Kleve Ab sofort Rohkost statt Chips

Kleve · Mehr als 60 haben sich beworben, fünf sind es geworden: Rolf Passens, Josy High, Ruth Brüne, Karl-Heinz Kersjes und Dietmar Leimann lassen sich vom Klever Krankenhaus beraten. Die RP begleitet das einjährige Projekt.

Ein Jahr Ernährungsberatung: Wir nehmen ab
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Ein Jahr Ernährungsberatung: Wir nehmen ab

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Da sitzen sie nun: Rolf Passens, Josy High, Ruth Brühne, Karl-Heinz Kersjes und Dieter Leimann — alle fünf sind übergewichtig, alle fünf möchten abnehmen. Auf dem Tisch vor ihnen steht Wasser, Rohkost und Kräuterquark. Keiner nimmt. "Normalerweise gibt es Chips und Erdnüsse", sagt Kersjes. Er sagt es leise. Und das ist der Punkt.

Alle fünf wissen, was ihr Problem ist. Es ist die falsche Ernährung und der Wille zugleich. Die Kombination aus beidem, die bisher nicht zum Erfolg, zum Wunschgewicht führte. Das soll sich fortan ändern. Für ein Jahr nehmen sie an einer kostenlosen und umfangreichen Ernährungs- und Lebensstilberatung teil. Die Rheinische Post begleitet das Projekt.

Mehr als 60 Personen haben sich bei der Informationsveranstaltung "Gewicht, Ernährung und Bluthochdruck" des St.-Antonius-Hospitals Kleve, bei der etwa 120 Bürger zu Gast waren, um einen Platz für das Pfundepurzeln beworben. Entschieden hat das Los. "Mit diesem Andrang haben wir selbst nicht gerechnet", sagt Dr. Ulrich Tholl, Chefarzt Medizinische Klinik III. Er und sein Team, Diabetologin Dr. Katleen Döring, Dagmar Paessens, Diät- und Diabetesberaterin sowie Gabriele Buckermann, Diabetesberaterin, stehen den fünf Auserwählten zur Seite. "Die richtige Ernährung soll irgendwann so selbstverständlich wie Auto fahren sein", so fasst Döring das Ziel der Zusammenarbeit zusammen. Doch erst einmal ist Kennenlernrunde.

Rolf Passens aus Grieth, 65 Jahre alt und 105 Kilogramm schwer, findet es toll, dass er im Supermarkt sehen kann, wie viel Kalorien die verschiedenen Joghurts haben, nur leider isst er sie nicht. Stattdessen sammelt der Rentner die Rezepte aus dem Diabetiker-Heftchen. Seit nunmehr 15 Jahren leidet er an Diabetes mellitus.

Josy High hat sie alle durch: Diätberatung, Weight Watchers — keine Abnehmkur half, der Jo-Jo-Effekt kam immer wieder. Jetzt hat die 54 Jahre alte Krankenschwester aus Kleve genug davon. Schon seit der Informationsveranstaltung kauft sie anderes ein. Ihr Problem. "Ich esse zu viel, aber ich will es schaffen, ich will den inneren Schweinehund besiegen", sagt High.

Ruth Brüne, 41 Jahre alt, hat bereits 20 Kilogramm abgenommen. Doch die Bedburg-Hauerin hat immer noch einen BMI von 39 bei 178 Zentimeter Körpergröße. "Es hängt. Ich brauche jemanden, der mich an die Hand nimmt", so Brüne. Mit ihrem Mann macht sie zweimal in der Woche Sport, doch ihr größtes Laster ist und bleibt die Schokolade: "Die könnte ich immer und immer wieder essen."

Karl-Heinz Kersjes hat gegen ein "Schwein" geguckt. Dies hatte ihm seine Frau in den Kühlschrank gestellt. Früher hat der 58 Jahre alte Bürokaufmann Tennis und Fußball gespielt, heute ist er nur noch eins: faul. Ob Mayo- oder Null-Diät, Herbalife oder "Abnehmen mit Verstand" — nichts hat wirklich geholfen. Er soll vor allem länger als vier Wochen anhalten, so Kersjes. Schließlich mache das Einkaufen von neuen Sachen so viel Spaß.

Dietmar Leimann, 41 Jahre alt, wog 90 Kilogramm, als er seine Frau heiratete. Jetzt bringt er satte 122 Kilo auf die Waage. "Ich bin glücklich, dass meine Frau noch da ist. Ich bin ja schließlich ein ganz anderer Mann geworden", sagt der Justizbeamte, der den Geburtstag seiner Kollegen gerne mit Süßigkeiten feiert. Und auf der Schwanenburg sind mehr als 100 Mitarbeiter beschäftigt. Auch Zuhause sei immer etwas da. Frühstück, Zwischenmahlzeit, Mittagessen, kleiner Snack für zwischendurch, Abendessen und vor dem Fernseher eine Tüte Chips — Leimann weiß, dass sein Tagespensum zu groß ist. "Ich habe aber Hunger", so Leimann.

(RP)
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