Weeze Weezer Grüne stricken für die Jesiden

Weeze · Beyza Kassem aus Weeze strickt für ihr Leben gern. Derzeit fertigt sie warme Mützen und Socken für die verfolgten Jesiden. Weezes Grüne wollen die Frau unterstützen und planen eine Spendenaktion auf dem Weihnachtsmarkt.

 Heiko Neubauer (r.), Biolandwirt und Obstbrenner, lässt sich in der Gaststätte "Kevin's Pub" das Handwerk zeigen. "Mit Wolle & Nadel gegen Terror" lautet die Aktion der Weezerin Beyza Kassem, die die Grünen unterstützen.

Heiko Neubauer (r.), Biolandwirt und Obstbrenner, lässt sich in der Gaststätte "Kevin's Pub" das Handwerk zeigen. "Mit Wolle & Nadel gegen Terror" lautet die Aktion der Weezerin Beyza Kassem, die die Grünen unterstützen.

Foto: gerhard seybert

Sie stricken wieder - allerdings nicht in Plenar- oder Ratssitzungen, sondern im eher privaten Rahmen. Weezes Grüne, erst seit September im Rat vertreten, handarbeiten für den guten Zweck. Konkret: Sie unterstützen die Aktion "Mit Wolle & Nadel gegen Terror" von Beyza Kassem. Die Weezerin mit türkischen (nicht kurdischen!) Wurzeln hat über Facebook schon Hunderte Freunde und Helfer gefunden. Nach dem Motto "Mir machen euch winterfest" häkeln und stricken sie für die IS-Flüchtlinge aus dem Irak und aus Syrien. In der Weezer Gaststätte "Kevin's Pub" traf sich Beyza Kassem jetzt mit den Grünen des Ortes. Neben dem Stricken ging es auch um eine Spendenaktion auf dem Weezer Weihnachtsmarkt am 29. November.

"Es ist lange her, dass ich eine Häkelnadel in der Hand hatte", gibt Heiko Neubauer zu. Der Biolandwirt und Obstbrenner (51) erinnert sich, dass er als Grundschüler den Umgang mit Nadel und Faden lernen musste. Knöpfe annähen könne er noch heute - aber Stricken und Häkeln - nun, ja. Beyza Kassem weiß, dass sie bei ihm ganz von vorne beginnen muss. "Guck mal, so musst Du die Nadel halten. Und so den Wollfaden. Und dann häkeln wir mal Stäbchen." Die Brille auf die Nasenspitze geschoben gibt sich der Weezer alle Mühe, mit zunächst mäßigem Erfolg.

Zum Glück sind andere Akteure geübter. Mit Datum vom 4. November hatte die Gruppe um Beyzas Strick-Treff bereits 312 Mützen, 201 Schals, 89 Paar Socken und 38 Pullover angefertigt. Willert-Wolle in Goch und andere Sponsoren haben ebenfalls ihren Beitrag zur Aktion geleistet. "Die Wolle, die wir verstricken, erreicht uns von überall her", freut sich Beyza Kassem. Dick und warm muss sie sein, damit's schnell geht und etwas bringt gegen die Kälte, für den Besuch bei den Grünen war die Farbe keine Frage.

Bei allem Spaß, den die Akteure haben: Es geht ihnen darum, zu helfen und Zeichen der Solidarität zu setzen. Befreundete Jesiden aus Kleve haben schon mehrfach Hilfsgüter in Flüchtlingscamps im türkischen Grenzgebiet gebracht und nehmen auch die Strickwaren mit. "Zum Glück haben wir jetzt auch einen Ort, wo wir sie lagern können: auf dem Hof von Heiko Neubauer", freut sich die Initiatorin. Dort ist sicherlich auch noch Platz für weitere Waren, die die Flüchtlinge gebrauchen können.

Jessica Kruchem, ebenfalls Ratsmitglied der Grünen, hat den Kontakt zu den handarbeitenden Helfern hergestellt: Die Frauen kennen sich über den Kindergarten, haben dort zum Beispiel Karnevalskostüme genäht. Dabei kommt man ins Erzählen. Und da Häkeln und Stricken sowieso wieder "in" ist, lag es nahe, die Aktion auszuweiten. Wer noch ein Argument braucht, um mitzumachen, bekommt von der gut gelaunten Beyza Kassem einen weiteren Tipp: "Stricken ist total gut zum Abnehmen. Wenn man Nadeln in der Hand hält, kann man abends beim Fernsehen auf der Coach kaum naschen."

Weezer, die ebenfalls Mützen und Socken stricken oder den jesidischen Flüchtlingen durch Spenden helfen möchten, können sich auch per E-Mail bei den Grünen melden: kontakt@gruene-weeze.de.

(RP)
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