Erhalt der Natur im Achterhoek Konflikt um das Grün in der Water Forth

Achterhoek · Landwirt Johannes Krebber fürchtet, dass die Mäharbeiten im Wassergraben in Achterhoek die Natur schädigen. Wilfried Oestrich vom Wasser- und Bodenverband Issumer Fleuth spricht vom Spagat zwischen den Erwartungen.

 Johannes Krebber inmitten der begrünten Water Forth in Achterhoek. Er schneidet die Pflanzen in seinem Abschnitt des Kanals erst im Winter, wenn auch die Tiere in die Ruhephase getreten sind.

Johannes Krebber inmitten der begrünten Water Forth in Achterhoek. Er schneidet die Pflanzen in seinem Abschnitt des Kanals erst im Winter, wenn auch die Tiere in die Ruhephase getreten sind.

Foto: Bianca Mokwa

Johannes Krebber sieht Grün. Er steht mitten im Wassergraben der Water Forth in Achterhoek. Weiße Schmetterlinge flattern vorbei, die langen Grashalme reichen ihm bis zum Knie. Trotz der Dürre der vergangenen Woche wirkt das Stück wie eine Oase. „Auch wenn es wild aussieht, aber für viele Tiere ist es enorm wichtig. Unten sitzen die Kröten“, sagt er und zeigt auf den feucht-grünen Grund. Die Meisen finden an den Gräsern Larven für ihre Jungen, abends sausen Schwalben und Fledermäuse über diesen Abschnitt der Water Forth und finden jede Menge Insekten.

Der Blick geht auf die andere Seite. Dort geht die Water Forth weiter. Das Bild ist ein völlig anderes. Keine Schmetterlinge, kein kniehohes Gras, einfach nur ein ausgehobener Graben. Der Wasser- und Bodenverband Issumer Fleuth hat den Graben frei geräumt. Landwirt Krebber kennt die Argumentation, dass die Gräben frei sein müssen, damit überschüssiges Wasser bei Starkregen dort abfließen kann. Doch: „Die Argumentation vom Wasser- und Bodenverband lasse ich so nicht gelten“, sagt Krebber. „Wenn es wirklich doll regnet, lief auf meiner Seite mit dem Gras trotzdem das Wasser ab.“

 So sah ein Teil der Water Forth in diesem Jahr nach dem Schnitt durch den Wasser- und Bodenverband Issumer Fleuth aus.

So sah ein Teil der Water Forth in diesem Jahr nach dem Schnitt durch den Wasser- und Bodenverband Issumer Fleuth aus.

Foto: Krebber

Er wünscht sich ein Umdenken. Wenn mitten im Sommer die Water Forth mit dem Schlegelmäher bearbeitet wird, werde vielen Tieren das Zuhause genommen. Der Zyklus, gerade auch bei Schmetterlingen, die Entwicklung vom Ei über die Raupe bis zum Schmetterling sei noch gar nicht abgeschlossen, dann wird mit dem schweren Gerät alles niedergemäht. „Mir geht es um eine Bewirtschaftung im Sinne der Natur. Die Vegetationszeit im Sommer ist eine ganz wichtige Zeit.“

So steht es eigentlich auch in der Satzung des Wasser- und Bodenverbands Issumer Fleuth. „Der Verband hat zur Aufgabe, innerhalb des Verbandsgebiets eine ordnungsgemäße Wasserführung sicher zu stellen.“ Darüber hinaus habe er aber auch den Gewässer-, Boden und Naturschutz fortzuentwickeln.

Im Landschaftsplan des Kreises Kleve heißt es zum Beispiel über den Maßnahmenraum Achterhoek: „Die stark ackerbaulich geprägte Landschaft ist zu erhalten und als Lebensraum zahlreicher Tier- und Pflanzenarten strukturreicher auszugestalten.“ Speziell zur Water Forth wird die „naturnahe Unterhaltung und Gestaltung der Gräben und Wasserläufe“ genannt, „zumal das Gewässer in Teilabschnitten auch als lineares Biotopverbundelement von Bedeutung ist“, heißt es von der Unteren Naturschutzbehörde des Kreises Kleve. „Alle Wasser- und Bodenverbände haben die Aufgabe, in ihrem Zuständigkeitsbereich für eine problemlose Wasserabfuhr zu sorgen und zugleich auch ökologische Aspekte zu beachten“, nennt die Untere Naturschutzbehörde die Pflichten.

Wilfried Oestrich vom Wasser- und Bodenverband Issumer Fleuth spricht von einem Spagat, den er und seine Kollegen vornehmen müssen. Zum einen sollen die Gräben möglichst frei und super geschnitten sein, andere hätten gerne mehr Natur und weniger Schnitt.

„Mit der Problematik werden wir jeden Tag konfrontiert“, sagt Oestrich. Die Anlieger der Gräben hätten sehr unterschiedliche Ansichten darüber, wie es richtig ist. Natürlich gebe es zum Beispiel die optimierte Unterhaltung. Dabei wird nur das weggeschnitten, was nötig ist. „Wir müssen 140 Kilometer Gräben unterhalten“, sagt Oestrich. Da jedem gerecht zu werden, sei schwierig. Hinzu komme der feste Zeitplan. Geschnitten wird ohnehin erst nach dem 15. Juni, manche Gräben müssten laut Plan zwei Mal einen Schnitt erhalten, einmal im Sommer, einmal im Herbst.

Krebber steigt erst im Winter in seinen Abschnitt des Grabens und entfernt, was notwendig ist. Die abgestorbenen Pflanzen entfernt er. Nie geht er bis auf den Grund, sondern lässt den Tieren ihre Rückzugsmöglichkeiten, zum Beispiel den Kröten, die dann in der Winterstarre sind. „Natürlich dürfen da auch keine Bäume im Graben wachsen“, sagt er. „Ich sage ja nicht, dass es der Idealfall ist, aber es ist ein Kompromiss“, sagt er über seine Vorgehensweise. Aber für ihn ist es der konsequente Schritt zum Erhalt der Natur. „Wir können nicht immer nur reden, im Großen was gegen den Klimawandel zu machen, wir müssen im Kleinen anfangen“, lautet seine Devise. Der Graben ist für ihn ein Lebensraum, gefüllt mit vielen verschiedenen Pflanzen- und Tierarten, die es zu erhalten gilt. Der natürliche Zyklus soll erhalten bleiben. Mehr Rücksicht statt Radikalschnitt. Er ist der Überzeugung, dass ein Umdenken stattfinden muss. „Das geht nur gemeinsam mit dem Wasser- und Bodenverband und den anderen Landwirten.“

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