Kleve 775 Jahre lang eine weltoffene Stadt

Kleve · Auf dem Koekkoek-Platz feierten die Klever den Geburtstag ihrer Stadt. Bundesbauministerin Barbara Hendricks (SPD) und Bürgermeisterin Sonja Northing begrüßten die Gäste. Kleve darf sich jetzt auch "Fair-Trade-Town" nennen.

Kleve: Streetfood-Festival 2017 und Stadtfest
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Foto: van Offern, Markus

Kleve ist an seinem 775. Geburtstag eine weltoffene, tolerante und multikulturelle Stadt im Herzen Europas. Das attestierte Bundesbau- und Umweltministerin Dr. Barbara Hendricks (SPD) ihrer Heimatstadt beim Auftakt der Geburtstagsfeier auf dem Koekkoek-Platz, zu dem sie auch die Geburtstagsgrüße der Bundesregierung mitbrachte. Die Stadt habe heute nach der fast vollständigen Zerstörung Kleves im Zweiten Weltkrieg wieder den jetzigen Wohlstand erreicht, weil man 72 Jahre lang miteinander im Frieden gelebt habe. Die Stadt und ihre Bürger könnten auf eine lange Geschichte zurückblicken, sagte die Ministerin und ließ Kleves Geschichte wie nebenbei Revue passieren. Wenn man sie frage, wo das denn sei, sage sie immer, Kleve ist da, wo der Rhein über die Grenze fließt. Und: "Es war eine der drei Residenzstädte Preußens und Brandenburgs, Kleve - Berlin - Königsberg, beide waren von Berlin rund 600 Kilometer entfernt". Als Bundesbauministerin sagte sie, dass die Stadt nach 775 Jahren immer noch zu den Boom-Städten gehöre. Hendricks hatte an dem Tag allen Grund zu feiern - wurde sie doch 65 Jahre alt. Ohne aber, wie sie betonte, im Rentenalter angekommen zu sein.

775 Jahre Stadtgeburtstag wurde mit einem ganztägigen Feier auf der Bühne vor Haus Koekkoek begangen - ganz nach dem Motto "Von Klevern für Klever", wie Bürgermeisterin Sonja Northing bei ihrer Begrüßung erklärte. Dreh- und Angelpunkt für alle Klever sei die Schwanenburg, deren Bild die Stadt bestimme, man lebe in der Stadt und doch im Grünen. Zudem zeichne sich Kleve durch (Quer-)Denker aus: "Ich erinnere an Anacharsis Cloots und Joseph Beuys", sagte Northing. Der eine verstand sich als Redner des Menschengeschlechts und starb unter der Guillotine, der andere revolutionierte nach dem Krieg das Kunstgeschehen in der jungen Bundesrepublik.

Erst nach und nach füllte sich der Platz vor der Festbühne, auf der nach den Reden von Northing und Hendricks Transfair-Botschafter Manfred Holz die Stadt am Rande der Republik zur 449. Fair-Trade-Town in Deutschland und zur 115. in Nordrhein-Westfalen ernannte. Deutschland sei ein dynamischer Markt für fair gehandelte Waren, liege aber immer noch deutlich hinter der Schweiz und Großbritannien, wo die Menschen in der Summe ein Vielfaches für fair gehandelte Waren ausgeben. Die Verleihung ist auch eine Anerkennung für die kontinuierliche Arbeit der Steuerungsgruppe seit 2015. "Es sollte eine gesellschaftliche Selbstverständlichkeit sein, dass wir fair handeln", sagte Michael Rübo als Sprecher der Lenkungsgruppe. Das weiß auch Klever Vorzeige-Ritter Lohengrin, der sich vom Trubel auf dem Platz nicht beirren ließ: Jonas, Simon und Nina von der 5a des Konrad-Adenauer-Gymnasiums spielten die Geschichte des Ritters in Brasilien in einem Stockpuppentheater. Auf der großen Bühne trommelten die Konga Quings unter Leitung von Bruno Jansen die Passanten so richtig in Stimmung und kamen ohne Zugabe nicht von der Bühne, auf der mit Markus Kock das Programm startete. Der Klever Karnevalist und Comedian wusste, dass der Urknall sich verzögert hatte, weil die Bagger von Look nicht in die Gänge gekommen waren und nach dem Urknall sofort in Klever und Gocher unterschieden wurde und es einen Platz in Kleve gab. Auch hätten die Klever eine Tradition: "Wir reißen Gebäude ab und bauen sie genauso wieder auf wie vorher. Das haben wir mit dem Rathaus so gemacht und mit dem Getreidespeicher - das ist alles dasselbe", erzählte der Kabarettist. Schränkte dann aber ein, er habe sich von den Studenten eines Besseren belehren lassen müssen: in den Getreidespeicher sei jetzt immerhin "Wissen" eingezogen . . .

(RP)
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