Kleve 50 Throne für das Kurhaus

Kleve · Carl Andre gehört zu bedeutenden Vertretern des Minimalismus. Das Museum Kurhaus Kleve präsentiert den Amerikaner aus Quincy, Massachusetts, der seit Jahren in New York lebt in einer großen Einzelausstellung mit 23 raumgreifenden Skulpturen, Arbeiten auf Papier und eine Außenskulptur.

Carl Andre im Museum Kurhaus Kleve
16 Bilder

Carl Andre im Museum Kurhaus Kleve

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Wenn Carl Andre am 5. Mai in Zürich mit dem mit 150 000 Schweizer Franken am höchsten dotierten europäischen Kunstpreis, den Haftmann-Preis, gewürdigt wird, ist das Museum Kurhaus Kleve das Einzige in Europa, das eine wunderbare Übersicht über seine Werke bieten kann. Von den konkreten Gedichten — der Bildhauer war angetreten, Lyriker zu werden — bis zu den beeindruckend raumgreifenden Skulpturen lässt die Ausstellung "Carl Andre" ahnen, wie der Amerikaner aus Quincy, Massachusetts, in 50 Schaffens-Jahren die Kunstwelt beeinflusste.

Skulptur schneidet in den Raum

Ausgehend von einer Ausstellung bei Konrad und Dorothee Fischer (deren Sammlung gerade erst im Kurhaus abgebaut wurde), veränderte er von Düsseldorf aus die Kunstwelt, fand gerade in den Niederlanden die ersten Sammler. Er hatte einen ganz neuen Blick auf Skulptur, die nicht mehr bearbeitet, behauen wird, sondern aus einfachen Materialien besteht, gar übersehen werden kann, weil der Besucher auf dieser Skulptur steht. Wie bei Andres erster Ausstellung in Fischers Galerie. "Es ist nicht der Bildhauer, der in das Material schneidet, sondern die Skulptur schneidet in den Raum", erklärt die Dr. Roland Mönig, kommissarischer Leiter des Museums Kurhaus, der die Ausstellung kuratierte, die Arbeit Andres. Diese Sicht sei damals genau so revolutionär gewesen wie parallel dazu Beuys Ansatz zur interaktiven, sozialen Plastik, sagt Mönig weiter. Wie die Arbeiten Andres den Raum verändern, wie einfachste Formen, Holzblöcke die Säle besetzten, zeigt die Ausstellung im Kurhaus, dessen Räume wie gemacht für diese Kunst sind.

Faszinierend die 50 Throne aus den gleichen Blöcken in der Wandelhalle wie der Tunnel im Oberlichtsaal, der zu Leben scheint, das Haus mit dem Knacken des arbeitenden Holzes erfüllt. Während die Throne aus hellem Douglasienholz trotz gleicher Kantenlängen leichter erscheinen, wirkt der Tunnel aus dunklem Tropenholz schwer wie die Tore in der Galerie zum Reichswald hinaus. Vor dem Tunnel liegt ein Platz aus rostenden Stahlplatten, die die lichte Halle erden. Und — so gar nicht wie im Museum — sogar Kunst ist, die betreten werden darf. Denn man solle diese Skulptur auch fühlen können, meint Mönig.

"Ich habe mein ganzes Leben als Erwachsener darauf verwendet, Massen zu kombinieren, um Skulpturen zu bilden", sagt Andre. Wie in Kleve: Geschlossen wie offen, gereiht oder getürmt. Dabei gibt Andre, nachdem er die Skulptur erstmals selbst errichtet hat, den exakten äußeren Rahmen vor — wo welcher Stein oder welcher Balken liegt, bleibt dem überlassen, der sie aufstellt. Anders dagegen ein Federstahl — hier überlasst es der Amerikaner dem Material, wie sich die Skulptur entwickelt, wenn der Stahl sich auf der Erde selbst aufgrund seiner Spannung legt.

(RP)
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