Kevelaer Zu viel Anspannung an Freitag, dem 13.

Kevelaer · Schwarze Katzen haben heute Hochkonjunktur: Es ist Freitag, der 13. – erstmals seit Juli 2012. Kirche sieht keinen Zusammenhang mit Unglück. Menschen neigen laut hiesigen Psychologen zu fehlerhaften Kausalzusammenhängen.

Er hatte ja keine Ahnung. "Ohne Sie hätte ich gar nicht gewusst, dass der 13. September ein Freitag ist", sagte Hendrik Wenning gestern Mittag im Gespräch mit der RP. Doch im Grunde änderte sich für den neuen Kaplan an St. Marien Kevelaer nichts. Für ihn ist es ein Tag wie jeder andere. "Ich persönlich mache mir überhaupt keine Sorgen", betonte er. Ob das jeder so sieht? Ein Freitag, der 13., gilt im Volksmund als Synonym des Unglücks.

Es gibt unterschiedliche Mythen, warum die 13 (in Kombination mit einem Freitag) Unglück bringen soll. Am letzten Abendmahl sollen zwölf Jünger und Jesus Christus teilgenommen haben. Die 13. Person soll Judas, Jesu späterer Verräter, gewesen sein. Bei den Tarotkarten wird der Tod durch die 13 repräsentiert. In vielen Kulturen wird der Freitag mit Dunkelheit in Verbindung gebracht. Zudem war der große deutsche Börsencrash am 13. Mai 1927 ein Freitag, ein "schwarzer Freitag". Laut des Augsburger Volkskundlers Dr. Stephan Bachter wurde ein vermeintlicher Zusammenhang zwischen Freitag, dem 13., und viel Pech erstmals in den 1950er Jahren gesehen.

Für Kaplan Hendrik Wenning ist Freitag, der 13., als Unglückstag "an den Haaren herbeigezogen". Zwar seien beim letzten Abendmahl 13 Personen anwesend gewesen. Aber die 13. Person könne auch jemand anderes gewesen sein. Es kursieren sogar Triskaidekaphobie (Angst vor der 13) und Paraskavedekatriaphobie (Angst vor Freitag, dem 13.) in diversen Texten und Foren. "Das ist aus psychotherapeutischer Sicht völliger Quatsch", sagt Dr. Klaus Peter Krieger. Der Chefarzt der Gelderland-Klinik und Facharzt für Psychotherapie kannte diese Begriffe gar nicht. Krieger wies jedoch daraufhin, dass "Aberglaube immer etwas mit Psychologie zu tun hat".

Auch Susanne Grohmann, Leitende Psychologin der Gelderland-Klinik, hatte bisher von den beiden unaussprechbaren Phobien noch nichts gehört. Aberglaube stamme aus dem 15. Jahrhundert und sei als Missglaube zu verstehen. "Wir Menschen neigen dazu, uns die Welt mit Kausalzusammenhängen zu erklären", sagt die Psychologin. Wenn ein- oder zweimal etwas Ungewöhnliches passiere, tendiere man zu abergläubischem Verhalten. So würde man jene Ereignisse mit einem bestimmten Tag verbinden.

Grohmann wies auf das Phänomen der "selbsterfüllenden Prophezeiung" hin. "Wenn ich Angst habe, dass etwas passiert, bin ich so angespannt, dass ich genau das erreiche, was ich nicht will", erläutert sie. Dies habe mit inneren Ängsten zu tun. Aus der Anspannung würden Fehlverhalten und Risiko folgen.

Es gilt also: keine Angst vor Freitag, dem 13.

(RP)
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