Weeze Über Nacht von Weeze nach Schweden

Weeze · Weil es ab Weeze keinen Frachtflug gibt, ist es für Speditionen wenig attraktiv, sich im Gewerbepark des Flughafens anzusiedeln. Thomas Denk hat mit seinem "Logistikservice" eine Nische gefunden: Transporte mit Kleinlastwagen.

 Acht von Thomas Denks Kleinlastwagen pendeln ab Weeze zwischen Schweden und Deutschland. Das Hauptgeschäft besteht darin, innerhalb weniger Stunden Maschinenteile oder auch medizinisches Verbrauchsmaterial zu liefern.

Acht von Thomas Denks Kleinlastwagen pendeln ab Weeze zwischen Schweden und Deutschland. Das Hauptgeschäft besteht darin, innerhalb weniger Stunden Maschinenteile oder auch medizinisches Verbrauchsmaterial zu liefern.

Foto: Foto nik

Wer den Flughafenring entlang fährt, wird das Wahrzeichen des jungen Unternehmens kaum übersehen: Lebensgroß und in realistischer Darstellung steht da plötzlich ein Elch auf einem kleinen Hügel. Davor ein Schild "Logistikservice am Airport Weeze". Inhaber ist Thomas Denk aus Uedem, der vom Flughafenring aus acht Mercedes Sprinter los schickt, um Waren und Kunden zueinander zu bringen. "Vor einigen Jahren haben wir als Zulieferer für die damals noch existierende Fluggesellschaft ,Business Direct' gearbeitet, die Ersatzteile für niederrheinische Unternehmen transportierte. Das Problem war wohl, dass es keine Fracht für den Rückflug gab - und bekanntlich auch nicht die Möglichkeit, nachts in Weeze zu landen."

Die Firma musste aufgeben und Denk mit seinen Leuten umdisponieren. "Zum Glück hatten wir gute Kontakte und bekamen andere Aufträge." Inzwischen pendeln ab Weeze acht Sprinter zwischen Schweden und Deutschland. "Wir fahren jede Nacht nach Kopenhagen und auf einer anderen Linie nach Bad Herzfeld bei Fulda. Das liegt mitten in Deutschland und ist ein Verteilzentrum für 57 Kleinbus-Linien."

Das Hauptgeschäft besteht darin, innerhalb weniger Stunden Maschinenteile oder auch medizinisches Verbrauchsmaterial zu liefern. Den Kunden brenne es unter den Nägeln, oft komme es auf jede Minute an. "Was Krankenhäuser bis 16 Uhr bestellen, wird innerhalb von 24 Stunden zum Beispiel in Schweden ausgeliefert", erklärt Denk. Dazu fährt einer seiner Angestellten die Bayer-Artikel von Weeze bis Kopenhagen, dort übernimmt ein Kollege und saust weiter Richtung Norden bis Göteborg. "Um schnell fahren zu können, sind wir auf der Langstrecke nur nachts unterwegs." Von Fulda aus führen andere Strecken sternförmig nach ganz Europa.

Zwei der Sprinter von Thomas Denk sind große Spezialfahrzeuge, die auch über eine Fahrerkabine verfügen. "Nicht in einer Pension übernachten zu müssen, sondern im Fahrzeug zu schlafen und nach dem Duschen auf dem Autohof gleich weiter fahren zu können, spart uns Zeit und damit Geld", sagt der Uedemer. Und er ist höchst flexibel. Seine Büro-Mitarbeiter, mehrsprachig und gut in Geografie, sind in ständiger Verbindung zu den Fahrern und lassen sie über "WhatsApp" wissen, wo welche Ware einzuladen oder abzuliefern ist. Denn wenn die eilige Hauptfracht ausgeliefert ist, muss der Rückweg verdient werden. "Wir transportieren vergessene Reisepässe, Schmuck, der eilig zum Kunden soll, Nabelschnurblut für Kliniken, sogar Waffen, die ein Jäger bei seinem Büchsenmacher bestellt hat."

Solche unauffällig verpackte Ladung darf nicht jede Firma transportieren. In Zusammenarbeit mit all den anderen Unternehmen, die Kleintransporter durch die Lande schicken, ist beinahe jedes Ziel schnell zu erreichen. Der Preis richtet sich nach dem Aufwand, den es bedeutet, die Ware zuzustellen, und nach dem Wert der Ladung. "Wir sind dabei durchweg günstiger als die großen Transportunternehmen", versichert Denk. Nicht zuletzt, weil er einige Fahrzeuge in Polen zugelassen hat (seine Frau ist Polin). Das spart eine Menge Geld. Und auch seine Mitarbeiter - zehn in Festanstellung, viele in Teilzeit - sind zur Hälfte Polen.

Die alten Hallen auf dem Airport-Gelände sind als Zwischenlager bestens geeignet, der "Logistikservice" braucht nicht viel mehr als ein Büro, fixe Mitarbeiter und Platz für Fahrer und Fahrzeuge. Dass es keine Zusammenarbeit mit einer Fluglinie mehr gibt, bedauert Denk. Aber ohne Nachtflug, das habe die Vergangenheit gezeigt, könne er die Kunden besser über die Straße bedienen.

(RP)
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