Weeze Weezer Brandstifter muss in die Psychiatrie

Weeze · Der 32-Jährige hat im November das Wohnhaus, in dem er mit seiner Mutter lebte, in Brand gesetzt. Wie ein Gutachter vor dem Landgericht feststellte, war der Angeklagte zum Zeitpunkt der Tat nicht schuldfähig.

 Das Weezer Einfamilienhaus ist seit dem Brand unbewohnbar und muss bis auf die Kellerräume abgerissen werden.

Das Weezer Einfamilienhaus ist seit dem Brand unbewohnbar und muss bis auf die Kellerräume abgerissen werden.

Foto: Markus van Offern

Die Psychiatrie bestimmt sein Leben. Mehrere Jahre hat der 32-Jährige bereits in der geschlossenen Abteilung verbracht. Nun muss er wieder dorthin zurück. Das entschied gestern das Klever Landgericht. Der in Süddeutschland geborene 32-Jährige war wegen einer schweren Brandstiftung angeklagt.

Am 24. November vergangenen Jahres hatte er das Haus in Weeze angezündet, in dem er mit seiner Mutter lebte. Da der Angeklagte jedoch an einer paranoiden und halluzinatorischen Schizophrenie leide und deshalb zum Tatzeitpunkt nicht schuldfähig gewesen sei, wie Psychiater Jack Kreutz gestern erklärte, verhängte das Klever Landgericht keine Freiheitsstrafe, sondern ordnete eine Behandlung in einer forensischen Psychiatrie an.

"Sie haben es in Ihrem Leben nicht einfach gehabt", sagte Gerhard van Gemmeren, Vorsitzender Richter der 2. großen Strafkammer, in der Begründung. Der Angeklagte und später auch seine Mutter hatten dem Landgericht zuvor seinen Lebenslauf geschildert: Mit drei Jahren sei der heute 32-Jährige erstmalig in ein Heim gekommen. Auch sein mittlerweile verstorbener zwei Jahre älterer Bruder habe fortan im Heim gelebt. Die Schulzeit sei zunächst recht unauffällig verlaufen. Der Beschuldigte habe erst die Haupt-, dann die Real- und später wieder die Hauptschule besucht und einen Abschluss erlangt. Auch eine Ausbildung habe er gemacht, ehe er mit einem Drogenkonsum begann.

Wie bereits die Justiz in Baden-Württemberg vermerkte, sei er immer wieder aus den Heimen geflohen und habe Rauschmittel konsumiert. In Folge dessen seien vermehrt Aggressionen aufgetreten.

Ein mehrjähriger Aufenthalt in einer geschlossenen Psychiatrie brachte anschließend nicht den gewünschten Erfolg, wie sich am 24. November herausstellen sollte. Bereits mehrfach wurde beim Beschuldigten unter anderem eine Schizophrenie diagnostiziert, die auch behandelt wurde. Nur wenige Wochen vor der Tat im November vergangenen Jahres äußerte der 32-Jährige den Wunsch, entlassen zu werden. Er sei sich sicher, keine Straftaten mehr zu begehen und sein Leben draußen meistern zu können.

"Blauäugig", wie es Psychiater Jack Kreutz beschrieb, stimmte ein Gericht dem zu. Anfang November 2016 zog der Mann dann zu seiner Mutter nach Weeze, die das dortige Wohnhaus jedoch verkaufen wollte. Damit sei er aber nicht einverstanden gewesen, gab der Beschuldigte an. Dies nannte er auch als Grund dafür, dass er am 24. November 2016 das Gebäude in Brand steckte, indem er einen Vorhangschal anzündete.

Mit den Worten "Tschüss Mama" habe er, so schilderte es der 32-Jährige weiter, das Wohnhaus anschließend verlassen. Wenig später, nachdem er auch noch eine Autotür eingetreten hatte, wurde er von einer Polizeistreife aufgegriffen. Seine Mutter konnte sich selbstständig vor den Flammen retten. Es entstand allerdings ein Sachschaden von 300.000 Euro.

Sein größter Wunsch sei es, wieder ein Leben außerhalb der geschlossenen Psychiatrie leben zu können, äußerte der 32-Jährige. Doch dafür benötige es Zeit, wie Kreutz sagte. Die Schizophrenie sei zwar, wenn der Beschuldigte mitwirke, gut therapierbar. Es könnte jedoch mehrere Jahre dauern, ehe er wieder resozialisiert sei. Aktuell ging Kreutz davon aus, dass der Beschuldigte aufgrund seiner Erkrankung erneut Straftaten begehen würde.

(pets)
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