Ungewöhnliche Initiative in Kevelaer Im Angebot: Ladenlokal für einen Euro

Kevelaer · Für Vermieter in Kevelaer wird es immer schwerer, Interessenten für ihre Geschäfte in der City zu gewinnen. Otto Rogmans geht einen ungewöhnlichen Weg. Er bietet Räume für eine symbolische Miete an.

 Das Schild am Schaufenster in der Hauptstraße sorgt für Gesprächsstoff. Das Geschäft wird für einen Euro im Monat vermietet.

Das Schild am Schaufenster in der Hauptstraße sorgt für Gesprächsstoff. Das Geschäft wird für einen Euro im Monat vermietet.

Foto: Evers, Gottfried (eve)

Die Corona-Krise hat auch den Geschäftsleuten in Kevelaer zugesetzt. In der City gibt es zahlreiche Leerstände, auch in den guten Lagen von Hauptstraße und Busmannstraße. Interessenten zögern derzeit offenbar, bevor sie ein Geschäft in der Marienstadt eröffnen.

Und besondere Situationen führen anscheinend auch zu besonders kreativen Einfällen. Der Eigentümer eines Ladenlokals auf der Hauptstraße bietet die Räume jetzt für einen Euro im Monat an. Ein symbolischer Preis quasi, um einen Interessenten zu finden. Sechs Monate lang soll der neue Mieter nur den Euro plus Nebenkosten zahlen, danach werde man dann die marktüblichen Preise nehmen.

 Makler Norbert Platzer bietet das Ladenlokal für den Eigentümer an. Zuletzt war Weltbild in dem Geschäft.

Makler Norbert Platzer bietet das Ladenlokal für den Eigentümer an. Zuletzt war Weltbild in dem Geschäft.

Foto: Evers, Gottfried (eve)

„Es wird einfach immer schwieriger, einen solventen Mieter zu finden“, sagt Norbert Platzer, der das Objekt vermarktet. Die Idee zu der Euro-Aktion hatte der Eigentümer. Er hat mit der ungewöhnlichen Initiative auch das Ziel, jemanden zu finden, der schon Erfahrungen in der Branche hat und eine längere geschäftliche Historie vorweisen kann. „Viele Jahre lang habe ich das Geschäft gut vermieten können, ich konnte mir die Mieter quasi aussuchen“, berichtet Eigentümer Otto Rogmans. Doch der Trend habe sich gewandelt. In Kevelaer sei es immer schwieriger, gute Nachfolger für Ladengeschäfte zu bekommen. Derzeit sei kaum Land in Sicht. Die Situation werde nicht besser.

Das Angebot ist durchaus auch für den Vermieter ein Risiko. Denn immerhin verzichtet er auf viel Geld. Normalerweise wird für das rund 150 Quadratmeter große Ladenlokal auf der Hauptstraße eine Miete von rund 2000 Euro gezahlt. Da das Euro-Angebot für sechs Monate gilt, würde der Eigentümer damit auf rund 12.000 Euro verzichten. Doch das nehme man in Kauf, um einen guten Mieter zu finden.

Man wisse, dass auch in Kevelaer die Situation für die Händler nicht einfach sei. Einmal gebe es Einbußen wegen der Corona-Pandemie, aber Platzer übt auch deutliche Kritik an der Gewerkschaft Verdi. „Die Klagen gegen die verkaufsoffenen Sonntage sind gerade in Corona-Zeiten eine zusätzliche finanzielle Belastung für den Einzelhandel“, meint er. Gerade für eine Stadt wie Kevelaer seien die zusätzlichen Einkaufstage am Sonntag eminent wichtig. „Wir reden hier sicher über Umsatzeinbußen von rund 20 Prozent, weil die vier offenen Sonntage nicht stattfinden durften“, sagt er. Kevelaer lebe ebenso wie Xanten oder Kempen vom Flair der Innenstadt, das viele Besucher eben auch am Sonntag genießen und dann auch einkaufen wollen. „Jeder nicht stattfindende verkaufsoffene Sonntag tut den Geschäftsleuten richtig weh“, meint Platzer.

Die ungewöhnliche Aktion sei bereits auf Resonanz getroffen. Es habe eine ganze Reihe von Anfragen gegeben. Aber man wolle in Ruhe auswählen und auch keine Gastronomie in dem Geschäft haben. Auch eine Kette wäre durchaus willkommen, wenn sie ein entsprechendes Niveau hätte. Zuletzt war in dem Geschäft die Filiale von Weltbild untergebracht. Ein Mieter, mit dem man gerne weitergemacht hätte. Aber auch das Buchgeschäft schloss vor etwa einem Jahr, weil sich das Geschäft nicht rentierte. Seitdem steht das Ladenlokal leer.

Doch es gibt Hoffnung, dass mit der ungewöhnlichen Aktion ein Nachfolger gefunden wird. „Es gibt einen konkreten Interessenten, wir müssen sehen, ob wir da zu einer Einigung kommen“, so Platzer.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort