Kevelaer Wo die Blues-Töne "gezogen" werden

Kevelaer · Beim Bluesharp-Workshop im "Café Gecko": Wie Anfänger erste Lieder lernen. Und wie der "Kevelaer-Train" abfährt.

 Üben gehörte bei den Mundharmonika-Anfängern auf jeden Fall dazu. In entspannter Atmosphäre konnten sie den Erfolg am Ende des Tages dann aber hören.

Üben gehörte bei den Mundharmonika-Anfängern auf jeden Fall dazu. In entspannter Atmosphäre konnten sie den Erfolg am Ende des Tages dann aber hören.

Foto: Gerhard Seybert

"Ihr könnt alle mehr, als ihr glaubt", sagt Didi, der Kursleiter. Ganz offensichtlich ist er hoch motiviert. Die Angesprochenen lauschen eher skeptisch und schweigen. Das ist eine Gruppe von acht Leuten, die sich im "Café Gecko" an der Busmannstraße in Kevelaer eingefunden hat, Teilnehmer des ersten Bluesharp -Workshops am unteren Niederrhein. Didi, Dietmar Spatz, erfahrener Chef seiner privaten "Musikschule Liederspatzen", verspricht, dass alle am Ende des Kurses, also nach nur etwa fünf Stunden, mindestens ein Lied auf der Mundharmonika spielen können. Die Gruppe könnte heterogener kaum sein. Zu ihr gehören zwei Senioren, eine jugendliche Studentin, eine Hausfrau, ein Lkw-Fahrer, ein Lehrer. Das Spektrum reicht vom passionierten Hobby-Musiker bis zum Teilnehmer ohne jegliche musikalische Vorkenntnisse. Sie kommen aus Kevelaer, aber auch aus dem Ruhrgebiet und dem Kölner Raum und wollen sich am Dienstag mit diesem weniger geläufigen, manchmal auch belächelten Instrument Mundharmonika auseinandersetzen.

Weil sie der Klang interessiert, weil sie mal eine Bluesharp geschenkt bekommen haben oder einfach, weil sie den Rest der Familie begleiten. Die Teilnehmer duzen sich und reden sich mit den Vornamen an. ´Vorsichtig nehmen sie ihre Instrumente zur Hand und versuchen, einen Einzelton zu blasen. Zunächst alle gemeinsam. Was dabei herauskommt, ist Kakophonie.

Geduldig erläutert Didi den richtigen Ansatz, lässt einzeln vormachen, üben und siehe da: Schon bald blasen und ziehen — das ist Fachsprache — die Acht saubere Töne unterschiedlicher Höhe. Nach zwei Stunden spielen sie "Alle meine Entchen". Alle. Wer gegen Ende des Kurses das Café besucht, kann kaum mehr hören, dass da Mundharmonika-Anfänger am Werk sind. Die Besucher erleben erfreut eine Gruppe von Spielern, die gelöst und kraftvoll zur Gitarrenbegleitung von Didi ziemlich gekonnt ein Blues-Schema hinfetzt, zu dem Jörg, Teilnehmer mit autodidaktischen Vorkenntnissen, das Solo hinlegt.

Danach gibt's den "Kevelaer-Train", ein freies Stück, das die Ankunft, das Pfeifen und die Abfahrt eines Zuges darstellt, der schließlich langsam — mit Handvibrato — in der Ferne verschwindet. Zum Abschluss lässt Didi das Gelernte rekapitulieren: Die Teilnehmer haben nicht nur eines, sondern sie haben drei Lieder — ein Weihnachtslied ist übrigens auch dabei — und "das" Blues-Schema gelernt. Sie kennen außerdem das Straight- und das Cross-Spiel sowie die Shuffle-Rhythmik. Und sie haben alle Freude am Spiel entwickelt, in heiterer Atmosphäre viel gelernt.

Der Kursleiter hat nicht zu viel versprochen. Dafür bedankt sich Hans — unwidersprochen — im Namen aller und äußert den Wunsch nach einem Aufbaukursus.

(RP/ac)
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