Auf Kreisebene Freie Wähler wollen Fraktionsstärke erreichen

Klares Wahlziel: Die Vereinigten Wählergemeinschaften im Kreis Kleve möchten in Zukunft auch im Kreistag ein Wort mitreden.

 Ralf Janssen und stellvertretende Vorsitzende Patricia Gerlings-Hellmanns Foto: möw

Ralf Janssen und stellvertretende Vorsitzende Patricia Gerlings-Hellmanns Foto: möw

Foto: Dirk Möwius

Nach den Kommunalwahlen im September wollen die Vereinigten Wählergemeinschaften im Kreis Kleve auch im Kreistag ein Wort mitreden. In den letzten Wochen und Monaten hatte der Vorstand zu Bürgerstammtischen in den Kommunen eingeladen, in denen es noch keine Wählergemeinschaft gibt. Kranenburg, Rees, Bedburg-Hau, Uedem, Weeze und Issum waren bisher ohne Wählergemeinschaft, in Rheurdt hat sich eine gegründet und Geldern ist dank der Initiative BiG auch kein weißer Fleck mehr. Als Wahlziel gibt der Vorsitzende Ralf Janssen Fraktionsstärke, also mindestens zwei Mandate, aus.

Damit würde man mindestens doppelt so gut wie vor sechs Jahren abschneiden. Damals reichte es für ein Kreistagsmandat. Es ging an Michael Heinricks, der in den Augen seiner früheren Mitstreiter erst mit der AfD liebäugelte und dann zu den Linken ging. Die Vereinigten Wählergemeinschaften, die damals noch nicht so hießen, trennten sich von ihm und konnten nur noch außer­parlamentarisch zu Kreisthemen Stellung nehmen.

Derzeit sehen sich die Freien Wählergemeinschaften im Aufwind. Janssen: „Laut Landesverband der Freien Wählergemeinschaften NRW gibt es einen enormen Zuwachs durch neugegründete Wählergemeinschaften. Seit der letzten Kommunalwahl 2014 hat der Landesverband einen Zuwachs von über 50 Prozent zu verzeichnen.“ Ähnliche Rückmeldungen bekomme die Kreiswählergemeinschaft auch aus den bereits vorhandenen Wählergemeinschaften im Kreis Kleve. „Auch die Mitgliederzahlen in den einzelnen Wählergemeinschaften steigen zusehends“, ergänzt die stellvertretende Vorsitzende Patricia Gerlings-Hellmanns.

Positiv sei auch das Echo bei den Bürgerstammtischen gewesen. Auch Vertreter der anderen Parteien seien gekommen – für die Wählergemeinschaften ein Zeichen, dass man sie ernst nimmt. Ziel sei es, den Bürgern den Unterschied zwischen einer Wählergemeinschaft und einer Partei zu erläutern. Der wichtigste Grund sich in einer Wählergemeinschaft zu engagieren sei, dass man sich nur für die Belange der Bürger in der Gemeinde oder Stadt engagiert. Janssen: „Die Wählergemeinschaften sind unabhängig von landes- und bundespolitischen Parteithemen.“ Und deutlich habe sich gezeigt: „Die Gesprächsthemen bei allen Stammtischen waren immer dieselben. Alte Seilschaften, Intransparenz, wenig Bürgerbeteiligung sind nur einige Beispiele“, so Janssen. Die Unzufriedenheit mit der Politik vor Ort und im Allgemeinen sei sehr hoch. Um dies zu ändern, muss man sich engagieren, so das Fazit der Gespräche. Dass dies kein Hexenwerk ist, wurde ebenfalls erläutert. „In allen Kommunen haben wir engagierte Bürger kennengelernt, die an einer Gründung einer Wählergemeinschaft interessiert sind. In einer Kommune ist dies bereits abgeschlossen. In den restlichen Kommunen laufen die Vorbereitung für eine Gründung. Ob diese Gründungen noch vor oder nach der Kommunalwahl im Herbst stattfinden, hängt von den Personen vor Ort ab“, berichtet Patricia Gerlings-Hellmanns. „Auf diesem Weg werden wir die Personen unterstützen und begleiten.“ Die wichtigste Nachricht im Sinne der Demokratie sei dabei: „Unzufriedenheit muss nicht im Weg zu radikalen Gruppierungen münden. In den Wählergemeinschaften kann man gezielt vor Ort Veränderung erreichen.“

Veränderung will man auch im Kreis erreichen. Dafür hofft man auf den Landratskandidaten Peter Driessen. Die Vereinigten Wählergemeinschaften im Kreis Kleve unterstützen seine Kandidatur genauso wie SPD, FDP und Grüne. Wie stark die einzelnen Wählergemeinschaften vor Ort mit Driessen arbeiten, sei aber jeder Vereinigung selbst überlassen. Mit Driessen als Chef im Kreishaus und der eigenen Faktion wolle man unter anderem erreichen, dass Kreistag und Ausschüsse auch wieder vermehrt in Geldern tagen. Patricia Gerlings-Hellmanns: „Wer aus Wachtendonk oder Straelen derzeit an einer Sitzung teilnehmen will, muss ja fast den ganzen Tag einplanen. Das ist sicherlich nicht bürgerfreundlich.“

 Vorsitzender Ralf Janssen (re.) und die stellvertretende Vorsitzende Patricia Gerlings-Hellmanns möchten ins Kreishaus.

Vorsitzender Ralf Janssen (re.) und die stellvertretende Vorsitzende Patricia Gerlings-Hellmanns möchten ins Kreishaus.

Foto: Dirk Möwius

Ende März werden die Wählergemeinschaften im Kreis über die Besetzung der Wahlbezirke entscheiden. Ziel ist es, jeweils Ansprechpartner aus den einzelnen Kommunen zu haben. Dann wird auch die Reserveliste aufgestellt werden. Einen Entwurf gibt es noch nicht, aber Ralf Janssen bekennt sich dazu, als Vorsitzender auch Interesse an der Arbeit im Kreistag zu haben.

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