Kreis Kleve 40.000 Euro für ein Menschenleben

Kleve/El Salvador · Seit 25 Jahren ist der Gocher Jürgen Tönnesen für die Flüchtlingshilfe in El Salvador unterwegs. Nun ist einer seiner Schützlinge an Krebs erkrankt. Weil die Behandlung zu teuer ist, geben ihm die Ärzte nur noch drei Monate.

Am Morgen hat sich Eders Familie in Richtung Guatemala aufgemacht. Mit dem Auto, weil die Ärzte Eder davon abrieten, noch zu fliegen. Der Körper des 25-jährigen jungen Mannes aus dem Dorf Nue Esperanza in El Salvador ist stark geschwächt, die Leukämie hat sich innerhalb weniger Tage drastisch verschlechtert. "Wir wussten seit eineinhalb Jahren von der Krebserkrankung, aber bis vor einer Woche sah alles noch gut aus", sagt Jürgen Tönnesen.

Der 55-jährige Gocher fliegt seit über 25 nach Mittelamerika, sammelte bereits in Kleve, Bedburg-Hau und Goch Spenden für die Region und ist seit der vergangenen Woche wieder in El Savador. Eder, den jungen Mann aus Nue Esperanza, kennt Tönnesen schon, seit er ein Kind ist. Mittlerweile hat er selber eines, drei Jahre ist Eders Sohn alt. "Am Freitag haben wir die neusten Untersuchungsergebnisse bekommen und einer der Werte schlug auf einmal extrem nach unten aus", sagt Tönnesen. Binnen zweier Tage verschlechterte sich Eders Zustand drastisch. Aber die Kliniken in der Umgebung sind auf die Behandlung der seltenen Leukämie-Form nicht ausgerichtet. "Deshalb gab es zunächst die Überlegung, Eder nach Deutschland oder Spanien auszufliegen, um ihn dort von Profis einer Knochenmarkstransplantation zu unterziehen", sagt Tönnesen. Weil die lange Reise aber enorme Kosten verursachen würde, entschieden sich Eder und seine Familie für eine Behandlung in Kuba. "Die Ärzte dort sind sehr gut ausgebildet, auf einem Standard, der dem west-europäischen entspricht", erklärt Tönnesen die Wahl.

Doch weil durch die akute Verschlechterung seines Gesundheitszustandes eine Flugreise für Eder nicht in Frage kam, muss ihm nun vor Ort geholfen werden. "Seine Familie bringt ihn deshalb mit dem Auto nach Guatemala", sagt Tönnesen. Die Behandlung dort sei jedoch teuer. "Wir rechnen mit bis zu 40 000 Euro für Chemotherapie und Transplantation", so Tönnesen. Derzeit wisse die Familie nicht, wie sie die Kosten für die Behandlung aufbringen soll. "Aber wir haben keine Wahl. Wir müssen ihn behandeln lassen, sonst stirbt er uns unter den Händen weg", sagt Tönnesen.

In seiner Heimat hat er nun um Unterstützung für den Familienvater gebeten, dessen letzte Chance die Behandlung in Guatemala ist. "Es kamen viele unglaublich liebe E-Mails aus Kleve und Goch. Das hat uns viel Kraft gegeben", sagt Tönnesen. Es habe aber auch Fragen gegeben, inwieweit das gespendete Geld zurück gegeben wird, wenn Eder vor der Transplantation versterben sollte. "Natürlich würden wir das Geld dann rücküberweisen", sagt Tönnesen. "Aber so weit wollen wir jetzt nicht denken."

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