Kevelaer Wallfahrt endet mit Pfortenschließung

Kevelaer · Mit einem symbolischen Akt verschließt der emeritierte Hamburger Erzbischof Werner Thissen die Pforte der Kevelaerer Basilika St. Marien. Pastor Lohmann zieht positives Fazit. Der Erzbischof schlägt deutliche Worte an.

 Zwischen den schweren Torflügeln der Kevelaerer Basilika vollzieht der Erzbischof von Hamburg, Dr. Werner Thissen, das Ritual, mit dem die Wallfahrtszeit beendet wird. In seinem Rücken sind die Gläubigen versammelt, die den Augenblick miterleben wollen.

Zwischen den schweren Torflügeln der Kevelaerer Basilika vollzieht der Erzbischof von Hamburg, Dr. Werner Thissen, das Ritual, mit dem die Wallfahrtszeit beendet wird. In seinem Rücken sind die Gläubigen versammelt, die den Augenblick miterleben wollen.

Foto: Seybert

Genau 185 Tage währte die diesjährige Wallfahrt in der Marienstadt. Viele Tausende Menschen sind in dieser Zeit nach Kevelaer gepilgert, um zu beten, Sakramente zu empfangen oder einfach nur um inne zu halten. Traditionell endet die Wallfahrtszeit an Allerheiligen. Dazu wird die Pilgerpforte der Basilika von einem hohen Würdenträger symbolisch geschlossen - und in diesem Jahr war das nicht anders.

Nach dem zuvor begangenen Pontifikalamt versammelten sich die Gläubigen auf dem Vorplatz, um die Schließung der Pforte mitzuerleben. Dem emeritierten Erzbischof von Hamburg, Werner Thissen, oblag die Aufgabe, die beiden Türflügel zu schließen. Dafür nahm er den goldenen Schlüssel, versiegelte die Pforte und verkündete: "Die Pforte ist nun geschlossen." Mit diesem Akt endete gleichzeitig die Wallfahrtszeit.

Danach zogen die Gläubigen zunächst zum Gnadenbild und anschließend weiter ins Forum Pax Christi. Dort begrüßte der Pastor von St. Marien und Rektor der Wallfahrt, Rolf Lohmann, den Ehrengast aus der Hansestadt offiziell. "Für den Erzbischof ist sein Besuch quasi ein Heimspiel", sagte Lohmann.

Denn: Erzbischof Thissen ist nicht nur gebürtiger Klever, sondern absolvierte sein Abitur auch am Gymnasium Gaesdonck. Lohmann zog in seiner Ansprache ein positives Fazit, zumal auch gleichzeitig das 150-jährige Bestehen der Basilika gefeiert wurde. "Es war ein positives Jahr mit vielen Aufbrüchen und Facetten", sagte der Pastor, der auch schon einen Blick voraus warf und den Leitgedanken der kommenden Wallfahrt verkündete: "Habt Vertrauen, fürchtet euch nicht." Dieser Gedanke passte auch zur Predigt des Erzbischofs, die von deutlichen - und zugleich auch unmissverständlichen Worten - geprägt war.

Thissen hatte zuvor erklärt, dass "ein frischer Wind" in der katholischen Kirche herrsche. Papst Franziskus habe eine Menge dazu beigetragen. Der Erzbischof verglich die momentane Stimmung mit der Zeit während des Zweiten Vatikanischen Konzils. "Auch bei der Bischofssynode in Rom vor zwei Wochen habe ich diesen frischen Wind gespürt", erzählte Thissen. Dort habe es rege Diskussionen gegeben. Zu heikleren Themen in der katholischen Glaubenslehre bezog der Erzbischof deutlich Stellung.

Mit drei Leitmotiven - Mut, Orientierung und Kraft - sowie einigen Beispielen versuchte er den Gläubigen zu vermitteln, wie sie mit Gegenwind umzugehen hätten. Kirchliche Werte würden in "einer orientierungslosen Zeit" immer mehr in den Hintergrund rücken. So auch das biblische Bild von der Ehe zwischen Mann und Frau. Andere Lebensformen bekämen immer mehr Bedeutung. "Wir müssen das biblische Bild mit Gelassenheit bewahren", forderte der Erzbischof. Ähnlich äußerte er sich zur aktiven Sterbehilfe, die er in seiner Predigt strikt ablehnte. Pfarrer Lohmann verkündete im Anschluss, dass die Wallfahrt im kommenden Jahr durch den Erzbischof von Niamey, Djalwana Laurent Lompo (der übrigens auch anwesend war und Eindrücke sammelte), eröffnet wird. Nun soll aber erst einmal Ruhe einkehren.

(cad)
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