Kevelaer Vor 20 Jahren: Die Nacht, in der die Kirche einstürzte

Kevelaer · In der Nacht zum 24. Mai 1993 brach der Turm von Maria Magdalena in Goch in sich zusammen. Seit zehn Jahren steht er wieder.

 Am Morgen nach dem Einsturz bot sich den Gochern ein Bild des Grauens – und es war ein Wunder, dass niemand verletzt worden war.

Am Morgen nach dem Einsturz bot sich den Gochern ein Bild des Grauens – und es war ein Wunder, dass niemand verletzt worden war.

Foto: KLAUS-DIETER STADE

Zwei Jahrzehnte später noch weiß fast jeder Gocher, was er gemacht hat an jenem Tag. Am 24. Mai 1993, dem Tag, an dem frühmorgens um 2.27 Uhr der Kirchturm von St. Maria Magdalena in Goch einstürzte. Anwohner, wach geworden ob des Getöses, blickten hinaus und sahen nichts. Gar nichts. So dicht war die Staubwolke, so undurchdringlich, dass manche sie für dichten Nebel hielten.

So ging es auch Pastor Johannes Baptist Ludes. Dass er im Schlafzimmer des Pfarrhauses gleich nebenan überlebte, dass überhaupt alle Anwohner überlebten — das war das größte Glück und ein kleines Wunder in der Arnold-Janssen-Stadt Goch. Ludes sah, als er etwas sehen konnte, die Spitze des Kirchturms kaum drei Meter entfernt von seinem Bett — draußen hinterm Pfarrhaus auf dem schmalen Streifen zwischen Haus und Niers.

Noch am Abend zuvor war Maria Magdalena rappelvoll gewesen. Gottesdienst mit den Steylern, großer Andrang. Da hielt der Turm noch, irgendwie. Niemand sah, wie er in sich zusammensackte. Nicht umstürzte. Wäre er zu einer Seite gekippt — es hätte viele Tote gegeben. Wäre er auf die Kirche gefallen — "sie wäre wohl komplett zerstört worden", sagt Günter Hoebertz, "Nach-Nachfolger" von Johannes B. Ludes.

Nach Ludes kam Pastor Gerhard Hendricks. Er war es auch, der am 24. Mai vor zehn Jahren den neuen Kirchturm einweihte. Den Turm, um den es ob seiner Gestaltung so leidenschaftliche Auseinandersetzungen gegeben hatte zwischen denen, die "so wie früher" bauen wollten, und denen, die die (sich durchsetzende) Auffassung vertraten, man müsse dem neuen Turm ansehen, wann er gebaut worden sei, am Ende des 20. Jahrhunderts nämlich.

Der Plan von Heinz Wrede erhielt den Zuschlag. Das aber war nicht mal die halbe Miete. Thema Geld: 6,7 Millionen Mark mussten zum Wiederaufbau des Turmes zusammenkommen. Die Bauweise — eine der Folgen nach der langen Ursachenforschung. Letztlich sei es wohl ein Zusammenspiel unglücklicher Umstände gewesen, so Experten seinerzeit. Hoebertz: "Das Wichtigste: Ein Glück, dass kein Mensch zu Schaden kam."

(tc)
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