Kevelaer Wo soll der Müllwagen wenden?

Kevelaer · Wegen eines Streits zwischen Grundeigentümern und der DB Netze ist an der Buschwaldstraße der Wendehammer nicht nutzbar. Folge: Der Müll wird nicht abgeholt.

 Rudolf Look, 83, und Patricia Jäger, schwanger, können schwere Mülltonnen nicht 400 Meter weit bis zur B 9 ziehen. Aber das müssen sie tun, schreibt das zuständige Gocher Fachamt, so lange der Wendehammer nicht genutzt werden kann. Die Bürger fühlen sich von der Stadt im Stich gelassen.

Rudolf Look, 83, und Patricia Jäger, schwanger, können schwere Mülltonnen nicht 400 Meter weit bis zur B 9 ziehen. Aber das müssen sie tun, schreibt das zuständige Gocher Fachamt, so lange der Wendehammer nicht genutzt werden kann. Die Bürger fühlen sich von der Stadt im Stich gelassen.

Foto: Anja Settnik

Am Samstag ist wieder Müllabfuhr. Mit Glück wird die Firma Schönmackers, wenn sie erfährt, dass zumindest eine Schneise neben dem Schuttberg frei ist, den Abfall von der Buschwaldstraße auch an diesem Samstag wieder abholen. Falls der Lastwagen-Fahrer jedoch das Schild "Keine Wendemöglichkeit für Lkw" wörtlich nimmt, werden Rudolf Look und seine Nachbarn auf ihrem Dreck sitzen bleiben. Denn eine schwere Bio- oder Papiertonne können der 83-jährige Rudolf Look, die schwangere Patricia Jäger und die übrigen meist betagten Nachbarn nicht hunderte Meter weit bis zur Klever Straße ziehen. Das aber wird von ihnen verlangt.

 Der Wendehammer ist zugekippt und damit unbrauchbar.

Der Wendehammer ist zugekippt und damit unbrauchbar.

Foto: Anja Settnik

Aus einem sechszeiligen Schreiben der Stadtverwaltung geht genau dies hervor: dass nach Paragraf 17, Absatz 2 der Abfallentsorgungssatzung die abzufahrenden Gefäße an der nächstmöglichen Straße (Kleverstraße / B 9) am Abfuhrtag bereitzustellen sind. Denn das Entsorgungsunternehmen habe der Stadt mitgeteilt, dass "aufgrund der Unbefahrbarkeit des Wendehammers eine Entsorgung direkt an den Grundstücken nicht möglich" ist.

Diese "Unbefahrbarkeit" ist Resultat eines Streits zwischen der Bahn / DB Netze und zwei Grundstückseigentümern. Als nämlich vor anderthalb Jahren beschlossen wurde, an der Buschwaldstraße den Übergang über die Gleise zu schließen, musste eine Wendemöglichkeit für Lkw geschaffen werden. "Hier wird ja auch schon mal Heizöl geliefert, oder Kartoffeln müssen geerntet werden", erzählt Rudolf Look. Also wurde die Bahn mit zwei Grundstückseigentümern handelseinig, eine Fläche abzugeben, die asphaltiert wurde und als Wendehammer dienen sollte. Nach Darstellung der bisherigen Eigentümer ist jedoch noch kein Geld überwiesen worden. Und deshalb setzten sie ein Zeichen: Sie schütteten eine große Menge Kies und Bauschutt auf die Fläche, so dass Fahrzeuge dort nicht mehr drehen können. "Aber warum sollen wir Nachbarn die Leidtragenden sein? Wir haben einen der Grundbesitzer angesprochen, der versicherte, natürlich nicht uns schaden, sondern nur die Bahn unter Druck setzen zu wollen. Für dieses Mal habe er noch mal einen Streifen frei geräumt. .." Von der RP angesprochen versicherte Stadtsprecher Torsten Matenaers, die Fachabteilung sei der Meinung gewesen, das Thema habe sich erledigt, da Schönmackers am vergangenen Samstag den Müll abgeholt hat. Wenn das Problem weiter bestehe, werde man versuchen, auf den erbosten (Noch-)Grundstücksbesitzer einzuwirken. "Als Behörde können wir nur nach der Satzung handeln und die Bürger auffordern, ihre Tonnen dort abzustellen, wo sie abgeholt werden können." Das sieht Rentner Look völlig anders. "Ich fühle mich von der Stadt im Stich gelassen. Ich bin 83, meine Nachbarin 86. Wir können doch nicht 400 Meter weit die schweren Tonnen ziehen!"

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(RP)
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