Kevelaer Wenn das Sozialamt für die Bestattung zahlt

Kevelaer · Todesfälle in der Familie sind nicht nur traurig, sondern teuer. Vielen fehlt das Geld, um ihre Angehörigen zu beerdigen. Seit Wegfall des Sterbegeldes haben die Fälle auch in Kevelaer zugenommen.

 Seit einigen Jahren muss das Sozialamt Kevelaer häufiger für die Kosten von Bestattungen aufkomen. Vielen Angehörigen fehlen die Mittel.

Seit einigen Jahren muss das Sozialamt Kevelaer häufiger für die Kosten von Bestattungen aufkomen. Vielen Angehörigen fehlen die Mittel.

Foto: G. Seybert

Immer mehr Menschen sind nicht in der Lage, die Bestattungskosten für ihre Angehörigen selber zu tragen. Hilfe bekommen sie dann vom Sozialamt ihrer Stadt. Paragraf 78 SGB XII sieht vor, dass "die erforderlichen Kosten einer Bestattung übernommen werden, soweit den hierzu Verpflichteten nicht zugemutet werden kann, die Kosten zu tragen." Doch was theoretisch so einfach klingt, ist in der Praxis ein aufwendiges Verfahren. "Wir prüfen zunächst, ob es bestattungspflichtige Personen in der Familie gibt", sagt Jochen Molderings, Abteilungsleiter im Bereich Soziales der Stadt Kevelaer.

Denn wenn ein Verwandter des Toten die finanziellen Mittel für die Beerdigung hat, muss er zahlen. Die Reihenfolge ist festgelegt. Zunächst müsste der Ehepartner die Kosten tragen. Wenn er das nicht kann, sind die Kinder dran. Es folgen die Eltern des Verstorbenen, seine Geschwister oder Enkelkinder. Molderings hatte 2012 bisher 20 Anträge auf dem Tisch. Im gesamten Jahr 2011 waren es 18. "Die Zahl hat also nicht dramatisch zugenommen", sagt er. Im Verlauf der Jahre seien es aber schon mehr geworden. Das bestätigen auch Bestatter aus Kevelaer. "Offenstände hat es bei uns früher nicht gegeben. Heute muss ich schon mal aufs Geld warten", sagt Bestatter Marc Willems. Ein Grund ist der Wegfall des Sterbegeldes der gesetzlichen Krankenkassen, das vor acht Jahren ersatzlos gestrichen wurde. Die Kosten werden seitdem auf das Sozialamt abgewälzt. Doch viele Menschen würden den Gang zum Amt scheuen, sagt Willems. "Für sie ist es schwer, darüber zu sprechen, dass sie wenig Geld haben", sagt er. Willems ist allerdings bereit, mit seinen Kunden nach Lösungen zu suchen. "Wir bieten zum Beispiel Ratenzahlungen an", sagt er. Dieses Modell gibt es auch bei einem anderen Bestattungsunternehmen aus Kevelaer, das namentlich nicht genannt werden möchte.

Zu beachten ist, dass die Angehörigen Auftraggeber des Bestatters sind. Mit dem Sozialamt werden keine vertraglichen Beziehungen eingegangen. "Vorschüsse können wir nicht gewähren, da die im Falle der Nichtbewilligung des Antrags dann ja zurückgefordert werden müssten", sagt Molderings. Die Kosten für Bestattungen nach dem Sozialsatz sind im Kreis Kleve einheitlich. "Eine Erdbestattung kostet 1210 Euro, für eine Urnenbestattung werden 1594 Euro gezahlt", sagt Molderings. Darin enthalten sind Grundleistungen wie Sarg, Urne, ein Grabkreuz aus Holz und die Beförderung des Toten. Den größten Kostenfaktor machen die städtischen Gebühren aus. Friedhofs- und Grabgebühren richten sich nach der Satzung der jeweiligen Kommune und Kirchengemeinde. "Am Ende bleibt kaum etwas übrig für Blumenschmuck, Karten oder Todesanzeigen", sagt eine Bestatterin.

(RP)
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