Interview mit Rolf Lohmann "Zeit des Verzichts kann Gewinn sein"

Kevelaer · Am Mittwoch beginnt für die katholischen Christen die Fastenzeit. Kevelaers Wallfahrtsrektor Rolf Lohmann erklärt, was es mit dem Aschekreuz auf sich hat und warum der Begriff Buße oft zu negativ gesehen wird. Außerdem sieht er mit Spannung auf Rom.

 Pfarrer Rolf Lohmann: "Eine Kurskorrektur ist für Pfarrer genauso wichtig wie für jeden anderen Christen".

Pfarrer Rolf Lohmann: "Eine Kurskorrektur ist für Pfarrer genauso wichtig wie für jeden anderen Christen".

Foto: Kreß

Kevelaer Das Kreuzzeichen läutet heute für alle Katholiken die Fastenzeit ein. Im Interview mit der RP äußert sich Kevelaers Wallfahrtsrektor zur Verbundenheit zwischen Katholiken und Protestanten in der Vorbereitung auf Ostern und zum überraschenden Rücktritt von Papst Benedikt.

Das schwarze Kreuz auf der Stirn zu Aschermittwoch. Ist das noch zeitgemäß?

Rolf Lohmann Gerade Kindergärten und Schulen nehmen das Angebot gerne an. Dafür dass der Aschermittwoch mitten in der Woche liegt, finde ich es erstaunlich, wie viele Menschen den Gottesdienst besuchen.

Welche Bedeutung hat das Aschekreuz?

Lohmann Es symbolisiert unsere Vergänglichkeit. Das wird besonders deutlich, wenn beim Auftragen des Kreuzzeichens die Worte "Bedenke Mensch, dass du Staub bist und zum Staub zurückkehrst" gesprochen werden. Andere benutzen bei der Handlung auch die Worte "Kehr um und glaube an das Evangelium".

Was bedeutet das ganz konkret?

Lohmann Wir sollten die Zeit von Aschermittwoch bis Ostern nutzen, um über unser Leben nachzudenken. Wir sollten uns innerlich danach ausrichten, so zu leben, wie Jesus Christus es uns aufträgt. Das heißt, als Menschen des Gebets leben, die Nächstenliebe praktizieren und gerade in dieser Zeit sich besonders solidarisch mit den Armen und Notleidenden zeigen. Das Aschekreuz selber ist ein Zeichen der Bußgesinnung.

Wofür ist die Buße?

Lohmann Buße steht für Umkehr. Das heißt, dass der Mensch sich fragt, wo eine Kurskorrektur in seinem Leben nötig ist. Das ist für die Priester genauso wichtig, wie für jeden anderen Christen.

Welche Bedeutung hat das Fasten?

Lohmann Fasten lässt sich nicht einfach auf den Verzicht von Essen und Trinken reduzieren. Vielmehr geht es darum, dass der Geist wacher wird. Mancher nutzt die Fastenzeit, um mehr Zeit für das Gebet zu haben oder nimmt sich vor öfter die Gottesdienste zu besuchen oder das Gebet zu pflegen.

Ihr persönlicher Fastenvorsatz?

Lohmann Ich habe mir vorgenommen, die Zeit des Tages besser zu nutzen. Ich möchte mir bewusst mehr Zeit für die Stille nehmen. Um das durchzuhalten, bedarf es schon einer gewissen Planung.

Fasten hat den Makel des Verzichts.

Lohmann Viele verbinden mit Fasten etwas Dunkles, Schwieriges, so als ob ihnen eine Last auferlegt wird. Das Gegenteil ist der Fall. Ich finde, es ist etwas Gutes, Wohltuendes, und macht frei, wenn ich mir darüber bewusst werde, ob ich noch Herr der Dinge bin oder ich mich von Dingen bestimmen lasse. Das zu erkennen ist eine große Chance der Erneuerung.

Das gilt aber nicht nur für katholische Christen?

Lohmann Mit der Ausnahme des Aschezeichens denke ich, dass es für alle Christen gilt. Wir befinden uns alle in der Zeit der Vorbereitung auf das Osterfest, das Fest der Erlösung.

Bewusst machen, Inne halten, nach dem Willen Gottes fragen — das waren alles Dinge, die auch Papst Benedikt vorgetragen und mit dem er seinen Rücktritt begründet hat. Wie haben Sie davon erfahren?

Lohmann Mein Bruder hat mich angerufen und mir davon erzählt. Erst hielt ich es für einen Rosenmontagsscherz.

Was ist Ihre persönliche Meinung zu der Entscheidung des Papstes?

Lohmann Ich finde es hochrespektabel, dass Papst Benedikt diesen Schritt gegangen ist, weil er menschlich sagt, dass diese Aufgabe seine physischen und psychischen Kräfte übersteigt.

Wie lautet denn Ihre ganz persönliche Einschätzung zu Papst benedikt XVI.?

Lohmann Ich halte Papst Benedikt für einen der größten Theologen weltweit. Ich verfolge mit großer Spannung, wie es weitergeht, denn der Papst hat die wichtige Aufgabe die Gesamtheit der katholischen Christen zusammenzuhalten und sein Amt hat die große Chance nach innen und außen zu wirken: religiös, gesellschaftlich und auch politisch.

DAS INTERVIEW FÜHRTE BIANCA MOKWA.

(bimo)
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