Die Sendung mit Ihren Reisereportagen heißt „Wunderschön“. Ist das Wort in dieser schwierigen Zeit noch passend?
Tamina Kallert und ihr Eindruck von Kevelaer „Kevelaer ist ein Ort zum Luftholen“
Interview | Kevelaer · Die Reisejournalistin war Gast beim Marketingpreis in Kevelaer. An den Ort hat sie noch beste Erinnerungen, weil sie dort Teil der lebendigen Krippe war.
Tamina Kallert Auf jeden Fall. Gerade jetzt ist dieser Begriff wichtig, in einer Zeit, wo vieles beschwerlich ist, wo es diese Sehnsucht nach Freiheit gibt. Ich habe da einen fast missionarischen Eifer. Ich will mit meinen Reiseberichten zeigen, es gibt mehr Verbindendes als Trennendes auf der Welt. Inzwischen setzt sich die Erkenntnis durch: Auch in der Nähe gibt es viel zu entdecken. Denn am Ende sind es eben immer die Menschen, um die es geht. Ich würde daher sagen: Wunderschön, jetzt erst recht.
Viele betonen, dass sie durch Corona wieder die Umgebung vor der eigenen Haustür entdecken. Was passiert, wenn die Krise vorbei ist?
Kallert Ich denke, ein bisschen davon wird bleiben. Die Menschen merken, dass es nicht immer das große Tam-Tammige braucht. Für einen Tapetenwechsel reicht oft auch eine kleine Wanderung. Es geht da um Mikroabenteuer, die nicht weniger wertvoll sind als eine Fernreise. Aber das Fernweh ist bei mir trotzdem noch da. Das Exotische hat weiter seinen Reiz. Es ist einfach ein Verlust, dass die Möglichkeit dazu nicht da ist.
Wo ist für Sie Heimat?
Kallert Heimat ist da, wo sich befreundete Wege treffen. Ist ein Gefühl von Ankommen. Das kann an unterschiedlichen Orten zu unterschiedlichen Zeiten sein. Ich bin vor einiger Zeit mit meiner Familie zurück nach Freiburg gezogen. Das ist jetzt quasi unsere Homebase. Meine Kinder wachsen da auf. Somit schließt sich da gewissermaßen ein Kreis.
Sie sagen, Sie haben sich in Kevelaer immer willkommen gefühlt?
Kallert Ja, es war einfach toll, hier 2015 Teil der lebendigen Krippe gewesen zu sein. Ich bin sogar Patin einer Orgelpfeife (lacht). Diese Orgel ist einfach beeindruckend, die ist ja groß wie ein Haus. Ich habe damals auch das Museum besucht und eine Kerze am Kapellenplatz angezündet. Dieses Ensemble aus Kirche, Orgel und Wallfahrt ist ein schönes Zusammenspiel. Kevelaer ist ein Ort zum Innehalten, zum Luftholen. Eben das, worum es beim Ankommen geht. Ich glaube, das ist eine ganz große Sehnsucht in der heutigen Zeit.
Tamina Kallert war Gast beim Marketingpreis. Die Internetstream ist auf der Homepage der Stadt Kevelaer zu sehen. Hier sind die Fotos zum Marketingpreis.