Kevelaer Zeuge verweigert Aussage: Leben in Gefahr

Kevelaer · Angeklagt vor dem Klever Landgericht ist ein rumänisches Ehepaar, das in Kevelaer wohnt.

 Das Landgericht in der Klever Schwanenburg.

Das Landgericht in der Klever Schwanenburg.

Foto: Evers

Am Klever Landgericht ist gestern der Prozess gegen ein rumänisches Ehepaar fortgesetzt worden, das eine junge Frau aus Moldawien zur Prostitution gezwungen haben soll. Drei Männer, die die Dienste der 22-jährigen Moldawierin in Anspruch genommen hatten, waren als Zeugen geladen. Zwei der Männer schilderten, die mutmaßliche Geschädigte und Nebenklägerin habe auf sie stets einen fröhlichen Eindruck gemacht. "Ich war geschockt, als ich von der Polizei hörte, dass es womöglich um Zwangsprostitution geht", sagte ein 63-Jähriger, der eine Annonce des Mädchens in einem Wochenblatt gesehen hatte.

Der dritte Freier, der mit der Frau regelmäßig zusammen war, hatte die Ermittlungen gegen das rumänische Ehepaar durch einen Hinweis bei der Polizei erst ins Rollen gebracht. Obwohl der 49-Jährige bereits fünfmal bei der Polizei ausgesagt hatte, wollte er im Zeugenstand nichts mehr sagen: "Es hat eine Morddrohung gegen mich gegeben - mein Leben ist in Gefahr", sagte der Mann, wurde dann aber vom Vorsitzenden Richter Gerhard van Gemmeren darauf hingewiesen, dass er aussagen müsse. "Dann schicken sie mich in Ordnungshaft - aber ich werde keine Aussage machen", so der sichtlich nervöse Zeuge, der in den zurückliegenden sechs Monaten nach eigener Angabe in einem Hotel untergetaucht und seine Wohnung in Kevelaer gemieden hatte. Ein Anrufer aus der JVA - den Namen nannte er nicht - habe gedroht: "Ich werde dich umbringen. Entweder komme ich selber, oder es wird jemand anders machen - dann, wenn du gar nicht mehr daran denkst."

Die Verteidigung übte gestern - wie auch schon am ersten Verhandlungstag vor einer Woche- Kritik an den vorangegangenen Ermittlungen der Polizei: Die mutmaßliche Geschädigte, die während einem der Verhöre ausgesagt hatte, sie wolle ihre Aussage zurückziehen, sei in einem dreistündigen Vorgespräch zu einer Vernehmung möglicherweise beeinflusst worden, damit sie doch bei ihrer ursprünglichen, die Angeklagten belastenden Aussage bleibe.

Der Prozess wird am kommenden Montag im Saal A 105 des Klever Landgerichtes fortgesetzt. Der Beginn wurde auf 9 Uhr festgesetzt.

(jehe)
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