Theater in Kevelaer 80 Tage an einem Abend

Das Theaterensemble von Haus Freudenberg feierte in Kevelaer eine gelungene Premiere. Es gab 30-minütigen Schlussapplaus.

 Auch das Bühnenbild beeindruckte.

Auch das Bühnenbild beeindruckte.

Foto: Evers, Gottfried (eve)

Eine Theaterpremiere ist gelungen, wenn die Zuschauer begeistert lachen und vor Rührung weinen, wenn drei Stunden ganz schnell vergehen und zum Schluss Darsteller und Publikum gemeinsam feiern. So war es bei der ersten Vorstellung von „In 80 Tagen um die Welt“ durch die Truppe der Theaterwerkstatt Haus Freudenberg im Bühnenhaus. 48 Akteure erzählten die Geschichte von dem pedantischen „Erbsenzähler“ Phileas Fogg, der wettet, in 80 Tagen einmal die Welt zu umrunden.

Begleitet wird er von seinem Diener Passepartout sowie der Köchin Mrs. Potts. Irrtümlich wird er verfolgt von den Scotland-Yard-Beamten Fix und Fox, die glauben, er hätte die Bank von England beraubt. In Indien retten sie Prinzessin Aouda und nehmen sie mit auf ihre Reise. Phileas und die Prinzessin verlieben sich. Zurück in London glaubt der auf Pünktlichkeit bedachte zunächst, er sei zu spät. Die Zeitverschiebung aber sorgt dafür, dass er seine Wette gewinnt.

Regisseurin und Theatertherapeutin Anna Zimmermann-Hacks wählte die Bühnenfassung von Claus Martin für ihre Inszenierung. Frei nach Jules Verne ersetzt eine illustre Teegesellschaft britischer Damen die Club-Freunde von Mr. Fogg. Ihre bunten und kreativen Kostüme, für die Bärbel Sommer zuständig war, sind ein Teil des farbenprächtigen Bühnenbildes, das so kunterbunt ist wie das Ensemble der Schauspieler. Philipp Wälbers überzeugt in der Rolle des Phileas, der in seiner übertriebenen Genauigkeit doch ein großes Herz für alle Menschen hat und auch mal über sich selbst lachen kann.

Die Rolle des Passepartout übernehmen Max Hoyer und Ingo Tebarth als Team, Hoyer transportiert das Organisationtalent, Tebarth die Lebensfreude des findigen Dieners. Gabi Mitleger als Mrs. Potts begeistert mit schlagfertigem Humor, bringt das Publikum immer wieder zum Lachen. Wunderbar witzig ist auch das Inspektoren-Team Helge Wunderlich und Tobias Vos als Fix und Fox. Humor ist der rote Faden im Stück. Nicht zu kurz kommen auch die großen Emotionen, die durch das wahrhaftige Spiel aller Akteure die Herzen der Zuschauer erreichen. Berührend das Liebespaar Phileas und Prinzessin Aouda, gespielt von Carolin Nilkens.

Als ein Höhepunkt unterstreicht der Gesangsvortrag von Vivian Zastrow mit „Bis meine Welt die Augen schließt“ einen magischen Moment. Die musikalische Begleitung des Stücks übernimmt eine fünfköpfige Band, die Musikauswahl stets passend von „Currywurst“ über Beatles-Songs und aktuelle Hits. Die Weltreise mit nur einem einzigen Bühnenbild wird durch die Akteure in Szene gesetzt, zum Beispiel tänzerisch nach der Choreografie von Laura Sakowitz.

Die Besonderheit der Theaterwerkstatt von Haus Freudenberg, wo Menschen mit Behinderung rehabilitiert, betreut und beschäftigt werden, ist die Tatsache, dass die Truppe zu 70 Prozent aus Mitarbeitern und Beschäftigten dieses Hauses besteht. Durch das Theater finden viele einen Weg aus der gesellschaftlichen Isolation hinaus in die Welt. So heißt es im Songtext, der im Programmheft abgedruckt ist, und der während des 30-minütigen Schlussbeifalls vorgetragen wurde von Vivian Zastrow: „Passt auf, ich komm heraus. Und trete auf zu Trommeln und Applaus. Ohne Angst vor dem Licht, fürchten muss ich mich hier nicht. Ich bin ich.“

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