Ukrainerin aus Weeze organisiert Hilfstransporte „Meine Freunde wollen kämpfen“

Weeze · Adriana Mechold lebt seit 21 Jahren in Weeze. Jetzt organisiert sie Hilfstransporte in ihr Heimatland. Ihre Mutter ist über Polen aus der Ukraine geflüchtet.

 Adriana Mechold mit ihrem Mann Steffen, ihrer Mutter Lyubov Vovk sowie den Kindern Alexander und Philipp.

Adriana Mechold mit ihrem Mann Steffen, ihrer Mutter Lyubov Vovk sowie den Kindern Alexander und Philipp.

Foto: Mechold

Adriana Mechold legt das Handy momentan kaum noch aus der Hand. Die 42-jährige Ukrainerin ist im ständigen Kontakt zu ihren Freunden in der Heimat, erkundigt sich, wie es ihnen geht, spricht ihnen Mut zu. Gleichzeitig versucht sie aber auch, ganz konkrete Hilfe für die Ukraine zu organisieren. Die Weezerin hat immer schon engen Kontakt zur Botschaft gehabt und nutzt diese Verbindungen nun, um Hilfsmaterial aus der Region in ihr Heimatland zu bringen. Dabei bittet sie vor allem die Firmen um Unterstützung. „Wir benötigen vor allem Medikamente, Verbandsstoffe und Spritzen“, sagt sie, die Liste der gesuchten Hilfsgüter hat sie direkt vom Krisenstab in Hamburg bekommen.  Auch Konserven und nicht verderbliche Lebensmittel stehen auf der Liste. „Kleidung wird nicht benötigt“, sagt Adriana Mechold, die auch Kontakt zum Flughafen aufgenommen hat. Dort sollen ihr Räume zur Verfügung gestellt werden, um das Material bis zum Abtransport zu lagern.

Während sie dabei ist, die Logistik für die Lagerung der Hilfsgüter zu organisieren, telefoniert sie auch immer wieder mit ihren Freunden in der Ukraine. Ihnen gehe es gut, alle seien entschlossen zu bleiben. Sie wollen kämpfen, ihr Land verteidigen. „Alle, die ich kenne, sind stolz darauf, dass sie Ukrainer sind. Sie sagen mir: ,Wir haben keine Angst, wir kriegen die Russen wieder weg‘“, erzählt sie. Gleichzeitig wisse sie genau, dass ihre Freunde auch ums Leben kommen können, beim nächsten Anruf nicht mehr abnehmen.

In großer Sorge war Adriana Mechold um ihre Mutter Lyubov Vovk. Für sie hatte die Tochter bereits einen Flug am Donnerstag direkt nach Weeze gebucht. Doch genau an diesem Tag stellte Ryanair die Flüge in die Ukraine ein, ihre Mutter saß fest. Die 70-Jährige ist pensionierte Leiterin des Lehrstuhls für deutsche Sprache an der Wirtschaftsuniversität in Ternopil. Sie wusste sich zu helfen. Ehemalige Studentinnen von ihr organisierten ein Auto, mit dem sie zur polnischen Grenze fuhren. Vier Tage hätten die Flüchtlinge dort im Auto ausharren müssen, bis sie endlich die Grenze passieren konnten.

Die 42-Jährige war froh, dass ihre Mutter in Sicherheit war. Sie soll jetzt möglichst schnell zu ihrer Tochter, dem Schwiegersohn und den zwei Enkeln nach Weeze kommen. Die Gemeinde ist für Adriana Mechold zur Heimat geworden, seit  21 Jahren lebt sie hier. „Das Studium hat mich von der Ukraine nach Frankfurt gebracht, die Liebe schließlich nach Weeze“, sagt sie. „Deutschland ist seit 22 Jahren meine Wahlheimat und ich würde genau das auch  für die Deutschen tun.“

Bürgermeister Georg Koenen unterstützt die Hilfsaktion und appelliert an die Bürger, sich zu engagieren. „Die aktuelle Situation in der Ukraine macht mich traurig und gleichzeitig wütend. Viele schreckliche Bilder und Videos erreichen uns über TV und über soziale Medien. Das ganze ist unfassbar“, sagt er.

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