Tönnissen. "Um 9 Uhr haben wir am Dienstag die physische Übergabe", sagt Mutz.

Ende Oktober sollen die Abriss-Arbeiten abgeschlossen sein, dann wird mit dem eigentlichen Bau des neuen Rathauses begonnen. "Wir haben eine Bauzeit von 24 Monaten eingeplant", sagt Thomas Mutz. Böse Überraschungen erwartet er dabei nicht. "Die Kosten von knapp 11,6 Millionen Euro sind gedeckelt — bis zur letzten LED-Leuchte", sagt er. Wenn alles nach Plan läuft und 2015 das neue Rathaus steht, wird nicht Theo Brauer, sondern bereits ein neuer Bürgermeister den Bau eröffnen. "Eigentlich schade, dass ich den neuen Ratssaal nicht erlebe. Vielleicht setze ich mich ja ein Mal hinten rein", sagt er und lacht.

(RP)
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