Kevelaer Wenn Dankbarkeit zum Problem wird

Kevelaer · Gerade zum Jahreswechsel stecken viele Menschen im Gelderland fleißigen Dienstleistern gerne einmal ein paar Euro zu. Doch das gut gemeinte Dankeschön kann für einige unangenehm werden: Manche Chefs drohen mit Konsequenzen.

 Manche Geschenke, wie ein Karton mit drei Weinflaschen, kommen bisweilen nicht gut an.

Manche Geschenke, wie ein Karton mit drei Weinflaschen, kommen bisweilen nicht gut an.

Foto: DIEKER

Es ist eine gut gemeinte Geste: Kurz vor dem Jahreswechsel möchte man dem Postboten, Müllmann oder Pfleger für seine Dienste danken. Schnell wird ihm ein Zehn-Euro-Schein zugesteckt oder eine Schachtel Pralinen in die Hand gedrückt. Doch nicht immer ist das für die Betroffenen wirklich zum Vorteil. Viele Mitarbeiter dürfen gar keine Geschenke annehmen, ihre Arbeitgeber drohen mit arbeitsrechtlichen Konsequenzen.

Beim Abfallentsorger Schönmackers gibt es eine strenge interne Regelung. "Die Annahme von Geschenken wird bei uns im Hause nicht geduldet, darauf weisen wir auch jedes Jahr unsere Mitarbeiter hin", sagt Oliver Zimmermann, Geschäftsführer von Schönmackers. Wer etwas angeboten bekomme, soll es ablehnen: "Ansonsten drohen arbeitsrechtliche Konsequenzen." Bei Schönmackers habe es einmal einen Fall gegeben, wo ein Kollege erwischt wurde, erinnert sich Zimmermann: "Ihn haben wir abgemahnt." Die Zeiten der Geschenke seien auch längst vorbei, berichtet ein Müllmann aus dem Kreis, der seinen Namen nicht in der Zeitung lesen möchte: "Früher haben uns die älteren Leute gerne mal ein bisschen Geld zugesteckt. Aber diese Generation gibt es nicht mehr."

Etwas toleranter gibt sich die Deutsche Post im Umgang mit ihren Briefträgern und Paketboten. Kleine Geschenke wie Plätzchen, Kuchen oder Kaffee werden geduldet, ebenso geringfügige Geldbeträge. "Bei einem Betrag bis zu 25 Euro pro Kunde dürfen die Mitarbeiter das Geld ohne weiteres annehmen. Alles darüber hinaus müssen sie ihrem Vorgesetzten melden", erklärt Britta Töllner, Sprecherin der Deutschen Post in Düsseldorf: "Der Vorgesetzte entscheidet dann im Einzelfall, ob das Geschenk behalten werden darf." Wer diese Vorgabe umgehe, müsse auch bei der Post mit Konsequenzen rechnen.

Die Kunden würden sich immer noch dankbar für seine Dienste zeigen, erzählt ein Postmitarbeiter aus der Region: "Die Kunden geben schon noch etwas, aber es ist rückläufig. Momentan kommt man vielleicht auf insgesamt 300 Euro, wenn es gut läuft." Auch eine Tafel Schokolade oder eine Flasche Wein sei schon mal dabei.

Beim Deutschen Roten Kreuz (DRK), das unter anderem Pflegedienste, Krankenfahrten und Begegnungsstätten im Kreis Kleve anbietet, setzt man auf Gemeinsamkeit. "Persönliche Geschenke sind bei uns untersagt", sagt Franz Lück von der DRK-Kreisgeschäftsstelle Kleve. Kaffee, Kuchen und Gebäck sollen gemeinsam im Team verzehrt, Geldbeträge in die Spendenkasse des DRK eingezahlt werden. "Die Medaille hat zwei Seiten: Wir wollen niemanden beleidigen, indem wir ein Geschenk ausschlagen. Hier bedankt sich schließlich jemand für die Hilfe, die wir leisten", findet Lück. Das DRK würde deshalb auch eine Spendenquittung ausstellen.

Auch die Freiwillige Feuerwehr in Kevelaer-Stadtmitte hält es mit dem Prinzip: Geschenke sind für alle da. "Bei uns geht grundsätzlich alles in die Kameradschaftskasse, egal ob Geld- oder Sachgeschenke", sagt Löschzugführer Werner Borkowski. Es gebe eine Art Ehrenkodex, dass sich niemand etwas in die eigene Tasche stecke: "So viel Kameradschaftsgefühl haben alle. Dafür lege ich sogar meine Hand ins Feuer." Ohnehin bekomme die Feuerwehr nur selten Geschenke von den Bürgern, berichtet Borkowski: "Vielleicht bekommen wir mal was nach einem geglückten Einsatz. Aber auch dann ist es für alle gemeinsam und nicht für einzelne."

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort