Ausstellung Porträts Bildnisse und steinerne Köpfe in Kalkar

Kalkar · Das Städtische Museum Kalkar und der Verein der Freund Kalkars zeigen etwa 50 Werke aus ihren Sammlungen zum Thema Porträt, vom Ölgemälde  über Kupferstiche und Grafiken bis hin zu Fotografien, Büsten und Totenmasken.

 Gudrun Siekmann und Lioba Rochell (von links) erläutern im Städtischen Museum Kalkar die Porträt-Ausstellung.

Gudrun Siekmann und Lioba Rochell (von links) erläutern im Städtischen Museum Kalkar die Porträt-Ausstellung.

Foto: Markus van Offern (mvo)

Sie waren viele Jahre „unsichtbar“, weil auf einem Dachboden und in keinem guten Zustand. Dann wurden sie wieder „vorzeigbar“ gemacht, also fachgerecht restauriert. Nur wenige konnten sie sehen, denn es war Corona-Zeit. Nun aber können wieder Ausstellungen gezeigt werden im Städtischen Museum Kalkar, und die beiden großformatigen Bildnisse der Eltern des Kalkarer Bürgermeisters Alard Gerhard Hellendorn (1684 bis 760) empfangen den Besucher der Ausstellung „Porträts“, die derzeit im Museum an der Grabenstraße zu sehen ist.

Der Maler der beiden Werke ist unbekannt. Die Geschichte der Bilder fasst Alois van Doornick, Pastor der Kalkarer Pfarrgemeinde St. Nicolai, in einem ausführlichen Aufsatz zusammen und erklärt auch die Geschichte der Hellendorn-Stiftung. Der Jurist Alard Reinier Hellendorn aus Deventer heiratete 1679 Katharina Magdalena Grondt. Sie war die Tochter des reichen Kalkarer Bürgermeisters Gerhard Grondt. Ihr Sohn, der Kalkarer Bürgermeister Alard Hellendorn, blieb kinderlos und vermachte sein Vermögen einer Stiftung für Bedürftige in Wissel und Griethausen. Die Porträts seiner Eltern sind Teil seines Vermächtnisses. Sie sind Anlass der Ausstellung, die das Porträt als ein Hauptthema der Kunst präsentiert.

„Wir haben uns gedacht: warum nicht einmal weitere Porträts zeigen und dieses Thema vertiefen?“, sagt Museumsmitarbeiterin Gudrun Siekmann, die die Idee hatte. Zu sehen sind etwa 50 Exponate aus den Sammlungen des Städtischen Museums und des Vereins der Freunde Kalkars. Gezeigt wird auch der Wandel der Porträtmalerei bis in die Gegenwart. „In der Barockzeit hatte das Porträt repräsentative Funktion“, erklärt die Kuratorin der Ausstellung, Lioba Rochell von den Freunden Kalkars. Spätere Zeiten haben andere Formen hervorgebracht, einen Menschen abzubilden. Die Ausstellung zeigt Kupferstiche, Grafiken, Zeichnungen, auch Medaillen und Büsten. Auch Totenmasken bilden den Menschen ab und dienen als Erinnerung an berühmte Persönlichkeiten. Beispiele hiervon sind ebenfalls in Kalkar zu sehen, der Philosoph Friedrich Nietzsche etwa ist dabei.

In der Neuzeit ist das Selbstbildnis des Malers ein besonderes Thema. Dem Besucher der Ausstellung fällt ein großformatiges Selbstporträt von Markus Lüpertz ins Auge und fesselt mit intensiver Ausdruckskraft. „Das Selbstbildnis des Künstlers schafft große private Nähe“, so Rochell. Wie sieht sich der Maler im Spiegel? Die Schau gibt faszinierende Einblicke. Zur Porträtkunst gehört auch die Fotografie. Zu sehen sind Werke des 1998 in Kleve verstorbenen ehemaligen RP-Fotografen Fritz Getlinger. Wie fast alle Künstler, deren Arbeiten in Kalkar ausgestellt sind, war er eng mit den Künstlern der Region verbunden. Er porträtiert den Kalkarer Bildhauer Alfred Sabisch und den Maler und Graphiker Hermann Teuber, von denen wiederum eigene Werke gezeigt werden. Mit dabei ist auch der Gocher Zeichner Martin Lersch mit einem Porträt des in Kalkar geborenen Malers der Düsseldorfer Schule Gerhard Janssen. Lersch ist in der Ausstellung auch noch mit der Kopie eines Selbstporträts des rheinischen Expressionisten Heinrich Nauen vertreten. „Mit einer Kopie spürt ein Künstler sozusagen einem anderen Künstler nach, es ist eine Übung und eine Begegnung mit der Arbeit des anderen“, erklärt Kuratorin Rochell. Alois van Doornick nahm die Ausstellung zum Anlass, parallel in der Kirche St. Nicolai eine weitere Form des Porträts zu zeigen. Zu sehen sind in der Kirche auf großformatigen Fotos Konsolmasken, das sind steinerne Köpfe, die sich am Ende der sogenannten „herablaufenden Diensten“ der Gewölberippen in St. Nicolai und mehrerer anderer Kirchen rund um Kalkar befinden. Sie sind in einer Höhe von teils 20 Metern kaum erkennbar für den Kirchenbesucher. Ihr Durchmesser beträgt etwa 15 Zentimeter. Van Doornick entdeckte ihre faszinierende Vielfalt „von der dämonischen Fratze über die feinen Leute bis zum Hofnarren“. Jede ist individuell, drückt eine eigene Stimmung aus und gibt Zeugnis aus einer längst vergangenen Zeit, denn sie stammen zum Teil aus dem 14. und 15. Jahrhundert. Auch in den Räumen des Museums sind sie in einer Videoinstallation zu sehen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort