Kleve/Kranenburg 72-Jähriger als Drogenkurier angeklagt

Kleve/Kranenburg · Ein Niederländer aus Kranenburg soll zweimal je 20 bis 30 Kilogramm Rauschgift – darunter Amphetamin und Kokain – über die Grenze bei Elten eingeführt haben. Der Angeklagte gibt an, Geld für seine kranke Tochter gebraucht zu haben.

 Immer mehr Senioren landen als Angeklagte vor Gericht. Diese drei Männer – 64, 74 und 73 Jahre alt – machten als "Opa-Bande" 2005 Schlagzeilen, nachdem sie 14 Banken überfallen hatten und sich dafür vor dem Landgericht Hagen verantworten mussten. Das Trio wurde zu neun bis zwölf Jahren Haft verurteilt.

Immer mehr Senioren landen als Angeklagte vor Gericht. Diese drei Männer – 64, 74 und 73 Jahre alt – machten als "Opa-Bande" 2005 Schlagzeilen, nachdem sie 14 Banken überfallen hatten und sich dafür vor dem Landgericht Hagen verantworten mussten. Das Trio wurde zu neun bis zwölf Jahren Haft verurteilt.

Foto: dpa

Ein Niederländer aus Kranenburg soll zweimal je 20 bis 30 Kilogramm Rauschgift — darunter Amphetamin und Kokain — über die Grenze bei Elten eingeführt haben. Der Angeklagte gibt an, Geld für seine kranke Tochter gebraucht zu haben.

Ein kleiner Dienst unter Freunden — so stellte der 72-Jährige aus Kranenburg die ihm vom Staatsanwalt vorgeworfenen Drogenkurierfahrten dar. Sein Kumpel, mit dem er regelmäßig Karten spielt und der seine Rente mit regelmäßigem Rauschgiftschmuggel aufbessert, sei verhindert gewesen. Also sei er kurzerhand eingesprungen. Außerdem habe er mit der Entlohnung für den Drogenschmuggel seine nierenkranke Tochter unterstützen wollen. Dies geht aus einer Erklärung hervor, die der Anwalt des Angeklagten gestern der 1. Strafkammer des Landgerichts Kleve unter Vorsitz von Richter Jürgen Ruby vortrug.

Sein Freund habe ihn nach der gemeinsamen Pokerrunde im Casino in Nimwegen gefragt, ob er nicht Lust habe, zwei Drogenfahrten für ihn zu übernehmen, berichtete der angeklagte Niederländer. Da habe er nicht lange gezögert, zumal die Entlohnung von jeweils 1500 Euro ihm verlockend erschien, sagte der 72-Jährige weiter. Zehn Kilogramm Marihuana, so habe ihm sein Kumpel gesagt, seien jeweils aus den Niederlanden nach Deutschland zu bringen. Während er Mitte Juni dieses Jahres in einem Schnellrestaurant einen Kaffee getrunken habe, habe ein Drogenhändler ihm eine schwarze Sporttasche in den Kofferraum gepackt. Dann sei er zu dem Ziel gefahren, das ihm seine Hintermänner per Handy angaben — Berlin. So lautete das Geständnis des 72-Jährigen.

Was der betagte Drogenkurier im Juni nicht wusste: Zollfahnder waren ihm auf die Schliche gekommen, hörten sein Handy ab und verfolgten jede Bewegung seines Autos mit einem Peilsender. Bei einer zweiten Drogenfahrt, nur eine Woche später, schnappte die Falle zu. Als der 72-Jährige in Berlin die Drogen abliefern wollte, nahmen ihn die Ermittler fest. Im Kofferraum seines Autos lag die Sporttasche. Darin befanden sich nicht zehn Kilogramm Marihuana, sondern die doppelte Menge. Eine Woche zuvor, so konnten die Fahnder ermitteln, waren es "nur" 4,4 Kilo Marihuana, doch zusätzlich noch 21 Kilo Amphetamin und 3,2 Kilo Kokain, die in der Tasche gesteckt hatten.

"Das habe ich nicht gewusst", sagte der ältere Mann nun vor Gericht. Den Namen seines Kumpels, dessen Kurierfahrten er übernommen haben will, nannte der 72-Jährige nicht — obwohl dieser ihn möglicherweise tüchtig hereingelegt hatte. Denn in der Sporttasche waren nicht nur weit mehr Drogen als der Zockerkumpane angegeben hatte. Der 72-Jährige bekam nach eigenen Angaben vom dem versprochenen Geld auch nie etwas zu Gesicht. Staatsanwalt Ralf Trepmann meinte zu dieser Aussage: "Sie sind richtig verarscht worden."

Der Prozess wird in einer Woche fortgesetzt. Dann wird auch zu klären sein, was den 72-Jährigen zu den Taten getrieben hatte. Die Kosten für die Dialysebehandlungen seiner Tochter übernimmt die Krankenkasse. Zusammen mit seiner Frau bringt er es auf eine stattliche Rente. Und in einem Schließfach hatte der Angeklagte nach eigenen Angaben 22 000 Euro gebunkert.

(RP)
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