Kevelaer Zivildienst vor dem Aus?

Kevelaer · Zuletzt wurde die Wehrpflicht von neun auf sechs Monate verkürzt. Nun schlägt Bundesverteidigungsminister zu Guttenberg vor, die Wehrpflicht ganz auszusetzen – mit Folgen für den Zivildienst.

Zivildienst - eine Chronik
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Zuletzt wurde die Wehrpflicht von neun auf sechs Monate verkürzt. Nun schlägt Bundesverteidigungsminister zu Guttenberg vor, die Wehrpflicht ganz auszusetzen — mit Folgen für den Zivildienst.

Geht es nach Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU), solle die Armee verkleinert und die Wehrpflicht ausgesetzt werden. Dies hätte zur Folge, dass — bis auf den Ernstfall — keine jungen Männer zwingend zum Wehrdienst eingezogen würden. Sprich, dass auch der Zivildienst keine Alternative mehr zum Dienst an der Waffe darstellen müsste.

Daraufhin plant Bundesfamilienministerin Kristina Schröder (CDU) die Einführung eines freiwilligen Zivildienstes, der zwischen sechs Monaten und zwei Jahren, im Regelfall ein Jahr lang dauern würde. Erst in diesem Jahr wurde der Zivildienst von neun auf sechs Monate verkürzt.

Für Tobias Kleinebrahm vom Caritasverband Geldern-Kevelaer macht der derzeit sechsmonatige Zivildienst, zum Beispiel im Pflegebereich, wenig Sinn. "Zivildienstleistende und Pflegebedürftige müssen sich aneinander gewöhnen. Bei sechs Monaten kann keine richtige Bindung zwischen den Personen entstehen. Zwischendurch findet ja auch noch ein zweiwöchiger Lehrgang statt, und Urlaub hat der Zivi natürlich auch." Zur Zeit beschäftigt der Caritasverband im südlichen Kreisgebiet 42 Zivis. Sie werden in Seniorenhäusern, Kindergärten und im ambulanten Pflegedienst eingesetzt.

FSJ als gute Alternative

Nun wird überlegt, anstatt Zivis vermehrt Praktikanten, die eine Aufwandsentschädigung erhalten, oder junge Frauen und Männer, die im Rahmen eines freiwilligen sozialen Jahres (FSJ) arbeiten, einzusetzen. Den freiwilligen Zivildienst, wie Ministerin Schröder ihn vorschlägt, hält Kleinebrahm für wenig sinnvoll. "Dadurch entstünden parallele Verwaltungsstrukturen, die Mehrkosten verursachen würden."

Er favorisiere die Förderung des freiwilligen sozialen Jahres, das Männern und Frauen offenstehe. Ähnlich argumentiert auch Hartmut Hohmann, Geschäftsführer des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes im Kreis Kleve. Er findet, dass beim Wegfall des Zivildienstes das FSJ von der Politik attraktiver gestaltet werden müsse. So solle es neben einem höheren Zuschuss für die Arbeitgeber auch einen finanziellen Anreiz für die Freiwilligen geben und darüber hinaus der Freiwilligendienst zum Beispiel bei der anschließenden Unibewerbung vorteilhaft angerechnet werden. Insgesamt spricht sich Hohmann für die Abschaffung der Wehrpflicht aus, da diese nicht gerecht angewandt würde.

"Knapp 100 Prozent der Kriegsdienstverweigerer, die also bei der Musterung für tauglich eingestuft wurden, werden auch als Zivi eingesetzt. Für den Dienst an der Waffe werden aber nur 25 Prozent der tauglichen Männer einberufen." Außerdem müssten in unserer gleichberechtigten Gesellschaft Frauen genauso wie Männer ihren Dienst leisten.

(RP)
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