Kleve 150 Dialysepatienten in Kleve

Kleve · Die Zahl der Nierenerkrankungen im Kleverland steigt stetig. Im St.-Antonius-Hospital konnten sich Patienten und Interessierte zum Thema informieren. Ein Nieren-Modell zeigte die Funktionsweise des lebenswichtigen Organs.

 Im Foyer des Klever St.-Antonius-Hospitals betrachten Interessierte ein überdimensionales Modell einer menschlichen Blase.

Im Foyer des Klever St.-Antonius-Hospitals betrachten Interessierte ein überdimensionales Modell einer menschlichen Blase.

Foto: Evers

Rund 80 Zuhörer hatten gestern Nachmittag den Weg in die Cafeteria des St.-Antonius-Hospitals gefunden. Ärzte, Patienten und Interessierte diskutierten eine Krankheit, die Medizinern zunehmend Sorge bereitet: chronisches Nierenversagen. Dr. Jerzy Bojko, Oberarzt der Nieren- und Hochdruckkrankheiten, erläuterte die Funktion des Organs und mögliche Erkrankungen. Funktionsarzt Dimitri Braun erklärte den Besuchern das Blutreinigungsverfahren (Dialyse), das für Patienten mit Nierenschaden überlebenswichtig ist. Zur Veranschaulichung wurden im Foyer der Klinik riesige Kunststoff-Modelle von Niere und Blase gezeigt. "Daran können Patienten und Laien den Aufbau und die Funktion der Organe nach den Vorträgen noch einmal nachvollziehen", sagt Chefarzt Dr. Ulrich Tholl.

Nierenleiden sind nach der Auffassung des Internisten eine von vielen Menschen unterschätzte Gefahr. Das Problem: Die Erkrankung entwickelt sich langsam und von den Betroffenen unbemerkt. Auslöser für chronisches Nierenversagen sind unter anderem Diabetes und Bluthochdruck. "Das wird leider oft zu spät erkannt", bemerkt Tholl. In der Folge könne es dann zu Schäden innerer Organe kommen.

Im Kreis Kleve sind laut Tholl rund 250 Menschen auf die "Blutwäsche" am Dialysegerät angewiesen, in der Schwanenstadt sind es etwa 150. Tendenz steigend. Tholl: "Die Zahl der Patienten nimmt stetig zu, das ist ein großes Problem." Drei Mal pro Woche muss das Blut der Betroffenen für jeweils fünf Stunden gereinigt werden. Es gibt Patienten, die so 20 Jahre und mehr überleben können. In der Regel raten Mediziner zur Transplantation - die durchschnittliche Wartezeit auf ein Spenderorgan beträgt allerdings fünf bis sechs Jahre.

Nierenversagen zieht weitere Gesundheitsschäden nach sich, insbesondere kann es zur Beeinträchtigung des Herz-Kreislaufsystems kommen. "Nierenschutz ist Herzenssache" lautet dementsprechend das Motto der diesjährigen Nierenwoche, in deren Kontext die Informationsveranstaltung im St.-Antonius-Hospital stand. Zur Vorbeugung von Nierenschäden sollte regelmäßig der Arzt aufgesucht werden. Anzeichen für eine Fehlfunktion sind erhöhte Eiweißwerte im Urin und eine niedrige Filterleistung der Nieren (GFR), die anhand einer Blutuntersuchung gemessen werden kann. In der Regel wird die Kontrolle im Rahmen des jährlichen "Check-Up" vom Hausarzt durchgeführt.

Darüber hinaus empfiehlt Experte Ulrich Toll eine gesunde Lebensführung: ausgewogene Ernährung, Verzicht aufs Rauchen und viel tägliche Bewegung.

(RP)
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