Kevelaer Unter Dampf durchs Gelderland

Kevelaer · Die kohlebefeuerte Lok macht am Samstag Station in Kevelaer. Zweimal am Tag besteht die Gelegenheit, die historische Zugmaschine samt der betagten Anhänger zu bestaunen.

Kevelaer: Unter Dampf durchs Gelderland
Foto: Westfalendampf

Das Herz manches Eisenbahnromantikers wird am Samstag, 2. September, höher schlagen. Dann macht eine dampfbetriebene Schnellzugdampflok Station an verschiedenen Bahnhöfen im Gelderland.

Die Lok 01150 ist eben nicht irgendeine Lok. "380 Meter ist die Lok samt 13 Wagen lang und damit doppelt so lang wie die meisten Bahnsteige", sagt Thomas Wermers von der Arbeitsgemeinschaft Westfalendampf. Die organisiert die Fahrt nach Koblenz und Boppard am Rhein mit der historischen Lok. Bevor die aber am Ziel ankommt, werden einige niederrheinische Bahnhöfe angefahren. Damit Eisenbahnfreunde pünktlich dabei sein können, um die Lok in Augenschein zu nehmen und Fotos vom seltenen Anblick zu machen, gibt es hier einen Überblick: Goch 6.55 Uhr, Kevelaer 7.11 Uhr, Geldern 7.25 Uhr, Aldekerk 7.40 Uhr. Weiter geht es über Kempen, Krefeld, Neuss und Grevenbroich. Die Aldekerker machen bereits ordentlich Stimmung und suchen Musiker für einen spontanen Flashmob, um den einfahrenden Zug und seine Passagiere zu begrüßen. Abends passiert der Zug noch einmal die niederrheinischen Bahnhöfe. Aldekerk 22.20 Uhr, Geldern 22.35 Uhr, Kevelaer 22.50 Uhr, Goch 23.10 Uhr. Auch da ist musikalische Begleitung in Aldekerk durchaus erwünscht.

Georg Kaser vom Aldekerker Bahnhof bietet ab 7 Uhr morgens Kaffee und Frühstückshäppchen an und abends niederrheinische Brauhausspezialitäten anlässlich einer "Zugerwartungsparty".

Neben der imposanten Größe hat die kohlegefeuerte Schnellzugdampflok auch noch eine besondere Geschichte zu bieten, die Thomas Wermers zum Besten gibt. "1935 wurde die Lok gebaut. Damals fuhr sie zum 100-jährigen Bestehen der Eisenbahn in Deutschland durchs Bild." Fünf Jahrzehnte später war sie auch bei der 150-Jahr-Feier dabei. Bei guter Pflege könnte die Lok vielleicht sogar noch die 200-Jahr-Feier erleben. Die Reparaturen seien allerdings sehr aufwendig, erklärt Wermers. Altersbedingt gebe es so gut wie keine Ersatzteile. Wenn mal etwas defekt ist, dann werden die Ersatzteile oft von Hand gefertigt. "Das ist unglaublich aufwendig", sagt Wermers. Die Lok 01 150 gehört übrigens dem Bahnmuseum der Deutschen Bahn. Das war nicht immer so. 1973 wurde die Lok ausgemustert. Walter Seidensticker, der Unternehmer aus der Bekleidungsindustrie, rettete die Lok vor der Verschrottung. Später wurde sie Museumsstück. Die Eisenbahnstiftung Joachim Schmidt kümmert sich nun um die Lok.

Für Ausflüge wie am Samstag verlässt die Lok ihr museales Leben und startet noch einmal richtig durch. Zuschauer sind ihr sicher. Es gibt zwei Lager. Da sind zum einen diejenigen, die dampfbetriebene Loks tatsächlich noch aus der Kindheit kennen und solche, die einfach fasziniert sind von dem rauchenden Koloss, der die Schienen entlangrattert und einen Hauch von Nostalgie an den Niederrhein bringt.

(RP)
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