Kevelaer Trotz Besitz: Stiftungen sind in Geldnot

Kevelaer · Die andauernde Niedrigzinsphase macht auch den Kevelaerer Stiftungen zu schaffen. Erträge bleiben sehr gering, deutlich weniger Bedürftige als früher können unterstützt werden. Spenden und Benefizveranstaltungen helfen etwas.

Während sich Häuslebauer über die sehr niedrigen Kreditzinsen freuen, ärgern sich brave Sparer, weil ihre Guthaben sich kaum entwickeln. Ganz ähnlich geht es Kommunen und Institutionen: Ihre Notgroschen wachsen wegen der geringfügigen Habenzinsen nur wenig an. Sehr schwierig ist die Situation für Stiftungen, die häufig nur den Zinsertrag nutzen dürfen, um damit Gutes zu tun. In Kevelaer ist zum Beispiel die Stiftung Kerpenkate betroffen. Sie kann weniger talentierte Jugendliche fördern, als sie es gerne würde. Und auch Geld für sozial Bedürftige fehlt.

In der Vorweihnachtszeit hatte Karl Aengenheyster, der sich als pensionierter Finanzchef der Stadt um die Kerpenkate-Stiftung bemüht, ein Benefizkonzert mit der Geigerin Lea Brückner organisiert. Die Schülerin hat selbst jahrelang von der Förderung durch die Stiftung profitiert. Außerdem sorgte Aengenheyster in Verbindung mit dem Kevelaerer Maler und Kunsterzieher Paul Wans dafür, dass Nachwuchs-Maler Bilder verkaufen konnten. So konnten sie der Stiftung etwas zurückgeben. Vier Werke — handsigniert und im Passepartout — wurden in einer Auflage von je 30 Exemplaren für je 35 Euro zum Kauf angeboten.

So richtig viel Geld kam dadurch natürlich nicht zustande. Deshalb sucht die Stadt nach anderen Möglichkeiten, das Stiftungsvermögen zu mehren. "Verschiedene Dienstleister bieten dazu spezielle Finanzprodukte an", sagt Kämmerer Ralf Püplichuisen. Zum Glück liege das Geld bei den örtlichen Banken bis 2018 fest; vielleicht gibt es danach wieder ergiebigere Anlageformen. "Neben Finanzmitteln gehören der Stiftung auch Grundstücke. Wir prüfen, ob davon etwas verkauft werden könnte." Doch Püplichuisen sieht auch in diesem Bereich wenig Hoffnung. Denn es handelt sich um Gelände, das für Wohnbebauung derzeit nicht vorgesehen ist. Die Weststraße in Winnekendonk ist praktisch Außenbereich. Einer Mischbebauung müsste die Bezirksregierung zustimmen.

Etwas entspannter sieht die Lage bei der Kevelaerer Bürgerstiftung "Seid einig" aus. Die wird von Edmund Bercker betreut und widmet sich verschiedenen mildtätigen Zwecken. Dabei ist Bercker nicht nur auf die bescheidenen Zinserträge angewiesen. "Wir bekommen auch immer wieder Spenden von Privatleuten, Veranstaltungen oder Firmen", erklärt der Kevelaerer. Dieses Geld darf, wenn der Spender es nicht anders verfügt, unmittelbar sozialen Zwecken zugute kommen. "Den Kontakt zu uns vermittelt zum Beispiel die ,Tafel'", berichtet Bercker. Oft sind es akute Sorgen von Kevelaerern, die ihr dringend benötigtes Auto oder die Waschmaschine nicht reparieren lassen können. Alles, was übrigbleibt, wird dem Stiftungsvermögen zugeschlagen. Damit die bescheidenen Zinsen zumindest etwas Ertrag bringen und Gutes tun können. Bedarf dafür gebe es auch in Kevelaer reichlich.

(RP)
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