Kranenburg Ein Wissenschaftler am Schachbrett

Kranenburg · Der Kranenburger Valentin Buckels landete bei der Jugend-Schachweltmeisterschaft in Indien auf Platz vier. Der 17-Jährige spielt seit dem Abitur von früh bis spät das Spiel der Könige. Wir haben uns mit ihm auf eine Partie getroffen.

 Mit 25 Zügen zeigte Schach-Wunderkind Valentin Buckels unserem Autor dessen Grenzen auf.

Mit 25 Zügen zeigte Schach-Wunderkind Valentin Buckels unserem Autor dessen Grenzen auf.

Foto: Klaus-Dieter Stade (kds)

Valentin Buckels ist eines der größten Nachwuchs-Hoffnungen des deutschen Schachsports. Und dennoch: Über seine Begabung, die bisherige Laufbahn und seine Ziele scheint er im Gespräch mit unserer Redaktion nur ungern zu sprechen. Richtig gelöst sinniert er erst über sich und sein Talent, als er das Holzschachbrett aus dem Schrank holt. Dann strahlt er übers ganze Gesicht, streckt seinen Rücken gerade und stellt blitzschnell Läufer, Pferd, Königin und Co. in die Startformation. „In zwanzig Zügen müsste ich normalerweise gewinnen“, macht Buckels unserem Autor eine Kampfansage. Schon seit 2009 spielt der heute 17-Jährige Schach. Damals diagnostizierte man bei dem Kranenburger eine Hochbegabung, Ärzte empfahlen daher, Schach als Hobby auszuprobieren. Mit Erfolg: Seitdem reist Buckels beinahe im Monatsrhythmus zu Turnieren auf der ganzen Welt. So gewann er bereits mit dem Jugendnationalteam den EM-Titel, für den SV Mülheim-Nord spielt er gar in der Bundesliga auf.

Nun gastierte er auf der größten Bühne des internationalen SchachParketts: Bei der Jugend-Weltmeisterschaft in Indien landete Buckels auf dem vierten Rang der Altersklasse U18. „Ich habe nur auf eine Platzierung unter den besten Zehn geschielt“, sagt Buckels. Eine Überraschung sei der Erfolg dennoch nicht. Schließlich konnte sich Buckels in diesem Sommer uneingeschränkt auf sein Schachspiel fokussieren. Seit dem Abitur am Freiherr-vom-Stein-Gymnasium in Kleve spielt er von morgens bis abends ausschließlich Schach. „Valentin steht morgens auf, setzt sich an den Schachsimulator, spielt den ganzen Tag über und schaltet seinen Computer erst tief in der Nacht wieder aus“, sagt seine Mutter Yvonne. So sei es zu Schulzeiten schon gewesen, Hausaufgaben und Klausuren hätten auf der Prioritätenliste einen Platz weit hinter dem Schach eingenommen. „Er kam von der Schule, schmiss seine Tasche in die Ecke und setzte sich hinter den PC. Am nächsten Morgen nahm er sie wieder so mit, wie er sie abends hingestellt hatte“, sagt Yvonne Buckels.

Im Spiel verfolgt er, so erklärt das Nachwuchstalent, immer einen genauen Plan. „Ich weiß vorher, welche Öffnung ich spielen und wie ich den Gegner überlisten will“, sagt der ehemalige „Stein“-Schüler. Unser Autor öffnet seinen Part mit zwei Zügen der zentralen Läufer, Buckels kann einem solchen Amateurfehler nur ein schelmisches Lächeln abgewinnen. Sofort geht er in die Offensive, schließlich ist die Verteidigung unseres Autors vor Dame und König schon jetzt löchrig. „Was mich am Schach fasziniert, ist die Vielseitigkeit. Das vereint Sport, Wissen und Kunst. Zudem wird Schach niemals zu Ende erforscht sein, das ist eine Wissenschaft, die immer weiter perfektioniert wird“, sagt Buckels. Auch sein eigenes Spiel wolle er immer weiter verbessern. Dafür sei der Computer der beste Kontrahent, schließlich denke dieser noch schneller und rationaler als ein menschliches Gegenüber.

Die Schachpartie gegen den Gast der Rheinischen Post scheint bereits schnell verfahren. Unser Autor verliert innerhalb weniger Züge Pferd, Springer und Turm. Buckels hat nur wenige Verluste zu verkraften; einzelne Läufer und ein Pferd. So verfolgt er mit seinen Einheiten eifrig den gegnerischen König. Auswege hat unser Autor kaum mehr, das Schachmatt wird nur noch hinausgezögert. Das Resultat: Nach 25 Zügen steht Buckels als verdienter Sieger fest. „Er hätte es sicher noch schneller hinbekommen, aber dafür liebt er das Spiel zu sehr. Manchmal macht mich das als Zuschauerin verrückt, wenn er den Gegner nur noch hinhält“, sagt Yvonne Buckels. Ein besonderes Talent aber will ihr Sohn noch zeigen: Im Handumdrehen setzt Buckels die Figuren Zug um Zug wieder in ihre Ursprungsformation zurück. „Ich merke mir jeden Schritt. Manchmal kann ich Partien, die ich vor Jahren gespielt habe, noch nachstellen“, sagt er. So auch seine längste: 6:50 Stunden habe diese gedauert. Noch bis April nächsten Jahres kann das Kranenburger Wunderkind jede freie Minute in sein Hobby investieren. Dann zieht es ihn zum Informatikstudium ins Ruhrgebiet. „Bis dahin werde ich aber noch viele Tage und Nächte ans Brett gefesselt sein“, sagt er.

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