Kevelaer Yamas! Nachdenkliches auf Griechisch

Kevelaer · Schüler der Städtischen Realschule Kevelaer und der Gesamtschule Kevelaer-Weeze verarbeiten aktuelle Themen wie Fremdenhass zu einem Stück. Begleitet werden die Texte von viel Musik. Anfang April ist die Premiere.

 Marie (Hannah Janßen) versucht verzweifelt, zu Costa (Cornelius Naber, 2. v.r.) zu gelangen. Doch die Familie, alte Traditionen und Vorstellungen sind ein Hindernis. In der Turnhalle proben die Schüler für den großen Auftritt ihres Stücks "Yamas! Prost Mahlzeit" im Konzert- und Bühnenhaus.

Marie (Hannah Janßen) versucht verzweifelt, zu Costa (Cornelius Naber, 2. v.r.) zu gelangen. Doch die Familie, alte Traditionen und Vorstellungen sind ein Hindernis. In der Turnhalle proben die Schüler für den großen Auftritt ihres Stücks "Yamas! Prost Mahlzeit" im Konzert- und Bühnenhaus.

Foto: Gottfried Evers

In der Turnhalle sind verzweifelte Rufe zu hören. "Costa, ich möchte zu Costa", ruft ein junges Mädchen, das aber daran gehindert wird, zu ihrem Liebsten zu gelangen. Das junge Mädchen ist Marie. Die Turnhalle ist ihre Spielstätte, bevor es demnächst auf die Bretter, die die Welt bedeuten, geht.

Die Schüler der Gesamtschule Kevelaer-Weeze und der Städtischen Realschule Kevelaer führen das Stück "Yamas! Prost Mahlzeit" auf. Eine Schülerin ist Hannah Janßen. Sie spielt Marie. "Sie ist Deutsche, ihr Bruder ist sehr ausländerfeindlich, darunter leidet sie sehr. Ihr Vater hat vor fünf Jahren die Familie verlassen. Marie ist gut in der Schule, führt eigentlich ein sehr gutes Leben. Sie versucht, in allem das Beste zu sehen", beschreibt sie ihre Rolle.

Ihr Bruder, Jens, kam mit der Trennung vom Vater nicht so gut klar. "Alle Ausländer machen sich auf unseren Arbeitsplätzen breit. Ich bin politisch aktiv, damit in Deutschland endlich was passiert", sind die Sätze, die im Textbuch von Daniel Maaßen stehen. Er spielt den bösen Bruder Jens. "Seine Einstellung dreht sich im Laufe des Stücks", sagt der junge Schauspieler. "Der Vater von Costa klärt ihn auf, über Ausländer und dass das mit der Einwanderung nicht so schlimm ist. Nachher sieht Jens ein, dass sein Handeln nicht so toll war", sagt Daniel Maaßen. Welten und Mentalitäten treffen aufeinander. Konflikte sind programmiert. Den Vater von Costa (Cornelius Naber) spielt Leonard Heller. "Meine Rolle ist die des ausländischen Vaters, der auf seine Wurzeln Wert legt und für seinen Sohn unbedingt eine griechischen Freundin wünscht." Er habe auch ein griechisches Restaurant mit Gyros und so weiter. "Ich trink Ouzo, was machst du so? Yamas!" wird er im Laufe des Stückes sagen. Ein Problem damit, als Jugendlicher einen Vater von einem Jugendlichen zu spielen, habe er nicht, sagt der Zehntklässler der Realschule. "Besser als so ein Romeo", sagt er.

"Romeo und Julia", das war tatsächlich das Stück, das Spielleiterin und Lehrerin Saskia Reinkens zunächst im Kopf hatte. "Aber selbst wenn ich versuche, das Stück in die Jugendsprache zu übersetzen, komme ich nicht so nah an das wahre Leben heran", nennt die Lehrerin ihre Überlegung. Also haben sie sich ein anderes Stück gesucht, "2 Tage im Hinterhof" von Manfred Horn, und daran gearbeitet. "Wir durften Szenen selbst schreiben", sagt Hannah Janßen alias Marie. Herausgekommen ist ein Stück mit vielen Konflikten, aber auch viel Musik. Etwa 100 Schüler und ihre Lehrer wirken daran mit, dass es eine runde Sache wird, nicht nur als Schauspieler auf der Bühne, sondern auch als Tänzer, im Orchester, in der Requisite und der Maske.

Die musikalische Leitung hat Schulleiter Michael Cuypers. Er hat sich die Gitarre umgehängt, das Gesicht zum Schülerorchester gewandt und spielt "Movie Star". Warum gerade dieses Lied im Stück seinen Platz gefunden hat, erklärt Saskia Reinkens. "Die Mutter von Marie, Frau Krause, ist alleinerziehend. Sie muss putzen gehen, um die Wohnung halten zu können und stellt fest: ,Ich hatte auch mal andere Träume.'" An anderer Stelle wird "Y.M.C.A." gespielt. "Es ist die Szene, als ein Junge sich outet, und deutlich wird: ,Total egal, du bist unser Freund.'", erklärt die Spielleiterin den Zusammenhang. "Anders sein, Homosexualität, Fremdenhass, das alles ist zu unserem Stück geworden", macht Saskia Reiners einen Rundumschlag. Es gebe aber ein Happy End, verspricht Cuypers. Und weil das Stück in Köln-Kalk spielt, gibt es kaum etwas Passenderes als einen Song der Band Brings.

"Wir leben in einer Gesellschaft, in der alle propagieren: Jeder darf sich individuell entfalten. Aber, wie sieht es im Alltag aus?", stellt Saskia Reinkens als Frage in den Raum. Natürlich wolle das Stück wachrütteln, die Schüler, aber auch das Publikum. "Wachrütteln, dass man jeden Tag für Demokratie, Toleranz und Menschlichkeit eintreten muss. Das fängt bei uns im Klassenraum an." Und geht auf der Bühne weiter.

(RP)
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