Kurz vor Landung in Weeze Laser-Attacke auf Passagier-Flugzeug

Update | Weeze · Kurz vor der Landung auf dem Flughafen Weeze ist der Pilot einer Passagiermaschine mit einem Laserpointer über Wesel geblendet worden. Es erfolgte eine umgehende Fahndung.

 Die Ryanair-Maschine war auf dem Anflug nach Weeze (Symbolbild).

Die Ryanair-Maschine war auf dem Anflug nach Weeze (Symbolbild).

Foto: dpa/Boris Roessler

Das hätte gefährliche Folgen für die Passagiere haben können. Kurz vor der Landung am Flughafen Weeze ist der Pilot einer Passagiermaschine am Sonntagabend mit einem Laserpointer geblendet worden. Der Pilot der Ryanair-Maschine bemerkte den grünen Laserstrahl gegen 21.50 Uhr, als er gerade das Weseler Stadtgebiet überflog. Der Pilot informierte umgehend die Deutsche Flugsicherung, die wiederum die Polizei in Wesel alarmierte.

Anhand seiner Koordinaten konnte der Pilot den Bereich sehr genau eingrenzen. Demnach muss der Täter sich in Wesel-Flüren im Bereich der Bislicher Straße aufgehalten haben. Die Polizei schickte sofort eine Streife in den Bereich. Die Beamten konnten allerdings niemanden finden. Bislang verlief die Fahndung erfolglos, wie ein Sprecher der Polizei auf Anfrage der Redaktion mitteilte.

Das Blenden mit einem Laserpointer stelle einen gefährlichen Eingriff in den Luftverkehr dar, so ein Sprecher der Kreispolizei Wesel. Hier handle es sich nicht um einen harmlosen Streich, sondern um eine Straftat, die schlimme Folgen haben könnte. Die Polizei weist darauf hin, dass so ein Einsatz von Laserpointern strafbar sei und lebensgefährlich sein könne. Denn auch in größerer Höhe kann der Lichtstrahl dem Piloten komplett die Sicht nehmen. Gerade beim Landeanflug wird es da gefährlich. Diesmal verlief der Vorfall glücklicherweise glimpflich, der Pilot konnte den Landeanflug ohne Beeinträchtigung fortsetzen und musste auch nicht von der Flugroute abweichen.

Im Cockpit können die Piloten durch Pointer extrem geblendet werden (Symbolfoto).

Im Cockpit können die Piloten durch Pointer extrem geblendet werden (Symbolfoto).

Foto: dpa-tmn/PilotsEYE.tv

Die Boeing 737 aus Tanger (Marokko) befand sich in 5000 Fuß Höhe (etwa 1500 Meter) als der Pilot geblendet wurde. Dass Laserpointer bis in diese Höhe leuchten können, sei nichts Ungewöhnliches, heißt es. Solche Geräte seien sogar in der Lage, Piloten zu blenden, die mehr als 10.000 Fuß hoch in der Luft sind. Es seien sogar Fälle von mehr als 12000 Fuß bekannt, so Kristina Kelek, Pressesprecherin der Deutschen Flugsicherung.

Wie es ist, wenn man beim Flug vom Laserpointer geblendet wird, hat Matthias Baier schon selbst erlebt, wie der Sprecher der Vereinigung Cockpit berichtet. „Wir haben die Laserstrahlen in der Luft beim Anflug gesehen und sind rechtzeitig in unserem Sitz nach unten gerutscht. So konnte der Pointer uns nicht direkt ins Auge leuchten.“ Das nämlich sei ein unangenehmes Gefühl. Das ganze Cockpit werde hell, man könne in der Dunkelheit nichts mehr sehen. Die Situation sei vergleichbar mit einem Autofahrer, dem nachts ein anderer Wagen mit vollem Fernlicht entgegenkommt. „Wenn du dann im Landeanflug bist, verlierst du komplett die Sicht. Schlimmstenfalls kann das in einer Katastrophe enden.“ Über Leute, die Flugzeuge anleuchten, kann der Pilot nur den Kopf schütteln. „Das ist absolut idiotisch und grob fahrlässig. Die nehmen in Kauf, dass es zu gefährlichen Situationen kommt.“

Baier würde es sich daher wünschen, dass solche Fälle konsequent verfolgt und die Täter hart bestraft werden. Er regt auch an, dass beim Verkauf von Laserpointern zumindest darauf geachtet werden sollte, dass er nicht an Minderjährige verkauft wird. Eine gewisse Kontrolle solle es da geben.

Denn es komme leider recht häufig vor, dass Piloten melden, sie seien von Laserpointern geblendet worden. In den Jahren 2014 bis 2016 gab es jeweils jährlich rund 500 solcher Fälle. Danach seien die Zahlen etwas gesunken. 2017 und 2018 waren es noch jeweils 400 Vorfälle, 2019 dann 360 und im Jahr 2020 noch 209. Aktuellere Daten lägen bislang nicht vor. Die Tendenz sei zwar rückläufig, die Zahl der Fälle aber immer noch hoch. Vielen sei gar nicht bewusst, in welche Gefahr sie die Piloten bringen. Zudem sind sogar Fälle bekannt, in denen jemand Polizeihubschrauber angestrahlt hat.

In Weeze hat ein solcher Fall absoluten Seltenheitswert, wie Flughafensprecher Holger Terhorst, berichtet. Das Ereignis vom Sonntag sei ein absoluter Einzelfall.

Die Ortungssysteme der Piloten sind so genau, dass sehr genau eingegrenzt werden kann, von wo mit dem Laserpointer geleuchtet wurde.

Die Polizei sucht jetzt nach Zeugen: Wer Hinweise zur Tat geben kann, sollte sich umgehend bei der Polizei Wesel unter der Nummer 0281 1070 melden.

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