Kevelaer Viele Fragen rund um Gesundheit der Niere

Kevelaer · Bei der RP-Telefonaktion wurde Dr. Andreas Fußhöller gestern mit zahlreichen Fällen konfrontiert. Erster Ansprechpartner ist der Hausarzt. Alarmierende Zahlen gibt es von den Statistikern.

 Der Mediziner berät eine Anruferin während der RP-Telefonaktion. Links ein Modell der Niere.

Der Mediziner berät eine Anruferin während der RP-Telefonaktion. Links ein Modell der Niere.

Foto: Thomas Binn (binn)

Wie wichtig die RP-Telefonaktion zum Thema "Nierengesundheit" war, untermauerte Dr. Andreas Fußhöller, der Leiter des KfH-Nierenzentrums, mit den gestern veröffentlichten Zahlen des statistischen Landesamts. Und die sind alarmierend: Im Jahr 2012 starben 6731 Menschen in NRW nach einer Nierenerkrankung, eine Steigerung um 7,3 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Damit waren Nierenerkrankungen die Ursache für 3,5 Prozent aller Todesfälle.

 Dr. Andreas Fußhöller untersucht mit einem Ultraschall-Gerät die Niere einer Patientin.

Dr. Andreas Fußhöller untersucht mit einem Ultraschall-Gerät die Niere einer Patientin.

Foto: Thomas Binn

"Jede Menge und ganz unterschiedliche Fragen zur Nierengesundheit wurden an mich gerichtet", freute sich der Nephrologe (Nierenarzt) und Chefarzt der Abteilung Innere Medizin des Gelderner St.-Clemens-Hospitals über das Interesse und Vertrauen der Menschen. Stellvertretend berichtete er von einigen Anliegen. "Ein hochbetagter Vater wollte wissen, ob er seinem nierenkranken Sohn eine Niere spenden kann. Im Prinzip sehe ich das Ansinnen als schwierig an. Um diese persönliche Situation abzuklären, habe ich ihm geraten, sich konkret an das Transplantationszentrum zu wenden."

Ein anderer Anrufer wollte beraten werden, wie er nachts mit ansteigendem Blutdruck umgehen könne. "Ich empfahl ihm, über den Hausarzt seines Vertrauens abzuklären, ob nicht möglicherweise eine Schlafapnoe oder Nierenerkrankung vorliegen könnte", so der Internist. Er sei offen für weitergehende Untersuchungen. Prinzipiell sei der zuständige Hausarzt in der Regel der erste Ansprechpartner, der im Verdachtsfall den Rat des Nephrologen einhole. Der Dialog zu den niedergelassenen Ärzten sei ausgesprochen konstruktiv.

In einem anders gelagerten Fall wollte ein Diabetiker erfahren, an welchen Untersuchungsparametern exakt eine gesunde Nierenfunktion abzulesen sei. "Viele Diabetiker besuchen ihren Hausarzt in regelmäßigen Intervallen über ein Programm mit der zuständigen Krankenkasse. Beim nächsten Routine-Check-Up des Blutes sollte einmal auf die Werte der Mikroalbuminurie im Urin geachtet werden", lautete die Antwort des Mediziners am Telefon.

Speziell fragte eine Rollstuhlfahrerin nach, wie hoch die Gefahr einer Nierenerkrankung bei einer diagnostizierten Schrumpfniere in Zusammenhang mit einer bestimmten Medikamenteneinnahme einzuschätzen sei. "Da dürfte nicht auszuschließen sein, dass eine Einschränkung der Muskulatur vorliegen könnte. Ich habe ihr die Empfehlung gegeben, den Arzt darauf aufmerksam zu machen, selbst unauffällige Werte kritisch zu betrachten", gab der Nephrologe der Anruferin den Rat.

Eine Frau erkundigte sich, ob sie Entwässerungstabletten gefahrlos weiter einnehmen könne. "Bei Einlagerungen von Flüssigkeit im Körper sollte der Ursache auf den Grund gegangen werden. Liegt der Blutdruck beim Patienten im Normalwert? Könnte eine bisher nicht diagnostizierte Herzinsuffizienz dafür verantwortlich sein?", empfahl der Chefarzt, weitere Entwicklungen medizinisch zu begleiten.

"Häufig erkundigten sich die Anrufer danach, wie es sich mit der Wechselwirkung bei Einnahme bestimmter Medikamente verhält", berichtete Dr. Fußhöller. Das für die Menschen alarmierende Stichwort war der Begriff "Nierentoxische Schmerzmedikamente".

Wenn es ausschließlich nur um die Dämmung von sporadisch auftretenden Schmerzen gehe, sei nichts gegen eine zusätzliche Einnahme dieser Mittel einzuwenden. Besonders aufmerksam sollte man hinschauen, wenn Schmerzmittel dauerhaft verabreicht werden. Es komme auf die Höhe der Dosis an, und in welcher Kombination sie mit anderen Medikamenten eingenommen werden. Bei einer konkreten Rückfrage handelte es sich um die Nachfrage nach dem Wirkstoff Diclofenac.

Dr. Fußhöller: "Nimmt ein Patient Medikamente zur Therapie mehrerer Erkrankungen ein, insbesondere in Verbindung mit einem Schmerzmittel, so sollte mit dem Arzt neu überdacht werden, ob die bisherige Dosis angebracht ist und ob das Schmerzmedikament nicht ersetzt werden kann."

(RP)
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