Kleve 2013 droht Stadtfest ohne Musik

Kleve · Die Gema will im kommenden Jahr den Gebühren-Tarif für die musikalische Untermalung von Stadtfesten ändern. Veranstalter in Kleve und Kalkar fürchten, dass dies die Finanzierung der Veranstaltungen künftig unmöglich macht.

 Drehorgelspieler unterhalten Besucher des Stadtfestes in Kleve mit ihren musikalischen Darbietungen. Sollten die Gema-Gebühren angehoben werden, könnte dies künftig nicht mehr finanzierbar sein.

Drehorgelspieler unterhalten Besucher des Stadtfestes in Kleve mit ihren musikalischen Darbietungen. Sollten die Gema-Gebühren angehoben werden, könnte dies künftig nicht mehr finanzierbar sein.

Foto: Klaus Dieter Stade

Dramatisch klingt die Stellungnahme der Bundesvereinigung City- und Stadtmarketing Deutschland (bcsd) zu den für 2013 geplanten Tarifänderungen der Gesellschaft für musikalische Aufführungs- und mechanische Vervielfältigungsrechte (Gema): "In der Verbindung von bereits im Jahr 2011 durchgeführten Änderungen im Bewertungssystem der Gema mit den nun anstehenden Neuregelungen der Tarife können viele Stadtfeste vor dem Aus stehen."

 Musikverein spielt bei "Kalkar in Blüte" vor dem Rathaus.

Musikverein spielt bei "Kalkar in Blüte" vor dem Rathaus.

Foto: Stade

Waren bislang bei Stadtfesten die Nettofläche und der tatsächlich beschallte Raum als Grundlage der Berechnung der Gebühren, so gelte nun die Bruttofläche in der gesamten Ausdehnung der Veranstaltung als Grundlage — egal ob dort Musik zu hören ist oder nicht, heißt es weiter. Da sich Stadtfeste oft über ganze Stadtteile erstrecken — auch wenn dazwischen große "Bespielungslücken" sind — drohe eine Vervielfachung der Gebührensätze.

Entsetzen löst die geplante Gema-Tarifänderung bei Jörg Hopmans vom Klever City Netzwerk, dem Zusammenschluss von etwa 200 Einzelhändlern in der Kreisstadt, aus. "Wenn die Gebühren 2013 noch weiter steigen, wird es in Kleve nur noch Stadtfeste ohne Musik geben", sagt der Klever Geschäftsmann. Laut Hopmans machen die Gema-Gebühren bei Veranstaltungen wie dem Drehorgel-Fest, die etwa 10 000 Euro kosten, bereits jetzt etwa ein Viertel bis ein Drittel der Gesamtkosten aus.

Ähnlich beurteilt Ute Schulze Heiming, Geschäftsführerin des Klever Stadtmarketing, die Lage. Zwar sei in Sachen Gema-Gebühren sicher noch nicht das letzte Wort gesprochen. Aber die Klever Marketing-Expertin stellt auch eindeutig klar: "Wenn die Gema die Gebühren erhöht, wird es eben nur noch Stadtfeste ohne Musik geben." Solch stille Feste habe es bereits gegeben — die Resonanz sei dennoch gut gewesen.

Auch in Kalkar macht man sich Sorgen um die Zukunft der Stadtfeste wie dem Nikolausmarkt, Kalkar in Blüte, Trödelmarkt oder anderen. Wunderland-Betriebsleiter und Kalkar-Aktiv-Vorstand Han Groot Obbink hat bereits bei der Gema nach Details der neuen Tarife gefragt, aber noch keine klare Antwort bekommen. "Wenn die Kosten steigen, werden die Feste natürlich irgendwann nicht mehr finanzierbar sein", sagt der Niederländer. Das wäre vor allem für örtliche Musikvereine bedauerlich, da ihnen damit etliche Auftrittsmöglichkeiten genommen würden.

Besorgt sieht ebenfalls Rolf Görtz, einer der Organisatoren des Klever Weihnachtsmarkts, den neuen Gema-Tarifen entgegen. Er hofft aber, dass der Verein sich mit der der Gesellschaft einigen kann, und die Gebühren nicht steigen werden. "Bislang machen sie einen Anteil von fünf Prozent an den Gesamtkosten aus. Damit können wir leben", meint Rolf Görtz.

Kein Grund zur Panik sind neuen Gema-Tarife für den Kreis Kleve als Veranstalter des Courage-Festivals im Moyländer Schloßpark und der Kulturtage. Nach Rücksprache mit der Gema versicherte die Kreissprecherin Elke Sanders: "Das Courage-Festival wird nicht betroffen sein. Die Gebühren werden sich weiter nach dem Kartenverkauf richten. Dafür gab es bisher im Etat 3500 Euro. Die Gema-Abgaben, die bei den Kulturtagen fällig werden, fallen nicht ins Gewicht."

(RP)
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