Kleve-Materborn 43 Asylbewerber ziehen in Materborn ein

Kleve-Materborn · Die Familien kommen unter anderem aus Georgien, Türkei, Sri Lanka, Weißrussland, Guinea, Serbien und Eritrea. Caritas-Mitarbeiter regt die Einrichtung eines "Runden Tisches" an. Kritik an der Informationspolitik der Stadt.

 Die ehemalige Schule in Materborn wird bald zur Unterkunft für elf ausländische Familien.

Die ehemalige Schule in Materborn wird bald zur Unterkunft für elf ausländische Familien.

Foto: Gottfried Evers

Nach der "schlichten" Ankündigung vom Dienstag, die Stadt werde aus der Hauptschule Materborn ein Übergangswohnheim für Asylbewerber machen, hat Kleves Kämmerer Willibrord Haas gestern auf Anfrage genauere Informationen gegeben. "Nach dem jetzigen Planungsstand ist dort die Unterbringung von elf Familien mit insgesamt 43 Personen vorgesehen", sagte Haas. Die Familien kämen unter anderem aus Georgien, Türkei, Sri Lanka, Weißrussland, Guinea, Serbien und Eritrea.

Die Asylbewerber und ausländischen Flüchtlinge sollen in den Klassenräumen der ausgedienten Hauptschule wohnen. Zurzeit ist die Stadt dabei, die Schule so herzurichten, dass dies möglich ist. "Kochmöglichkeiten werden zentral und in ausreichender Menge zur Verfügung gestellt. Neben den bestehenden Sanitäranlagen wird zusätzlich ein Duschcontainer vor dem Gebäudeeingang beziehungsweise auf dem Schulhof aufgestellt", erläuterte Haas. Wie viel der Umbau die Stadt und was der Unterhalt des neuen Asylbewerberheimes kostet, kann der Kämmerer derzeit nicht sagen. Den energetischen Zustand der Schule beschreibt Haas mit "baualtersklassengerecht".

Ob die Maßnahme als eine Dauerlösung angesehen werden muss, hinge von den künftigen Zuweisungen von Asylbewerbern in den Bereich der Stadt Kleve ab, so erklärte der Kämmerer. "Seitens der Stadt Kleve wird jedenfalls davon ausgegangen, dass mittelfristig für einen Zeitraum von zwei bis drei Jahren die Nutzung der Hauptschule Materborn notwendig sein wird", meinte Haas.

Die Vorsitzende des Heimatvereins Materborn, Birgit Walterfang, hatte erst gestern morgen aus der Presse erfahren, dass für Asylbewerber und Flüchtlinge in der ehemaligen Hauptschule eine Unterkunft geschaffen werden soll. "Großes Verständnis" hat die 52-Jährige für diese Planungen der Stadt. "Diese Leute müssen ja schließlich irgendwo untergebracht werden", meinte Birgit Walterfang. Dass es dennoch überall, wo solche Unterkünfte entstehen würden, auch Widerstand gebe, sei nun mal leider so.

Zugleich gestand die Materbornerin, sie selbst — und wohl auch manch anderer im Dorf — habe sich eine andere Nutzung der ehemaligen Schule gewünscht. Das von der Straße etwas zurückgelegene, aber dennoch zentral liegende Gebäude wäre für gemeinnützige Zwecke wie beispielsweise Formen des betreuten Wohnens gut geeignet gewesen.

Gewünscht hätte sich die Heimatvereinsvorsitzende auch eine "bessere" Informationspolitik der Stadt. Die Nachricht vom geplanten Asylbewerberheim mitten im Dorf aus der Presse zu erfahren, sei "ein großer Schock für alle" gewesen. Gewünscht hätte sich Birgit Walterfang, dass man die Bürger früher miteinbezogen hätte, wenn solch "gravierende Dinge" geschehen — beispielsweise durch Informationsveranstaltungen. In einem solchen Rahmen hätte die Stadt darüber aufklären können, was für Menschen und wie viele in der ehemaligen Schule untergebracht werden sollen. "Dadurch hätte man sicher vielen die Angst nehmen können, mögliche Widerstände vermeiden und eventuell Materborner gar in Hilfsprojekte für die Asylbewerber miteinbeziehen können", meinte die 52-Jährige.

"Das ist eine Herausforderung, der die Materborner sich stellen sollten", sagte Norbert Gerding, Leiter des Caritas-Freiwilligenzentrums und Diakon in Materborn, über die Einrichtung der Asylbewerber-Unterkunft. Der 58-Jährige regt ein "vernetztes Handeln" und einen "Runden Tisch" an, an dem alle Beteiligten sitzen sollten. Wenn klar sei, wie viele Flüchtlinge nach Materborn kämen und welche Schwierigkeiten sie hätten, könnten entsprechende Hilfsangebote organisiert werden, in die auch Freiwillige eingebunden werden könnten. Norbert Gerding berichtet: "Dass dies funktionieren kann, hat sich in Kleve schon einmal gezeigt, als es bereits einmal einen solchen 'Runden Tisch' gegeben hat."

(RP)
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