Kleve Hochschule diskutiert über Genderrollen

Kreis Kleve · Etwa 60 Interessierte nahmen an der Podiumsdiskussion an der Hochschule teil.

Studierende, Professorinnen, Christen, Muslime und Atheisten – rund 60 Interessierte kamen zur Tagung „Gendergerechtigkeit in Theologie und Weltanschauung“ in die Hochschule Rhein-Waal. In einem Impulsreferat schilderte Professorin Friederike Benthaus-Apel, Evangelische Hochschule Rheinland-Westfalen-Lippe, Ergebnisse einer Forschung mit dem Titel: „Feminisierung oder (Re-)Maskulinisierung christlicher Religion?“. Frauen seien vor allem in früheren Zeiten für die (religiöse) Bildung der Kinder zuständig gewesen, so Benthaus-Apel. Weiterhin sei davon auszugehen, dass mit der Abnahme eines traditionellen Geschlechterrollenmodells und der Zunahme außerhäuslicher Formen der Bildung und Erziehung in Kindertagesstätten und Schulen, sich herkömmliche Formen der religiösen Sozialisation in den Familien mit verändern und diese Aufgabe zwischen beiden Elternteilen neu ausgehandelt werden müsse, so Benthaus-Apel.

Nigar Yardim ist muslimische Theologin aus Duisburg. Sie hat an einer Handreichung mitgearbeitet, welche Genderrollen in der muslimischen Welt aufzeigt. „Es wird keine Rolle empfohlen oder aufgezwungen“, sagte sie während der Podiumsdiskussion. Denn: „Wir müssen uns nur vor Gott verantworten.“ Sie forderte, dass Frauen nicht nur Basare organisieren und den Haushalt führen, sondern mitreden, mitentscheiden dürfen. Wie die Vertreterin der Klever Bahai- Gemeinde, Azin Messing, sieht sie Bildung als zentralen Schlüssel zu mehr Gerechtigkeit. Superintendent Pfarrer Hans-Joachim Wefers wollte sich nicht damit zufrieden geben, dass Frauen der Weg in kirchliche Leitungsämter ja offen stünde. „Wir müssen schauen, woran es liegt, dass sie ihn nicht beschreiten.“ Seine grundlegende Motivation beim Genderthema sei die Gerechtigkeit für alle Menschen.
Henrike Lerch vertrat den Humanistischen Verband NRW. Dessen 500 Mitglieder glauben nicht an Gott, organisieren aber weltliche Feiern wie Namensfeiern oder Trauerfeiern. „Gendergerechtigkeit spiele im Verband als Thema keine große Rolle“, so Lerch. Der von Andrea Blome (Münster) moderierten Diskussion folgten Mittagspause und Workshops.

Die Mitinitiatorin der Tagung und Genderbeauftragte des Kirchenkreises Kleve, Ellen Kley-Olsen aus Kerken, war von der Veranstaltung vor allem wegen „der Verschiedenheit der Referentinnen, der Einbindung kirchlicher und kirchenkritischer Menschen, sowie der gut vorbereitete Moderation eines komplexen Themas“ begeistert.

(RP)
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