Kevelaer Weihnachten ganz nah an der Krippe
Kevelaer · In Achterhoek hat sich Helmut Lomme seinen Kindheitstraum erfüllt und eine große Krippe gebaut. Zur Einweihung kamen 50 Leute. Es wurde gesungen und eine zum Nachdenken anregende Botschaft verkündet.
Helmut Lomme hat einen neuen Lieblingsplatz. Das ist nicht das gemütliche Sofa im warmen Wohnzimmer oder etwa ein Lehnstuhl zum Zurücklehnen. Den 61-jährigen Achterhoeker zieht es regelmäßig nach draußen. "Ja, das ist unsere kleine Krippe, die wir in liebevoller Eigenleistung erstellt haben", sagt er dann schmunzelnd. Klein? Die Krippe überragt den großen Mann um einiges.
Es ist ein Kindheitstraum, den der Achterhoeker sich erfüllt hat. Der Traum steht jetzt in seinem Garten. Alles begann mit Maria und Josef und einem stürmischen Tag im vergangenen Jahr. Helmut Lomme war mit seiner Frau Brigitte auf dem Gocher Flachsmarkt unterwegs. "Wir wollten nach Hause, wir hatten die Nase voll", beschreibt der Achterhoeker die Stimmung angesichts des schlechten Wetters. Am Stand eines Duisburgers entdeckte er dann die beiden Holzfiguren und war sich sicher, dass diese ein neues Zuhause finden würden. Im strömenden Regen und mit Maria und Josef unter dem Arm ging es zum Parkplatz und nach Achterhoek.
Die Suche begann. "Ochs, Esel, Schafe und die Krippe", zählt Helmut Lomme auf, was noch fehlte. Wieder auf einem Markt, diesmal dem Menzelner Weihnachtsmarkt, wurde er fündig: Holzschafe, allerdings ein paar Nummern zu klein. Es waren nur noch drei Wochen bis Weihnachten, aber Familie Kammeier fertigte innerhalb von 14 Tagen die gewünschten Tiere in passender Größe an. "Die Figuren nützen nix, wenn man keine Krippe hat", sinniert Helmut Lomme.
Er rief Willi van Bonn an. Der hatte nur zwei Fragen: Bis wann? Und 60 mal 80 Zentimeter? Helmut Lommes Antwort: Bis Weihnachten und drei mal vier Meter. "Du bist bekloppt", sei der Originalton des Freundes gewesen. Angegangen und vollendet wurde das Projekt trotzdem, mit richtigem Richtfest und allem Drum und Dran. Wo eigentlich eine Terrasse entstehen sollte, um die Abendsonne zu genießen, steht nun die Krippe, das ganze Jahr. An Ostern wurde sie kurzerhand zum Osternest umfunktioniert. "Die Krippe können Sie nicht mal eben wegtragen", sagt Helmut Lomme. Unglücklich ist er darüber aber ganz und gar nicht. Er findet immer etwas, das noch verändert werden kann. In diesem Jahr brachten Freunde, Johannes und Petra Baaken, eine vier Meter hohe Tanne. Die steht jetzt neben der Krippe, geschmückt versteht sich. Abends, wenn die Lichter angehen, entfaltet das Ganze seinen besonderen Zauber. Nicht nur der elf Monate alteb Enkel Lennard ist vom Glitzern und Funkeln angetan. In diesem Jahr wurde die Krippe offiziell mit Freunden und Nachbarn eingeweiht. Es gab Glühwein, Kinderpunsch und Würstchen - Und es wurde gesungen. "Man hat sogar Männerstimmen gehört", sagt Brigitte Lomme lachend. "Ohne meine Frau geht nichts", sagt Helmut Lomme. "Ich bin nur derjenige, der die Krippe hat." Die Feier an der Krippe wurde zum schönsten Abend, den er je auf der Lomme-Ranch erlebt habe, sagt der Achterhoeker. Dabei wurde nicht nur gelacht und Glühwein getrunken. In einer kleinen Ansprache lud er zum Innehalten ein. "In solchen Momenten sollte man auch mal darüber nachdenken, dass es Menschen gibt, die nicht so viele Freunde haben, denen es nicht so gut geht und dafür beten, dass Kriege aufhören", sagt Lomme. "Weihnachten heißt nicht, Geschenke kaufen, sondern: Lass' uns zu anderen Menschen schauen und ihnen die Hand reichen." Wenn im kommenden Jahr der vierte Advent und Heiligabend auf einen Tag fallen, soll es wieder ein Weihnachtssingen an der Krippe geben. Aber am heutigen Heiligabend haben er und seine Frau noch etwas anderes vor. Das Jesus-Kind muss in die Krippe gelegt werden.