Kevelaer Wie Fußball bei der Integration hilft

Kevelaer · Anan Diarè und Hassimiou Keita sind von Guinea nach Deutschland geflüchtet. Jetzt leben die Asylbewerber in Kevelaer und haben dort durch den Sport Anschluss gefunden. Sie laufen sogar in der Meisterschaft für den SV Kevelaer auf.

Kevelaer: Wie Fußball bei der Integration hilft
Foto: Thomas Binn (binn)

Es klingt so schön: Fußball funktioniert auch ohne Sprache. "Ganz so einfach ist es aber nicht", sagt Tobias Häntsch. "Ohne Sprachkenntnisse funktionieren keine taktischen Anweisungen, ganz ohne Kommunikation ist das Einbinden in eine Mannschaft kaum möglich."

Der Trainer der A-Jugend des SV Kevelaer weiß, wovon er spricht. Seit einer Saison betreut er zwei Asylbewerber, die zum Team dazugestoßen sind. Anan Diarè und Hassimiou Keita. Zwei Spieler aus Guinea, die nach ihrer Flucht in Kevelaer so etwas wie eine neue Heimat finden wollen, die aber anfangs kein Wort Deutsch sprachen.

Da Keita etwas Englisch sprach, funktionierte auch die Kommunikation mit Trainer und Mitspielern. "Du musst einfach miteinander sprechen können", betont Häntsch. Die Integration der beiden Spieler aus Guinea lief ganz spontan, ganz ungezwungen. Die beiden hatten am Rand des Fußballplatzes gespielt und waren einfach gefragt worden, ob sie nicht mittrainieren wollen. Der Rest kam dann fast von selbst. Seit Frühjahr 2014 trainierten die beiden regelmäßig mit, seit dem 1. Juli haben beide in der A-Jugend gespielt. Mit Spielerpass wie jeder andere Fußballer auch.

"Sie waren eine echte Verstärkung für uns", sagt Häntsch. Körperlich seien sie anderen Spielern überlegen, seien sehr schnell und kampfstark. Anan spielte sogar bereits fünfmal in der ersten Mannschaft, jetzt wechseln beide in die Senioren-Teams. Anan hat gute Chancen auf einen Stammplatz im Kreisliga-B-Team, Keita wird in der zweiten Mannschaft spielen, weil er seinen Hauptschulabschluss macht und daher nicht so viel Zeit hat.

Integration, die offenbar problemlos funktioniert hat. "Unsere A-Jugend-Jungs haben sich über die zwei gefreut, sie haben frischen Wind in das Team gebracht und der Mannschaft auch sportlich weitergeholfen", sagt Tobias Häntsch.

Für die beiden Asylbewerber scheint der Fußball zum Glücksfall geworden zu sein "Wir wurden nicht nur gut, sondern sehr gut aufgenommen", berichtet Keita. Probleme, ins Team zu finden, habe es keine gegeben. "Am Anfang war die Verständigung etwas schwierig, aber das war auch schnell in Ordnung."

In ihrer Heimat spielten beide Fußball in ihren Dörfern. Die Spiele dort waren dann fast so etwas wie Volksfeste, wenn ein Ort gegen den anderen antrat.

"In Guinea haben wir immer auf Sand und auch nie in einer Mannschaft gespielt", erzählt Keita, der kurz nach seiner Ankunft in Deutschland sofort begann, einen Sprachkurs zu machen. Die ersten Früchte sind erkennbar. Mittlerweile versteht er Deutsch recht gut.

"Fußball gefällt mir einfach. Ich wohne jetzt hier und deshalb spiele ich natürlich auch hier im KSV mit", berichtet Keita. Fußball ist auch die Sache, die ihm besondere Erinnerungen an das vergangene Jahr bescheren. "Das Training und Fußballlager in Hinsbeck, wo wir vor einiger Zeit mit waren. Das war toll."

(cnk)
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