Neues Projekt von Organist Elmar Lehnen Basilika wird zum Tonstudio

Kevelaer · Elmar Lehnen, Basilikaorganist in Kevelaer, hat dem Vokalquartett „consonanz à 4“ wundervolle Lieder auf den Leib geschrieben. Nach und nach werden die Stücke nun eingespielt und sollen im März auf CD erscheinen.

 Elmar Lehnen, Wiltrud de Vries, Bernhard Scheffel, Annette Gutjahr und Allan Parkes (v.l.) bei den Aufnahmen in der Kevelaerer Basilika.

Elmar Lehnen, Wiltrud de Vries, Bernhard Scheffel, Annette Gutjahr und Allan Parkes (v.l.) bei den Aufnahmen in der Kevelaerer Basilika.

Foto: Waldor-Schäfer

Das ist ja richtig gut gegangen. Nachbars Hahn hat ausnahmsweise mal den Schnabel gehalten, der Mann mit dem Laubbläser draußen war wohl in der Mittagspause, dem Dohlen-Chor war’s zu nasskalt und – oh Glück – der Wind pfiff auch nicht um den Kirchturm und durchs alte Gemäuer. Die Vier von „consonanz à 4“ und der Mann mit den Notenblättern, Elmar Lehnen, strahlen: Aufnahme geglückt, wieder ein Teil der neuen CD eingesungen und eingespielt – hoch oben über den Dächern von Kevelaer – auf der hölzernen Orgelempore unterm Dach mit Sternenhimmel der Kevelaerer Marienbasilika.

Das Vokalquartett stand nicht zum ersten Mal dort oben – viele Konzerte haben sie den Niederrheinern schon geschenkt. Unvergessen ist der zauberhaft-mitreißende Auftritt beim Mysterien-Oratorium „Mensch! Maria!“ im Jahr 2017, als der Wallfahrtsort den 150. Geburtstag seiner Basilika feierte.

 Ruhe, bitte: Tontechniker Rolf Kirschbaum bei der Aufnahme des Vokalquartetts.

Ruhe, bitte: Tontechniker Rolf Kirschbaum bei der Aufnahme des Vokalquartetts.

Foto: Waldor-Schäfer

Nun sind Wiltrud de Vries (Sopran), Bernhard Scheffel (Tenor), Annette Gutjahr (Mezzosopran) und Allan Parkes (Bass) zurückgekehrt – und pardon, was so aussieht wie die Probe für den nächsten Auftritt beim Kindergeburtstag ist der hohen Kunst geschuldet: Auch die schönste und klarste Stimme kann nicht frohlocken, wenn sie kalte Füße hat. Gerade mal 13 Grad unterm Kirchenhimmel und dann komplizierte Tonfolgen und Notenkaskaden auf wahrlich hohem Niveau – das klappt nur, wenn die Seele nicht friert.

Die Lösung lautet: Ansitzsack. Und so krabbelt das Quartett aus dem hohen Norden in die flauschig-weichen niederrheinischen Kettengewirke. Viel Spielraum haben die Füße nicht, aber wichtig ist ja, was oben raus kommt. Und das sind vier wahrlich beeindruckende Stimmen die sich ineinander versenken, umschlingen, ab und an trennen um sich wieder ineinanderzulegen, mal zart und andächtig, mal laut und mächtig und voll und klar, und es schauert einem den Rücken rauf und runter vor lauter Klang und Harmonie.

Dass „consonanz à 4“ wieder im niederrheinischen Wallfahrtsstädtchen eine CD aufnimmt, liegt nicht am Charme der sanften Hintergrundgeräusche, die das Leben unfreiwillig der Musik  als leichte Live-Kulisse schenkt, sondern am örtlichen Organisten und Komponisten Elmar Lehnen. Der Mann ist ein Meister seines Fachs  – und er hat dem Vokalquartett nun Musik auf die Stimmen geschneidert: Marienlieder und andere geistliche Noten. Er selbst begleitet das Quartett an der mächtigen Seifert-Orgel. Das ist ein Jauchzen und Trompeten, ein Wimmern und Leiden, ein Jubilieren und Lobpreisen – und die Vier nehmen das gewaltige orchestrale Klangvolumen auf, schwingen sich hinein. Eine CD mit 15 Liedern wird bis März noch eingespielt – auch das Ergebnis einer langjährigen Freundschaft und zahlreicher gemeinsamer Konzertreisen der Fünf.

„Die Musik von Elmar Lehnen schwebt irgendwo zwischen Klassik, Jazz, Swing und Einflüssen des 70er Jahre Rock. Close Harmonie, überraschende harmonische Wendungen und eingängige Melodien vereint er zu seinem ganz eigenen Stil“, schwärmt Anette Gutjahr. Und schickt gleich einen Seufzer hinterher. „Elmars Musik ist sehr komplex und dicht –   manchmal kann man das fast nicht mehr singen, weil es körperlich unglaublich anstrengend ist.“

Und was dann erklingt klingt überrascht, ist voller Farbigkeit und Tiefe. Auch wenn man Orgelmusik nicht in seiner persönlichen Playlist hat – man kann es gut hören. Mal ein bisschen jazzig und verrockt, der Komponist ist mit Pink Floyd groß geworden. Dann  wieder voller Kirchenklang. Und weil die Orgel immer ein bisschen höher „singen“ kann als der Mensch, müssen die vier Stimmgewaltigen sich mitunter ganz schön strecken. Und sie tun das in beeindruckender Professionalität und mit einer solchen Freude, dass da plötzlich etwas sehr Eigenes entsteht.  Die vier Stimmen bleiben in ihrer Unterschiedlichkeit und und doch verschmelzen sie zu einem einzigen großen Klangkörper, bestehend aus Psalmen, Marientexten, einem Vaterunser und Überraschendem mehr.

Im März soll die CD unter dem Titel „Florete Flores“ auf den Markt kommen. Und dass das alles im Loden-Schlafsack zelebriert wurde, sei dann nicht mehr zu hören.

(RP)
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