Weeze Weeze investiert unterirdisch

Weeze · Wenn Bürger über die Verschuldung ihrer Gemeinde den Kopf schütteln, bedenken sie oft nicht, was die Ursachen für die schlechte Finanzlage sind. Weeze etwa muss für mehr als zehn Millionen Euro seine Kanäle sanieren.

Weeze: Weeze investiert unterirdisch
Foto: rpo, Lukas Felden

Im Rat der Gemeinde wird um jede kleine Ausgabe gerungen. Wo immer Verwaltung und Lokalpolitiker die Möglichkeit haben, Kosten einzusparen, tun sie dies. Trotzdem kommt bei den Bürgern vor allem das an, was genau so wahr ist: Die Kommune hat kein Geld und macht Schulden. Wie kann das sein?

Bürgermeister Ulrich Francken hat wie alle seine kommunalen Kollegen eine Menge Pflichtaufgaben zu erfüllen. Ganz besonders heftig schlagen die notwendigen Kanalsanierungen zu Buche. Die Bürger spüren's an steigenden Abwassergebühren, denn natürlich werden die Ausgaben auf diesem Wege refinanziert. Und sind eben keine klassischen "Schulden".

Kleiner Roboter im Kanal

Seit 1999 wurden in der Gemeinde Weeze rund zehn Millionen Euro ins Kanalnetz investiert. Allein das jüngste Projekt, die Erneuerung des Regenwasser- und Schmutzwasserkanals in der Garten-, Pater-Fonk- und Vogteistraße, kostete rund eine Million Euro. Dass die Verkehrsführung samt Gehwegen verbessert werden konnte, ist in diesem Fall den Kanalarbeiten zu verdanken. Schließlich mussten die Oberflächen sowieso aufgerissen werden — da war der zusätzliche Aufwand nicht sehr groß.

"Wo immer es möglich ist, wird jedoch versucht, die Fahrbahn trotz Kanalarbeiten nicht zu öffnen", sagt der Leiter des Bauamts, Wilhelm Moll-Tönnissen. Wenn zum Beispiel demnächst die Karl-Arnold-Straße an der Reihe ist, soll dies ohne große sichtbare oberirdische Beeinträchtigungen vor sich gehen. "Heute wird oft das ,Inliner-Verfahren' angewendet, bei dem quasi als zweite Haut ein Kunststoff durchs Rohr gezogen wird.

Später fährt dann ein kleiner Roboter mit der Kamera durch den Kanal und fräst die Löcher für die einzelnen Hausanschlüsse." Im kommenden Jahr ist eine vorerst letzte Kanalbaumaßnahme geplant: an Küstersweg, Tichelkamp, Blumenstraße.

1996 erstmals untersucht

Im Abstand von zehn bis 15 Jahren müssen die Gemeinden ihre Kanäle überprüfen. Von 1996 bis 2006 wurden Weezes Abwasserleitungen erstmals komplett untersucht und seitdem wurden sukzessive die nötigen Arbeiten durchgeführt.

"Allein durch die Sichtung und Auswertung entstehen Kosten von jährlich rund 25 000 Euro", sagt Moll-Tönnissen. In Weeze wie in anderen Gemeinden hatten die Befahrungen der 77 Kanal-Kilometer viel Sanierungsbedarf ergeben. Ob Geld dafür im Haushalt vorhanden ist, spielt keine Rolle: Es geht um den Umwelt- und Gesundheitsschutz.

Dass in Weeze die Abwassergebühren hoch sind, hat auch einen "historischen" Grund: Seit dem Abzug der Briten müssen rund 6000 Bürger weniger die Gebühren fürs komplette Kanalnetz aufbringen.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort