Kevelaer Zielpunkt Meer fest im Blick

Kevelaer · 680 Kilometer radeln 37 Kinder und ihre Betreuer an der früheren deutsch-deutschen Grenze entlang. Damit wird die Fahrt zu einer Geschichtstour.

 Auch an einem früheren DDR-Grenzposten machte die Truppe Station.

Auch an einem früheren DDR-Grenzposten machte die Truppe Station.

Foto: Thomas Binn

Es ist kurz nach halb zehn, als sich ein bestens gelaunter Thomas Binn am Telefon meldet. "Wir frühstücken hier gerade schön unter Bäumen, alles ist klasse, die Stimmung bei uns bestens", erzählt der Mitorganisator der Tour "Zielpunkt Meer". Wieder haben Kinder aus Kevelaer und Umgebung mit ihren Betreuern eine ganz besondere Radtour gemacht. Diesmal geht es genau an der früheren deutsch-deutschen Grenze entlang von Helmstedt zur Insel Fehmarn. Nach drei Etappen und 186 Kilometer hat die Gruppe inzwischen Salzwedel erreicht.

Thomas Binn ist begeistert von der Aufnahme dort. Prinzip der Tour ist nämlich, dass die Übernachtungsmöglichkeit erst unterwegs und ziemlich spontan organisiert wird. Üblicherweise wird im Zelt auf Sportplätzen das Nachtlager aufgeschlagen. Beim Anruf in Salzwedel gab es das Problem, dass die Sportplätze nicht greifbar waren. Daraufhin bot die Stadtverwaltung von Salzwedel spontan die Unterstützung an. Zwei Betreuer fuhren im Begleitbus nach Salzwedel voraus und suchten mit der Stadt nach einer schnellen Lösung. Die war schließlich gefunden und kam bei der Truppe bestens an: Sie konnte die Zelte im Schatten der evangelischen Kirche aufschlagen und sich dort einmal richtig erholen. Denn in den ersten Tagen gab es jede Menge Eindrücke für die Zehn- bis 14-Jährigen. "Wir kommen nur langsam voran, weil es einfach so viel zu sehen gibt", berichtet Thomas Binn. Der frühere Grenzstreifen sei überall noch präsent, für viele Kinder sei es das erste Mal, dass sie so hautnah mit der deutsch-deutschen Geschichte konfrontiert werden.

"Der Radweg wechselt oft zwischen Ost und West. Die Unterschiede sind teilweise nicht zu glauben." Wenn man von netten Dörfern auf der Westseite in den Osten wechsle, habe man den Eindruck, als sei man plötzlich in eine Filmkulisse geraten. Vieles sei zerstört und zerfallen. Besonders beeindruckend sei für die Kinder der Besuch eines alten Grenzpostens in Seeben gewesen. Die Kinder schauten durch die Luke auf den früheren Todesstreifen. In dem Turm standen noch die alten Stühle und die Tische, auf den Betten lagen noch alte Decken. "Es sah so aus, als hätten die Soldaten hier gerade erst den Turm verlassen", sagt Binn. Die deutsche Geschichte werde für die Kinder greifbar. Das sei "superlehrreich". Eher beiläufig wird darüber erzählt, tauschen sich Betreuer und Kinder über das Thema aus.

Dass Handy und Fernseher auf der Tour tabu sind, haben die Kinder längst vergessen. So fasziniert sind sie von den vielen Eindrücken an der Strecke. Gestern stand dann die vierte Etappe von Salzwedel nach Schnackenburg auf dem Programm. 53 Kilometer lagen vor den 37 Kindern und ihren neun Betreuern. Nächste Woche Mittwoch will die Gruppe nach 600 Kilometern dann Fehmarn erreicht haben.

(RP)
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