Weeze sammelt Futterspenden Wenn Geflüchtete mit ihren Haustieren kommen

Niederrhein · Viele Geflüchtete bringen ihre Haustiere aus der Ukraine mit. Sie spenden Trost in der Krise, geben zumindest ein bisschen das Gefühl von Normalität. Gerade für Kinder sind sie ein wichtiger Halt in dieser Zeit. Wie die Stadt Weeze dabei unterstützen will.

Ukraine: Menschen flüchten mit Haustieren wie Hunden und Katzen vor Krieg
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Menschen flüchten mit ihren Haustieren aus der Ukraine

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Foto: AP/Vadim Ghirda

Als Dolmetscherin begleitet Nataliya Karzhynyerova einen Bus mit Hilfsgütern vom Niederrhein zur Grenze. Auf dem Rückweg sollen Geflüchtete mitgenommen werden. Die Ukrainerin wohnt in Mönchengladbach und kam über private Kontakte zu der Hilfsaktion in den Reeser Ortsteilen Haffen und Mehr. Mitzuhelfen, war für sie selbstverständlich. Sie stammt selbst aus der Stadt Charkiv und hat noch viele Verwandte dort. „Die Älteren wollen bleiben, die Jüngeren sind größtenteils auf der Flucht. Doch die Männer bleiben da, um zu kämpfen“, berichtet sie.

Sie war selbst schon an der ukranisch-polnischen Grenze, um dort Verwandte abzuholen. Drei Familien hat sie bereits nach Deutschland gebracht. Zwei wohnen bei ihr in Mönchengladbach, eine bei ihrem Vater in Düsseldorf.

Nataliya Karzhynyerova fährt als Dolmetscherin mit.

Nataliya Karzhynyerova fährt als Dolmetscherin mit.

Foto: TuS Haffen-Mehr

Was sie an der Grenze erlebt hat, hat sie tief bewegt. „Alle sind erschöpft von der langen Reise, teilweise waren sie mehr als eine Woche unterwegs. Das schwerste für sie war, sich von ihren Vätern, Männern und Söhnen zu verabschieden und nicht zu wissen, ob sie sich jemals wiedersehen“, sagt sie.

Viele Geflüchtete hätten ihre Haustiere dabei, berichtet sie. „Keiner will die Tiere zurücklassen, für viele sind sie schließlich wie ein Familienmitglied.“ Vor allem zu den Kindern gebe es eine enge Bindung. Da sei es wichtig für manchen, den Hund auch während der Flucht an der Seite zu haben. Er spendet Trost in der Krise, gibt zumindest ein bisschen das Gefühl von Normalität. Die Tiere in den Kriegsgebieten zu lassen, würde für viele den sicheren Tod bedeuten. Daher werde im Bus vom Niederrhein auch die Möglichkeit gegeben, die Haustiere der Familien mit nach Deutschland zu bringen. „Es ist wichtig, zu sagen, dass die Geflüchteten auch ihre Tiere mitbringen können“, sagt sie.

Das bestätigt auch Weezes Bürgermeister Georg Koenen. Die ersten 200 Flüchtlinge aus der Ukraine sind in der Unterkunft mit der technischen Bezeichnung Zentrale Unterbringungseinrichtung (ZUE) am Airport Weeze angekommen. Und auch von diesen Familien haben viele ihre Haustiere mitgebracht, berichtet der Bürgermeister. Die Hunde und Katzen werden in der ZUE jetzt auch versorgt.

Daher werden dringend Futterspenden benötigt. Wer Hunde- oder Katzenfutter spenden möchte, kann das Futter am Montag zwischen 16 und 18 Uhr vor dem Rathaus in Weeze abgeben.

Weitere 100 Flüchtlinge sind in zwei Bussen aus Berlin auf dem Weg nach Weeze. Hier sollen sie bald eintreffen. Und auch von diesen Menschen haben viele ihre Haustiere mitgebracht, weil sie sie nicht in der Heimat allein zurücklassen wollten.

Zuständig für die Unterkunft am Airport ist die Bezirksregierung Düsseldorf. Von der Behörde hieß es am Montag: „Es trifft zu, dass einige Flüchtlinge aus der Ukraine mit ihren Haustieren kommen. Zurzeit befinden sich diese Tiere noch bei ihren Haltern. Eine verbindliche Lösung der Problematik ist beabsichtigt, aber noch nicht gefunden.“ Die verschiedenen Behörden beschäftigen sich mit dem Thema und stehen in enger Abstimmung.

 Viele Flüchtlinge nehmen ihre Haustiere mit. Auch in Weeze sind jetzt viele Hunde in der Flüchtlingsunterkunft angekommen.

Viele Flüchtlinge nehmen ihre Haustiere mit. Auch in Weeze sind jetzt viele Hunde in der Flüchtlingsunterkunft angekommen.

Foto: dpa/Carol Guzy

Ob Hund oder Katze – die Tiere müssen so schnell wie möglich auf EU-Standard gebracht werden. Das heißt: Sie erhalten einen Mikrochip, einen Tierausweis sowie eine Tollwutimpfung. Normalerweise benötigen Tiere all das, um überhaupt in die EU einreisen zu dürfen. Als Reaktion auf die Fluchtbewegungen aus der Ukraine hat Deutschland die Regeln Ende Februar gelockert – wohl auch, um Chaos und Bürokratie an den Grenzen zu vermeiden. Das Bundeslandwirtschaftsministerium weist aber darauf hin, dass die Vorkehrungen weiterhin zu treffen sind – nur eben nach statt vor der Einreise.

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