Kranenburg-Schottheide/Materborn 50 Jahre Missionsarbeit im Gebirge

Kranenburg-Schottheide/Materborn · Der Kranenburger Ordensbruder Rudi van Lier ist seit einem halben Jahrhundert Missionar in Papua-Neuguinea. Sein vorrangiges Wirkungsfeld liegt in 2000 Meter Höhe. Die Inselwelt wurde ihm zur zweiten Heimat.

Der fast 83-jährige Rudi van Lier sieht in seinem Ankunftsdatum im fernen Papua-Neuguinea eine Bestätigung für seine in jungen Jahren gespürte Berufung, sich ganz in den Dienst Christi zu stellen. Der 15. Januar ist der Todestag des Gocher Ordensgründers Arnold Janssen, der 1875 wegen des Bismarckschen Kulturkampfes seine Klostergründung in Steyl an der Maas unter äußerst schwierigen Bedingungen bescheiden begann und bis zu seinem Lebensende 1909 zielstrebig ausbaute. Heute sind die Steyler Missionare weltweit tätig. Arnold Janssen wurde 1975 selig- und 2003 heiliggesprochen.

Papua-Neuguinea ist einer der größten Inselstaaten der Welt, übertrifft flächenmäßig Deutschland etwa um ein Drittel, hat aber im Vergleich mit der BRD nur ein Zehntel an Einwohnern. Drüben begann für ihn fernab der Heimat ein völlig anderes Leben. Hinter sich gelassen hatte er Eltern, Geschwister und Freunde, in der Inselwelt südlich des Äquators sah er sich mit fremden Lebensverhältnissen, exotischen Kulturen samt ihren Bräuchen und Gewohnheiten sowie mit unterschiedlichen Sprachen konfrontiert. Im Hochland soll die Zunft der Kopfjäger noch nicht ganz ausgestorben sein. Sein vorrangiges Wirkungsfeld liegt in 2000 Meter Höhe mit vorherrschendem Tropenklima. Im Dezember zeigte das Thermometer dort 32 Grad Celsius an. All das erforderte eine radikale Umstellung. Er half mit, die 1896 begonnene Missionsarbeit in Melanesien wieder aufzubauen, die durch die Japaner am 15. März 1943 völlig vernichtet worden war. Auf dem Zerstörer "Akikaze" erschossen diese während der Fahrt von Kavieng nach Rabaul etwa drei Dutzend Steyler Patres, Ordensbrüder und Missionsschwestern, als ersten den aus Hanselaer stammenden Missionsbischof Joseph Lörks und wenig später den in Goch beheimateten Ordensbruder Benignus Franken.

Durch van Liers Mitarbeit entstanden Missionsstationen, Gotteshäuser, Schulen und Krankenanstalten. Er baute das kleine Seminar in der Erzdiözese Mt. Hagen, danach das SVD-College Bornane, nahe der Hauptstadt Port Moresby, das acht Diözesen und mehreren Ordensgemeinschaften zur Verfügung steht. Mittlerweile liegen Großprojekte in jüngeren Händen, der Goldjubilar macht sich aber weiterhin nützlich, soweit das dem rüstigen Senior noch möglich ist.

Die Heimat wird er - anders als in früheren Jahrzehnten - nicht mehr aufsuchen. Immerhin erfordert dieser Weg 22 Flugstunden. Bei der diamantenen Hochzeit seiner Eltern 1985 wie bei der Goldhochzeit seiner Schwester Maria 1997 und nicht zuletzt für die Feier seiner goldenen Ordensprofess in Steyl hatte er die großen Reisestrapazen auf sich genommen. Während des Heimaturlaubs erzählte er in Schulen und Kirchen von seiner aufopferungsvollen Arbeit. Vor zwei Dutzend Jahren besuchten ihn seine Schwester Paula und sein jüngster Bruder Anton. Diese begleiteten ihn fünf Wochen durch das Missionsgebiet. Antons Eindruck: "Es mag heute besser sein, aber damals gab es ein Leben wie in der Steinzeit!"

Das goldene Missionsjubiläum wird morgen gefeiert. Waren früher Briefe oft mehrere Wochen unterwegs, so benötigt eine E-Mail heutzutage nur wenige Augenblicke bis jenseits des Äquators. Unter brorudisvd@gmail.com kommen Glückwünsche noch zeitig an.

(RP)
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