Kevelaer Zum 375. Mal von Rees nach Kevelaer

Kevelaer · Im Jahr 1643 pilgerten Reeser erstmals in die Marienstadt. Zum Jubiläumsjahr kamen besonders viele.

 Einzug der Reeser Pilger in Kevelaer.

Einzug der Reeser Pilger in Kevelaer.

Foto: RP/Scholten

 Ein wenig Ungehorsam gehörte schon dazu, als der Reeser Pfarrer Johannes Stalenus vor 375 Jahren die erste Pilgerreise nach Kevelaer organisierte. „Er widersetzte sich einem Verbot von Seiten der Preußen“, erinnerte Kevelaers stellvertretende Bürgermeisterin Brigitte Middeldorf. Gemeinsam mit Pfarrer und Wallfahrtsdirektor Gregor Kauling und dem Reeser Bürgermeister Christoph Gerwers begrüßte Middeldorf mehr als 300 Pilger, die zu Fuß, mit dem Fahrrad oder motorisiert nach Kevelaer gekommen waren, in der Basilika.

Gemeinhin beten und singen die Reeser Pilger in der Kerzenkapelle, in der die große Reeser Wallfahrtskerze an prominentester Stelle in der Mitte des Korridors steht. Doch zur Jubiläumswallfahrt durften sie in die Marienbasilika einziehen. Dort segneten Kevelaers Pfarrer Gregor Kauling und der Reeser Pfarrer Michael Eiden die Kerze, die neben Stadtnamen und Wappen auch die Jubiläumszahl 375 trägt.

Bürgermeister Christoph Gerwers dankte der Stadt Kevelaer für die Gastfreundschaft. „Da man in der Kirche nur wahre Worte sagt, räume ich ein, dass ich erst kurz vor dem Ziel zu den Pilgern gestoßen und nicht den ganzen Weg von Rees nach Kevelaer gelaufen bin“, sagte Gerwers. „Aber beim Weg durch die Stadt und beim Einzug in die Basilika habe ich die besondere Atmosphäre und Stimmung genossen.“ Brigitte Middeldorf lobte den völkerverbindenden Gedanken, den die Organisatoren beworben hatten: „Auf Ihrer Homepage weisen Sie darauf hin, dass alle Menschen gleich sind und dass es nur Pilger mit und ohne Blasen sowie Pilger mit und ohne Muskelschmerzen gibt.“ Es lohne sich, weiter am Traum einer Gesellschaft zu arbeiten, in der die Menschen unterschiedlicher Ethnien, Sprachen und Religionen friedvoll zusammenleben.

 Die Reeser Wallfahrtskerze in der Kerzenkapelle.                              Die Reeser Wallfahrtskerze in der Kerzenkapelle (r.).

Die Reeser Wallfahrtskerze in der Kerzenkapelle. Die Reeser Wallfahrtskerze in der Kerzenkapelle (r.).

Foto: RP/Scholten

Begonnen hatte die Reeser Wallfahrt am Samstag mit einem Pilgersegen in der Pfarrkirche St. Mariä Himmelfahrt. 75 Fußpilger trotzten um sechs Uhr morgens der Kälte und der Dunkelheit. Die Wallfahrt führte mit schnellen Schritten durch die niederrheinische Landschaft, mal bei Regen, mal bei Sonnenschein, und stets begleitet vom Deutschen Roten Kreuz und einem Begleitfahrzeug, das an Kreuzungen den Verkehr regelte.

Beim ersten Stopp in der St.-Hubertus-Kirche in Kehrum ging Pastoralreferentin Maria Warschak in ihrer Andacht auf den Leitgedanken aller Wallfahrten 2018 ein: „Suche Frieden!“ In der St.-Laurentius-Kirche in Uedem feierte Pfarrer Michael Eiden die Eucharistie mit Fußpilgern, zu denen sich inzwischen auch die Radpilger aus Rees gesellt hatten. Klaus Kuhlen, einer der Organisatoren und seit 52 Jahren Wallfahrer, überreichte Gertraud Diederichs und Stefan Giesen die silberne Pilgernadel für 25 Wallfahrten.

Nach einer Pilgersuppe im Pfarrheim Uedem brachen die Reeser zur letzten Etappe auf. Vorbei an Maisfeldern, Äckern, Kühen und Windrädern, ging es bis vor die Tore Kevelaers, um sich dort mit den Rad- und Buspilgern sowie mit den Pilgern von St. Cosmas und Damian Bienen zu treffen. In einer gemeinsamen Prozession zogen sie durch die Innenstadt und in die Basilika ein.

Am Sonntagmorgen fuhr die Seelsorgeeinheit Millingen/Haldern mit Rädern und Autos nach Kevelaer, um in der Basilika ein Pontifikalamt mit Weihbischof Rolf Lohmann zu feiern. Ein Chor aus Reeser Sängerinnen und Sängern sorgte für den musikalischen Rahmen. Gegen Abend trafen die Rad- und Fußpilger wieder in Rees ein und schlossen ihr Wallfahrtswochenende mit einem Segen in der Pfarrkirche ab.

Mitorganisator Klaus Kuhlen zeigte sich zufrieden mit der Jubiläumswallfahrt: „Die Zahl der Pilger ist im Vergleich zu den Vorjahren wieder deutlich gestiegen.“ Kuhlen wünscht sich, dass vom Jubiläumsjahr noch ein anderer Impuls ausgeht: „Es wäre schön, wenn in einem Reeser Neubaugebiet einmal eine Straße oder ein Platz nach Pfarrer Johannes Stalenus benannt würde, der die Tradition der Kevelaer-Wallfahrt begründet hat.“ In Kevelaer gibt es bereits einen Johannes-Stalenus-Platz, gleich neben der Kerzenkapelle, in deren Totenkeller Pfarrer Stalenus vermutlich begraben wurde.

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